Reutlingen
Gedanken einer Leiharbeiterin
Ich arbeite seit einigen Jahren in einer Leiharbeitsfirma. Natürlich bin ich froh, erst mal Arbeit zu haben. Aber wie sieht das konkret aus?
Ich war jeden Tag auf verschiedenen Arbeitsstätten eingeteilt, was heißt, ich musste oft zwischen Reutlingen, Tübingen oder Metzingen pendeln. Die Wegezeiten und auch die Buskarte wurden mir natürlich nicht bezahlt. So kam ich meist täglich auf eine Arbeitszeit von ca. zehn bis zwölf Stunden. Wie man da Familie und Kinder unter einen Hut bringt, interessiert keinen. Es sitzt ja auch immer die Angst im Nacken, dass man seinen Job verliert, wenn man dagegen protestiert.
Ich selbst erhalte elf Euro für die Stunde, weiß aber, dass die Firmen, bei denen ich eingesetzt bin, zwischen 40 und 50 Euro an die Leiharbeitsfirma zahlen. Das sind also keine Wohltäter, denn die verdienen gut an meiner Arbeitskraft. Oft frage ich mich, warum ich denn nicht direkt fest angestellt werde, da wo ich arbeite? Die Antwort: „Die Firmen beschäftigen mich nur, wenn sie gerade Bedarf haben.“ Wir Leiharbeitskräfte werden flexibel eingesetzt und ein Kündigungsschutz muss nicht eingehalten werden.
Mir geht viel durch den Kopf, vor allem: Was kann man dagegen tun? Wir sind oft gewerkschaftlich nicht organisiert und allein kann man nicht kämpfen. Deshalb wünsche ich mir, dass ich mit den Kolleginnen und Kollegen, die fest angestellt sind, und mit der Gewerkschaft gemeinsam gegen dieses System der Leiharbeit kämpfen kann. Es wird so viel von einer besseren Zukunft für uns Arbeiterinnen und Arbeiter geredet, da gehört das Modell Leiharbeit auf den Müllhaufen der Geschichte.