Vallourec Düsseldorf/Mülheim an der Ruhr
Geschäftsleitung mit Polizeischutz durch die Hintertür
Am Montag waren die Vallourec-Kollegen in Paris, Dienstag hatten sie frei bekommen (ein Zugeständnis). Am Mittwoch kam dann die Mitteilung, dass die Werke in Düsseldorf-Rath und Mülheim an der Ruhr Ende 2023 geschlossen werden.
Bereits gestern hatte es in Düsseldorf-Rath eine Betriebsversammlung auf dem Firmengelände gegeben, auf der die Kollegen ihrem Unmut Luft machten. Der Rather Werksleiter redete sich raus: Er fände das auch nicht gut, aber er verstehe die Entscheidung. Die Gewerkschaftsführung und der Betriebsrat beeilten sich, einen Sozialtarifvertrag zu fordern. Damit geben sie aber den Kampf um die Arbeitsplätze auf. Zudem fordern sie noch eine Motivationsprämie, um die Produktion bis Ende 2023 aufrechtzuerhalten. Das wäre aber nichts anderes als eine Anti-Streik-Prämie.
Auf der heutigen Versammlung im Rather Dome wollte nun die (französische) Konzern-Geschäftsleitung Rede und Antwort stehen. Mit Bussen waren auch die Mülheimer Kollegen dazu geholt worden.
Viele der Jüngeren meinen, sie finden etwas anderes. Aber ist das so? Mit der Krise des imperialistischen Weltsystems müssen wir uns auf weitere Arbeitsplatzvernichtung einstellen. Dazu kommt, das gerade im Ruhrgebiet durch die jahrzehntelange Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Schwerindustrie praktisch kaum vernünftige Arbeit zu finden ist. Und was ist mit den älteren Kollegen? Und was mit der Zukunft der Jugend? Die Arbeitsplätze werden fehlen! Die Herausforderung ist: Das Vertrauen in die eigene Kampfkraft zu haben.
Fakt ist: Wenn die Werksleitung bis Ende 2023 das Werk erhalten will, sind auch noch entsprechend Aufträge da und die Belegschaft hat damit ein Faustpfand für einen Streik gegen die Schließungspläne in der Hinterhand.
Auf der Versammlung zeigte sich der große Unmut der Belegschaft. Den Betriebsrat ließen sie noch reden, aber als ein Vertreter der Konzernleitung sprechen wollte, flogen Eier, Trillerpfeifen, Papier und anderes. Die Veranstaltung wurde dann abgebrochen. Die Geschäftsleitung verließ die Halle unter Polizeischutz durch den Hinterausgang.
Das macht deutlich, dass eine Riesenwut da ist, aber dass noch nicht richtig klar ist, wie der Kampf geführt werden muss - und wofür.
Unter der Überschrift: "„Jetzt ist die Katze aus dem Sack – Vallourec-Vorstand will brutale Werksschließung bis 2023 - Jetzt ist die Antwort der Belegschaft gefragt!“ schreibt die Kollegenzeitung Stahlkocher dazu in einer Extra-Ausgabe:
Entsetzen, Wut, Trauer. Wir sind Montag nach Paris gefahren, um um unsere Arbeits- und Ausbildungsplätze zu kämpfen. Der Konzern sollte uns kennenlernen. Kalt lächelnd haben sie uns abgefertigt. Zwei Tage später: Die Entscheidung. Die Werke in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr sollen plattgemacht werden. 2400 Arbeiterfamilien sollen ihre Existenzgrundlage verlieren – zusätzlich die Lieferanten, Fremdfirmen, Reiniger … bis hin zum Bäcker an der Ecke.
Uns werfen sie vor, wir wären für 700 Millionen Euro Verlust in den letzten Jahren verantwortlich. Eine Frechheit! Arbeiter produzieren keine Verluste. Von 2016 bis 2020 wurde aus jedem Kollegen mehr rausgeholt. Von 161.804 Euro jährlich auf 250.844 Euro jährlich. Jetzt sollen wir einen Tritt bekommen und noch alle Aufträge wegarbeiten, damit Vallourec 2023 die Flächen an Immobilienhaie verkaufen kann und bis dahin weiter Profite scheffelt.
