Stahl

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8,2 Prozent bringt Arbeitgeberverband Stahl zum Aufheulen

Laut Dr. Gerhard Erdmann vom Arbeitgeberverband Stahl werde die Tarifforderung der Stahlarbeiter: „Vor allem den Gefahren … (die sich) aus dem Krieg der Ukraine ergeben, nicht gerecht.“

Korrespondenz

Da stimmen ihm die Kollegen voll zu, denn diese Forderung ist gerade das Minimum, um die offizielle Inflation auszugleichen. Seit 2019 sind die Stundenlöhne nicht einen einzigen Cent gestiegen. Die Preise jedoch schon. Und entsprechend hatten wir im letzten Jahr schon eine Inflation von über 5 Prozent. Deswegen haben die Kollegen in den Betrieben auch bis zu 20 Prozent Lohnerhöhung gefordert!

 

Aber das ist für Erdmann überhaupt kein Grund: Klar, als Vertreter der Stahlkonzerne. Die Arbeiter sollen überhaupt froh sein, dass sie Arbeit haben. „Auch die derzeitige Inflation rechtfertigt die Forderung nicht: Die Teuerung ist vor allem durch Versorgungsengpässe aufgrund von temporären Störungen der internationalen Logistikketten sowie durch den Krieg in der Ukraine verursacht. Diese Effekte treffen die deutsche Stahlindustrie ebenfalls mit voller Wucht und zählen zum allgemeinen Lebensrisiko.“ Komisch, vor einigen Jahren meinten die Konzerne noch, dass der Markt alles selbst reguliert. Was er völlig verschweigt: Die Konzerne werden, im Gegensatz zu den Arbeitern, vom Staat unterstützt. Alleine durch das Kurzarbeitergeld wird ihnen ein Teil der Lohnkosten bezahlt. Aber auch die Investitionstätigkeit soll vom Staat gefördert werden. Ganz zu schweigen davon, dass durch die massive Aufrüstung und Kriegsvorbereitung gerade die Stahlkonzerne profitieren.

 

Für den Krieg sind doch die Konzerne verantwortlich: Hier geht es um die Neuaufteilung des Weltmarktes, es geht um Absatzmärkte und Einflussgebiete. Ganz im Interesse der Konzern. Der Vorstand von thyssenkrupp hat vor Jahren schon offen gesagt, dass es sein Ziel ist, die Marktführerschaft in Europa gegen den zunehmenden Import aus den neuimperialistischen Ländern China, Russland und der Türkei zu verteidigen. Dieser Konkurrenzkampf wird jetzt mit Waffen und Panzernm die aus Stahl gebaut sind, geführt. Da träumen die Konzerne schon von Monopolpreisen und von der Stärkung der nationalen Stahlindustrie.

 

Wir Arbeiter sollen aber dass „allgemeine Lebensrisiko“ einfach akzeptieren und froh darüber sein, überhaupt noch Arbeit zu haben. Am besten, wir fordern gar nichts, sagen die Tarifrunde ab und stärken unserem Konzern in diesem Konkurrenzkampf den Rücken. Seiner Meinung nach sei es „nicht die Aufgabe der Tarifparteien, gleichsam eine Art von Versicherung gegen derartige allgemeine Lebensrisiken zur Verfügung zu stellen.“ Versicherung sicher nicht, aber Kampforganisationen! Wozu sind die Gewerkschaften denn sonst da? Die Arbeiter sind organisiert, weil sie genau wissen, dass sie nur gemeinsam ihre berechtigten Forderungen durchsetzen können.

 

Viel zu oft wurde in der Vergangenheit Rücksicht auf die Gewinne der sogenannten „Tarifpartner“ genommen. Von dieser "Partnerschaft" haben die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben genug. Es zeigt sich, dass die Stahlkonzerne nicht bereit dazu sind, hier Zugeständnisse zu machen. Deswegen ist es richtig, dass in der Tarifkommission NRW diskutiert wurde, sich auf einen richtigen Streik zur Durchsetzung der Forderung vorzubereiten und dies mit den Mitgliedern zu diskutieren.

 

Eine konsequente Tarifrunde in der Stahlindustrie kann das Selbstbewusstsein der Arbeiter stärken und muss mit dem Kampf gegen die akute Weltkriegsgefahr und gegen die Abwälzung der Kriegslasten auf die Arbeiter und breiten Massen verbunden werden. Es geht nicht um eine Lebensversicherung, sondern darum, die Ursachen für Kriege, Armut und Lohnraub ins Visier zu nehmen. Da brauchen die Konzerne dann eine „Lebensversicherung“!