Rostock

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Neue opportunistische Blüten des Co-Managements

Ich traute meinen Augen nicht, als ich in der Osterausgabe der "Ostseezeitung" (OZ) folgende große Anzeige der IG Metall lese: „WIR SIND NORDEX. Motivierte Belegschaft sucht fairen Arbeitgeber – vorwiegend aus dem Bereich der Windenergie... . Stichwort: 530 Arbeitsplätzen eine Zukunft geben.“ Hintergrund: Nordex will das Werk in Rostock bis Ende Juni schließen und die Rotorblätter aus Kostengründen zukünftig in Indien produzieren lassen.

Korrespondenz

Das Co-Management der rechten Gewerkschaftsführung führt zu immer neuen Blüten des Opportunismus, um ja nicht den Geist des Klassenkampfes aufkommen zu lassen und die Kolleginnen und Kollegen von ihrem berechtigten Protest und Kampf gegen die Schließung des Werkes abzulenken.

 

Als ob es im Kapitalismus „faire Arbeitgeber“ gebe, die nur darauf warten, einer „motivierten Belegschaft“ neue Arbeitsplätze zu schaffen. Auch einem neuen Investor geht es aufgrund der internationalen Konkurrenz auf dem Weltmarkt nur um Profitmaximierung, die ihn dazu zwingt die Produktionskosten und vor allem die Lohnkosten massiv zu senken. Eine immer schärfere Ausbeutung, Reallohnabbau und Intensivierung der Arbeit ist die einzige „Zukunft“, die der Kapitalismus den Arbeitern zu bieten hat.

 

Statt Kampf um jeden Arbeitsplatz und um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich geht es dem Co-Manager Stefan Schad, Geschäftsführer der IG-Metall Rostock-Schwerin, ganz pragmatisch um drei Aufgaben: Erstens sollten die Mitarbeiter eine Abfindung erhalten. Zweitens sollte Nordex Gebäude und Flächen für andere Investoren „freigeben“. Drittens sei eine „vernünftige Transfergesellschaft“ nötig, weil es kurzfristig unmöglich sei, wenn überhaupt einen neuen „Arbeitgeber“ zu finden.


Unterstützt wird er von Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linkspartei): „Die Stadt hat viel in dieses Werk investiert. Es sollten solange Rotorblätter hergestellt werden, wie es vernünftig ist – und nicht nur bis es sich nicht mehr rechnet.“ Der Konzern habe „verkackt“. (OZ, 12.4.22) Doch die „Vernunft“ der Konzerne ist nicht klassenneutral, sondern folgt einzig und allein dem Profitgesetz des Kapitalismus. Insofern hat nicht nur Nordex „verkackt“, sondern das gesamte Profitsystem, das revolutionär überwunden werden muss. Vor dieser Perspektive versucht der moderne Reformismus mit immer neuen illusionären Phrasen abzulenken.