Pandemie
Ein ganz normaler Praxisalltag unter Corona
Die Sprechstunde fängt morgens schon „gut“ an. Der vierjährige Sohn von Herr C, der einige Tage vorher positiv getestet wurde, kommt mit fast 40 Fieber, Husten, Kopfschmerzen. Dazu kommt die 14-jährige Tochter mit Schüttelfrost, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen.
Beide sind jetzt auch positiv getestet. Dann kommt Herr K, dessen Frau sich vor ein paar Tagen infiziert hat: Auch er ist jetzt infiziert. Zum Glück mit nur geringen Symptomen. Viel schlechter geht es ihrem vierjährigen Sohn, ebenfalls infiziert. Jetzt kommt die Frau noch einmal. Ihr geht es sehr schlecht. Sie kann kaum ein paar Schritte gehen. Nach dem Ausräumen der Spülmaschine ist sie fix und fertig und muss sich hinlegen. Sie erhält eine Infusion mit hochdosiertem Vitamin C, eines der wenigen Mittel, das hilft.
Es geht weiter: Herr R., 24 Jahre alt, hat Symptome und wird positiv getestet, ebenso Herr W, 28 Jahre alt. Jetzt kommt Herr M, 23 Jahre alt. Er arbeitet in einem der größten Betriebe in Deutschland, dessen Namen er nicht sagen will – oder darf. „Auf der Arbeit sollen auch die Kollegen arbeiten, die aktuell infiziert und positiv getestet sind“, so erzählt er mir. Natürlich erhält er von mir eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Es ist unverantwortlich, wie da mit den Arbeiterinnen und Arbeitern umgegangen wird. Jetzt ist es erst 9 Uhr. Wie wird das heute wohl noch weitergehen.
Meine Erfahrung in den letzten Wochen beweist zwar, dass die meisten wenig Symptome haben und bald wieder gesund werden. Aber ich hatte in der Corona-Zeit noch nie so viele Infizierte, die über Wochen richtig krank sind: schlapp, müde, Luftnot usw. Ob alle wieder ganz gesund werden, vermag ich heute noch nicht zu sagen.
In einer solchen Situation mit einer sehr hohen Zahl an Neuinfektionen ist es völlig unverantwortlich und gefährlich, fast alle Schutzmaßnahmen zu streichen. Ein wesentlicher Grund dafür ist wohl der Druck der Monopole: Die Produktion muss laufen, auch auf Kosten der Gesundheit.
Noch gefährlicher war die Abschaffung der Quarantäne für Infizierte. Diese musste Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt wieder zurücknehmen. Dann gilt in Zukunft eine fünftägige Quarantäne. Nach meiner Erfahrung reicht das nicht. Infizierte sollten sich mindestens eine Woche isolieren und erst wieder Kontakte aufnehmen, wenn ein guter Schnelltest oder ein PCR-Test negativ ist. Die weitgehende Abschaffung der Maskenpflicht ist ein weiteres Desaster. Damit werden viele Menschen sich infizieren und viele von ihnen werden davon auf Dauer Schäden davontragen. Mit Gesundheitsschutz hat das nichts zu tun.
Ich rate dringend:
- FFP-2 Masken bei allen Kontakten (Einkauf, Bus usw.), Abstand einhalten;
- Bei Treffen mit anderen oder auf kleinen Veranstaltungen: Maske tragen, Abstand, lüften oder Luftreinigungsgeräte;
- Bei größeren Veranstaltungen: Maske, Abstand, auf die Belüftung des Raumes achten;
- Versammlungen oder Veranstaltungen, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine Maske tragen, auf jeden Fall meiden, auch solche im Freien z. b. das Fußballstadion;
- Eng besetzte Räumlichkeiten, z.b. Restaurants, meiden.