Bericht des Weltklimarates (IPCC)
Weltklimarat schlägt Alarm und zieht zugleich unzureichende und falsche Konsequenzen
Am 4. April veröffentlichte der Weltklimarat den dritten Teilbericht im Rahmen seines sechsten Sachstandsberichtes. Diese Sachstandsberichte erscheinen in größeren Abständen und enthalten immer eine „technische Zusammenfassung“ und eine davon getrennte „Zusammemfassung für politische Entscheidungsträger“.
Bereits bei der Veröffentlichung des zweiten Teilberichts am 28. Feburar warf UN-Generalsekretär Antonio Guterres "den Staaten kriminelles Versagen beim Klimaschutz vor". Das Zeitfenster für effektives Handeln schließe sich.
Laut IPCC hat die Klimakrise, die er immer noch verharmlosend „Klimawandel“ nennt, bereits irreversible Verluste in der Pflanzen- und Tierwelt verursacht. Wenn die Erderwärmung nicht gebremst werde, könne sie Kettenreaktionen mit potenziell katastrophalen Folgen für Ökosysteme und Arten auslösen. Julia Steinberg, Hauptautorin des IPCC-Berichtes: „Es ist eine Zukunft der Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen, zunehmender Dürren, Ernährungsunsicherheiten und Hungersnöte, die jeden Winkel der Welt erfassen werden. Es ist eine Welt, in der Tiere, Pflanzen, Insekten und Meereslebewesen aussterben und ganze Ökosysteme wie Korallenriffe oder der Amazonas-Regenwald für immer verschwinden werden."
Das ist eine Verharmlosung. Irreversible Prozesse haben beispielsweise bei der polaren Eisschmelze und beim Artensterben schon eingesetzt. Die anderen Hauptfaktoren des Übergangs in die globale Umweltkatastrophe werden bei weitgehender Fixierung auf die Klimafrage ausgeblendet. Der IPPC muss sich auch jeden Satz von den Vertretern der beteiligten 198 Staaten abnicken lassen, was dann im Endeffekt zu hilflosen Appellen führt.
Dennoch kommt Hans-Otto Pörtner, Ko-Autor der IPCC-Arbeitsgruppe, zu der treffenden Zusammenfassung: „Wir befinden uns jetzt in der entscheidenden Dekade. Alle Schritte, die jetzt getan oder unterlassen werden, sind entscheidend für die Zukunft der Menschheit.“ Neben der Forderung nach möglichst raschem Ausstieg aus der fossilen Verbrennung, die aber weltweit nicht umgesetzt wird, kommt der Weltklimarat auch zu reaktionären Forderungen wie dem Ausbau der Atomkraftwerke und „negative Emissionen“ durch unterirdische Speicherung von der Atmosphäre entzogenem CO2: „Die CO₂-Entnahme mit einzukalkulieren hat den Geruch des Dubiosen, aber wir brauchen das, um netto keine Treibhausgase mehr auszustoßen", so Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik, einer der Hauptautoren des dritten Teilberichts.
Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?
336 Seiten
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Potenziell ließen sich rund 1000 Gigatonnen CO₂ in der Erde speichern. Es ist in der Tat eine dubiose Vorstellung, man könne das CO2 in diesen Mengen für lange Zeit in unterirdische Hohlräume verpressen – ohne die Gefahr eines massiven Gasausbruches bei Gesteinsverschiebungen oder Erdbeben. Auch wird so das Schlupfloch geschaffen für weitere „positive“ Emissionen, die dann zusammen mit den „negativen“ als „Klimaneutralität“ verkauft werden. Nein, massive Aufforstungsprogramme, Rettung der Meere, die bisher noch den Löwenanteil des CO2 aufgenommen haben, sofortige Rückführung der Massentierhaltung und rascher Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft mit regionaler Ausrichtung sind hier geboten.
Der IPCC ignoriert völlig den mit dem imperialistischen Krieg in der Ukraine einhergehenden Rollback in der Umweltpolitik, der auch mit massiven Umwelt- und Klimaschäden einhergeht wie z.B. in Brand geschossene Treibstofflager. Stefan Engel schreibt im Buch „Katastrophenalarm! ... “ auf S. 264: „Vor der Umweltbewegung in Deutschland und der internationalen Umweltbewegung, aber auch vor der Arbeiterbewegung und den Revolutionären der Welt liegt ein bedeutender Selbstveränderungs- und Erneuerungsprozess. Anders werden sie den Herausforderungen des Kampfs gegen den beschleunigten Übergang in die globale Umweltkatastrophe nicht gerecht werden.“
In der heutigen tiefgehenden Veränderung der Weltlage erfordert dies von der internationalen Umweltbewegung, dass sie sich in eine weltweite antiimperialistische Front zur Verhinderung eines dritten Weltkrieges einbringt und der gemeinsame Kampf in allen Überlebensfragen der Menschheit organisiert wird. „Kriminell“ aus der Sicht der Zukunft der Jugend ist nämlich das ganze imperialistische Weltsystem, das revolutionär und dringlich überwunden werden muss!
Quellen: ippc Climate Change 2022, Impacts, Adaption and Vulnerability https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimawandel-ipcc-weltklimarat-treibhausgase-co2-1.5560647
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/weltklimarat-ipcc-105.html
https://www.tagesspiegel.de/wissen/ipcc-bericht-2022-zur-klimakrise-3-6-milliarden-menschen-schon-heute-hochgradig-gefaehrdet/28113098.html