Nationalitätenpolitik
Henri Barbusse über Stalin und die Ukraine
Der kommunistische französische Schriftsteller Henri Barbusse befasste sich in seiner Stalin-Biografie auch mit dessen Politik gegenüber der Ukraine.
“Die Frage der Ukraine war eine von herausragender Bedeutung. Die Ukraine, die so lange unter der Knute des zaristischen Despotismus litt, der die Russifizierung wie eine Zwangsimpfung gegen eine Krankheit betrieb, wurde nach dem Oktober ein Schauplatz des Bürgerkriegs, der voller Tumulte war. Der Kampf der ukrainischen Arbeiter und Bauern gegen die Reaktionäre verschiedener Schattierungen, der Kampf der Arbeiter im Donez, der Kampf gegen die deutsche Besetzung der Ukraine, der Sturz des Direktoriums, das sich ein scheindemokratisches Mäntelchen umhängte, gegen die Intervention der Entente (Schwarzmeerflotte), der Kampf gegen die weißen Polen, gegen Wrangel. Die Politik und Taktik des Kampfes in der Ukraine hatten eine wichtige Bedeutung für die Gesamtentwicklung. Stalin wurde in die Ukraine entsandt und nahm unter anderem als Vertreter des ZK der KPdSU 1923 an der vierten nationalen Parteikonferenz in der Ukraine teil.
Stalin legte besonderen Wert auf eine korrekte Nationalitätenpolitik in der Ukraine - sowohl unter dem Gesichtspunkt der inneren, wie auch der internationalen Entwicklung. Jetzt ist die Ukraine wieder Ziel konterrevolutionärer Pläne. Polen (das erst mit Frankreich zusammenarbeitete und dann mit dem faschistischen Deutschland) und Hitlerdeutschland selbst machen keinen Hehl aus ihren antibolschewistischen Intrigen und Fallstricken gegen die Ukraine. Diese Republik, die treu zur Union steht, scheint einem Geheimkrieg ausgesetzt zu sein.“ Soweit Barbusse; eigene Übersetzung.
Entgegen allen Verleumdungen war Stalin maßgeblich an der Entwicklung der sozialistischen Nationalitätenpolitik beteiligt. Diese sicherte den freiwilligen Zusammenschluss der Nationalitäten in der Sowjetunion auf gleichberechtigter Grundlage einschließlich des Rechts auf Lostrennung. Stalin führte stets den Kampf gegen jeden Nationalismus, insbesondere den großrussischen Chauvinismus, den er als Hauptgefahr sah. Die Politik der Russifizierung der Ukraine war die des Zarismus und des Sozialimperialismus.
Stalin sagte auf dem 10. Parteitag der KPdSU 1921: "Ich habe hier ferner einen Zettel, auf dem es heißt, daß wir Kommunisten angeblich die bjelorussische Nationalität künstlich züchten. Das trifft nicht zu, denn die bjelorussische Nation existiert, sie besitzt ihre, sich von der russischen unterscheidende Sprache, so daß man die Kultur des bjelorussischen Volkes nur in dessen eigener Sprache heben kann. Die gleichen Reden konnte man vor etwa fünf Jahren über die Ukraine, über die ukrainische Nation hören. Und noch vor kurzem wurde behauptet, die ukrainische Republik und die ukrainische Nation seien eine Erfindung der Deutschen. Indessen ist es klar, daß die ukrainische Nation existiert, und es ist die Pflicht der Kommunisten, deren Kultur zu entwickeln. Man kann nicht gegen die Geschichte anrennen. Es ist klar: Wenn auch in den Städten der Ukraine bis jetzt noch die russischen Elemente überwiegen, so werden doch diese Städte im Laufe der Zeit unvermeidlich ukrainisiert werden.“ (Stalin Werke Band 5, Seite 42).