El Cerrejón

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Deutschland will Steinkohleimport aus Kolumbien massiv steigern

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Kolumbien angerufen und um Kooperationen zur Überwindung "aktueller Energieengpässe" gebeten. Daraufhin hat der reaktionäre kolumbianische Präsident Iván Duque angekündigt, Kolumbien könne seine Energieproduktion sofort erheblich steigern. Das Land verfüge über einige der größten noch ungenutzten Energieressourcen der Welt.

Von gis
Deutschland will Steinkohleimport aus Kolumbien massiv steigern
El Cerrejón erstreckt sich über 69.000 Hektar und ist der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas sowie einer der größten der Welt

Hintergrund ist, dass die Bundesregierung seit ihrem Übergang zur offen imperialistischen Außen- und Militärpolitik permanent davon spricht, die Abhängigkeit von Energieexporten aus dem neuimperialistischen Russland zu beenden oder zumindest zu verringern. Mit ihrer unnachahmlichen Fachkompetenz kündigt die lauteste Kriegstreiberin der Regierung, die grüne Außenministerin Annalena Baerbock, den "vollständigen Ausstieg" aus russischen Energieimporten an: "Aus Kohle bis zum Sommer, Öl halbieren wir bis zum Sommer und werden bis Jahresende bei null sein." Vom Gas-Embargo spricht sie allerdings nicht.

 

Aufgrund der explodierenden Gaspreise auf dem Weltmarkt ist derzeit die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken profitabler als durch Gaskraftwerke. Baerbock und Habeck haben kein Problem damit, Öl in Katar und Kohle in Kolumbien zu beschaffen. Menschenrechte und die im Wahlkampf versprochene Abkehr von fossilen Energieträgern stehen auf einem anderen Blatt. Das holt man bei anderer Gelegenheit wieder raus, wenn es darum geht, die eigene imperialistische Politik zu begründen. "Alles für den Krieg" um die Ukraine im Interesse von NATO, US-, EU- und deutschem Imperialismus ist inzwischen zur Hauptdevise der einstmaligen pazifistischen und umweltbewegten Grünen geworden. Der aktive Widerstand für die Beendigung des Ukraine-Kriegs und zur Verhinderung eines dritten Weltkriegs muss sich entschieden auch gegen die deutsche Bundesregierung richten!

 

Die deutschen Steinkohle-Importe aus Kolumbien betrugen im März 2022 1,3 Millionen Tonnen – ein Anstieg um 47,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Daneben steigerte Deutschland im März 2022 die Einfuhr aus den USA (809.000 Tonnen) und importierte im ersten Quartal 2022 auch Steinkohle aus Südafrika (287.000 Tonnen) sowie aus Australien (537.000). In Kolumbien wird die Exportkohle vor allem in der Mine El Cerrejón der Bergbaukonzerne Anglo American, BHP Billiton und Glencore gefördert. Sie ist einer der weltgrößten Steinkohle-Tagebaue und seit Jahren wegen massiver Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Das Bergwerk befindet sich im Gebiet der indigenen Wayuu in La Guajira, deren Lebensgrundlagen durch die Kohleförderung zunehmend zerstört und die von Zwangsumsiedlungen betroffen sind. Nicht umsonst wird von kolumbianischer Blutkohle gesprochen und gefordert, sie nicht nach Deutschland zu importieren, sondern auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzusteigen.

 

Die Bergleute von El Cerrejón haben immer wieder machtvolle Kämpfe geführt und sich für die Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung eingesetzt. Sie gehören zur Internationalen Bergarbeiterkoordinierung, zur ersten Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Peru 2013 sind ihre Delegationen mit Bussen gekommen. 2020 hielten sie den Erpressungsversuchen der drei transnationalen Konzerne stand, die El Cerrejón besitzen. In einer Pressemitteilung schrieb ihre Gewerkschaft damals: "Das Unternehmen drohte der Gemeinde mit dem Entzug der humanitären Hilfe und insbesondere mit dem Entzug des Rechts auf Wasser, das es an die Anwohner entlang der Eisenbahnlinie verteilt, falls die Arbeiterinnen und Arbeiter streiken sollten. So wurde es in die (lokalen) Medien angekündigt. Es war klar, dass das Unternehmen die Absicht hatte, die Gemeinde gegen uns aufzubringen als Opfer eines Streiks, für den Cerrejón allein verantwortlich ist. Darüber hinaus wollte das Unternehmen den Streik als gewalttätig 'abstempeln', als die Gemeinde in der Nähe von Puerto Bolivar und aus eigener Initiative protestierte, nachdem Cerrejón in den ersten Tagen des Streiks die Wasserversorgung einstellte. Unsere Rolle als Gewerkschaft bestand nur darin, die Botschaft der Bevölkerung zu den arroganten Herrschern von Cerrejón in Puerto Bolivar zu überbringen, angesichts ihrer Weigerung, mit den einheimischen Protestierenden zu sprechen." Auch im Zusammenhang mit dem landesweiten Aufstand "paro nacional" kämpften die Bergarbeiter. Letztes Jahr wurde die ganze Belegschaft ausgesperrt und kämpfte um ihre Wiedereinstellung. Sie verbanden sich dabei mit dem Kampf der Bevölkerung, insbesondere der Ureinwohner gegen die Umweltzerstörung.

 

Die internationale Einheit der Bergarbeiter, der kolumbianischen, der ukrainischen, der russischen, der deutschen, der australischen ... ist herausgefordert als Rückgrat einer internationalen neuen Friedensbewegung!