Indien und Pakistan
Vögel fallen wegen Hitzewelle dehydriert vom Himmel
Schon seit Wochen leiden Teile Indiens und Pakistans unter einer beispiellosen Hitzewelle. Gemessen wurden fast 50 Grad in der Mega-Metropole Neu-Delhi.
So hohe Temperaturen wurden zu dieser Jahreszeit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 122 Jahren nie registriert, heißt es in einer Studie des britischen Met Office1, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Viele Flüsse und Seen trocknen aus. Es gibt kaum noch Wasser. Vögel fallen dehydriert vom Himmel. Müllkippen brennen und vergiften die Atmosphäre.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) äußerte sich bei einem Regierungsbesuch in Indien Anfang Mai dazu: "Extreme Hitzewellen wie aktuell in Indien, Waldbrände und Pandemien halten uns vor Augen, wie verwundbar unser Planet ist und wie sehr wir von einer gesunden Natur und effektivem Klimaschutz abhängen."²
Das ist allerdings eine Binsenweisheit. Damit reduziert Steffi Lemke die dramatische Entwicklung im beschleunigten Übergang zu einer Klima- und Umweltkatastrophe auf eine "Verwundbarkeit". Es geht ja nicht um eine Wunde, die man heilen kann. Es geht um eine „lebensgefährliche Gesamtrichtung der beschleunigten Klimaerwärmung". Sie steuert auf „Kippunkte zu, an denen eine bis dahin allmähliche quantitative Zunahme bestimmter Faktoren in qualitative Sprünge umschlägt“ ("Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?", S. 124).
Aktuell sind durch die Hitzewelle mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. Es werden bald ganze Regionen unbewohnbar. Solche rekordverdächtigen Hitzewellen in der Region Südasiens sind aufgrund der Klimakrise über hundertmal wahrscheinlicher geworden. Mit der Erderwärmung nehmen auch regionale Unwetterkatastrophen zu. Im Nordosten Indiens regnet es fast pausenlos. Viele Menschen mussten vor den Wassermassen fliehen.
Es ist gerade zynisch, wenn Lemke sagt, man müsse sich nur das Problem "vor Augen halten" und gleichzeitig gemeinsam mit Robert Habeck die Umweltpolitik unter die Kriegspolitik und den Krieg unterordnet und unter anderem LNG-Terminals für Fracking-Gas aus den USA und Flüssiggas aus Katar forciert.
Als hätten die Menschen in Indien und Pakistan nicht schon längst vor Augen und am eigenen Leib gespürt, was die Erwärmung, regionale Umweltkatastrophen und Wassermangel bedeuten. Seit 1980, so zeigen es Daten der indischen Regierung, hat die Sterblichkeit durch Hitze um mehr als 60 Prozent zugenommen. Besonders die schwüle oder feuchte Hitze führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. Bei 35 Grad feuchter Hitze ist ein kritischer Wert erreicht. Dann ist ein Mensch physikalisch nicht mehr in der Lage, Wärme an die Umgebung abzuführen, weil die Temperatur der Hautoberfläche genau der Feuchttemperatur entspricht.
Wir haben es mit einer mutwilligen Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen zu tun! Auch in Europa steigt das Thermometer. Über das Wochenende erwartet Spanien eine Gluthitze mit mehr als 40 Grad. Damit werden Temperaturrekorde in Frankreich und Spanien bereits im Mai erreicht. Deshalb ist es höchste Zeit für einen aktiven Massenwiderstand gegen die drohende Umweltkatastrophe - mit einem gesellschaftsverändernden Charakter
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