Göttingen
Kollegen bei Bosch / Gotion: Kampf um Lohnnachschlag ist nötig, aber ...
Wir machen in Göttingen zweiwöchentlich Einsätze bei Bosch. Im letzten Jahr wurde das dortige Bosch-Werk mit Wirkung zum 1. April an den weltweit achtgrößten Hersteller für Elektroauto–Lithium-Ionen-Batterien, Gotion High Tech, verkauft. Der VW-Konzern ist mit einem Anteil von 26,5 Prozent der größte Einzelaktionär von Gotion. Bei den letzten beiden Einsätzen haben wir die 4. Erklärung des Zentralkomitees der MLPD in Verbindung mit der Broschüre "Inflationsalarm" unter dem Motto: „Wir zahlen nicht für euren Krieg – Lohnnachschlag jetzt“, verteilt.
Bei allen Kollegen und Kolleginnen, die sich die Zeit nahmen, kurz anzuhalten – etwa jeder / jede Vierte - stieß das auf Zustimmung und wurde als „genau richtig“ eingestuft. Gleichzeitig wirkt bei den Kolleginnen und Kollegen eine bestimmte Dämpfungspolitik: Man könne froh sein, dass die Verträge übernommen worden sind und dass die Azubis teilweise entfristet wurden. Da könne man jetzt keine allzu großen Forderungen stellen. Und es seien ja bald Tarifverhandlungen. Wir haben argumentiert, dass ja alle Preise steigen, nur der Preis der Arbeitskraft nicht. Das stieß auch auf Zustimmung.
Im März wurde ein Teil der Kollegen de facto in Kurzarbeit geschickt. Mit der Umstellung der Produktion kam es zu Produktionsschwierigkeiten, verursacht durch die EDV-Umstellung und die Neuprogrammierung der Produktionsanlagen. Fast die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen wurde nach Hause oder in Teilzeit geschickt. Der Arbeitsausfall wurde zur Hälfte auf den Urlaubsanspruch angerechnet. Das stößt bei vielen Kolleginnen und Kollegen auf Unmut.
Eine Kollegin meinte, dass das doch nicht sein könne: Bosch und Gotion würden es versauen, die Produktion umzustellen, und die Belegschaft müsse dafür Urlaub nehmen. Dem stimmten wir zu und vertraten die Ansicht, dass man dagegen kämpfen müsse. Aber auch hier wirkt eine bestimmte Dämpfungspolitik, die Kämpfe auf die Tarifverhandlungen und auf den Abschluss der Übernahme zu schieben.
Die Kollegin meinte, dass sich der Gotion-Vorstand am Freitag vorstellen wolle, und dass man das erst einmal abwarten müsse. Mit unserem regelmäßigen Auftreten trägt die MLPD dazu bei, das Klassenbewusstsein der Arbeiter höherzuentwickeln. Wir haben unter einem Anteil der Kolleginnen und Kollegen eine gewisse Vertrauensbasis geschaffen. So meinte ein Kollege, dass er sehr dankbar dafür ist, dass wir regelmäßig vor dem Tor stehen.