Die Stahlkonzerne sind alle Profiteure der Kriegs- und Krisenpolitik der Regierung, machen gerade Profite ohne Ende. Die Folgen werden auf die Masse der Bevölkerung abgewälzt und aktiv wird ein atomarer III. Weltkrieg durch Russland und die NATO vorbereitet.
Der Stahlkocher hat schon im November vor dem Täuschungsmanöver mit den „Investoren“ gewarnt. Damit sollten wir vom entschiedenen Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz abgehalten werden. Es war nötig, dass das platzt. Eine Enttäuschung die heilsam sein kann.
Jetzt müssen wir diskutieren und uns entscheiden: Wie soll es weitergehen? Die Kröte schlucken, weil Vallourec die Profite nicht reichen? Mit einem Kampf um einen Sozialtarifvertrag die Werksschließungen akzeptieren? Auf „die Politik“ hoffen? Das kann es nicht sein! Das sind wir unseren Kindern schuldig.
Nötig ist ein Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz – ein selbständiger Streik! Dazu fehlt Gewerkschaft und Betriebsrat das gesetzliche Streikrecht! Also muss der Kampf selbständig sein.
Wie in Rheinhausen oder bei Opel. Da haben die Kollegen selbständig gestreikt, so lange noch Aufträge und damit Druckmittel vorhanden waren. Sie haben den Konzernen Zugeständnisse abgetrotzt. In Rheinhausen haben am Ende die, die nicht in Rente konnten, Ersatzarbeitsplätze bekommen. Bei Opel wurde das Werk zwölf Jahre lang erhalten.
Aber das Wichtigste: Wir Arbeiter im Ruhrgebiet und am Rhein haben gelernt, wie wir uns organisieren und wie wir kämpfen müssen: Dass der Kapitalismus unser Feind ist, wer unsere Freunde und Feinde sind, dass die Solidarität steht und dass die MLPD als revolutionäre Arbeiterpartei auf unserer Seite steht.
So ein Streik muss jetzt her, und er muss gründlich vorbereitet werden. Macht mit in den Redaktionen des Stahlkocher. Sprecht mit den Verteilern.
Die Schließung bei Vallourec geht alle Stahlarbeiter an.
Von wegen grüne Transformation! Der Vallourec-Vorstand sagt, die Wasserstoffstrategie sei kein „Investment Case“ für die nächsten zehn Jahre. Auf Deutsch: Da wird nichts investiert! Ohne neue Rohre die Produktion auf Wasserstoff umstellen, wie soll das gehen?
Die Konzernvorstände bei ThyssenKrupp, Vallourec und Salzgitter geiern auf Milliarden Subventionen. Die Zukunft der Arbeiterfamilien und der Umwelt geht ihnen am A… vorbei. Uns aber nicht!
Also ist jetzt gemeinsamer Kampf gefragt. Aktive Solidarität für den Kampf der Vallourec-Kollegen, Solidaritätsstreiks!
Viele Gründe dafür, in der Tarifrunde um die 8,2 Prozent zu kämpfen und zusätzlich einen Lohnnachschlag durchzusetzen.
Machen wir unsere IG Metall zur Kampforganisation für unsere Interessen, statt für die Illusion des Sozialtarifvertrags.
Der Stahlkocher schlägt vor:
- Unbefristeter selbständiger Streik, bis sich Schließung vom Tisch ist!
- Jetzt erst recht: 8,2 Prozent auf zwölf Monate und Lohnnachschlag!
- Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in allen Stahlbuden!
- Aktiver Widerstand gegen die akute Gefahr eines III. Weltkriegs!
- Für ein vollständiges, allseitiges gesetzliches Streikrecht!
- Streik in allen Stahlbetrieben!