Essen, Bochum, Marl
Ehrung der Roten Ruhr-Armee
Gedenkveranstaltungen zur Ehrung der Kämpferinnen und Kämpfer der Roten Ruhr-Armee, die vor 102 Jahren bewaffnet den Kapp-Putsch niedergerungen und die Errichtung einer faschistischen Diktatur verhinderten, standen dieses Jahr in engem Zusammenhang mit dem Kampf gegen den mitten in Europa tobenden imperialistischen Krieg um die Ukraine.
Essen: 102 Jahre Rote Ruhr-Armee - Krieg dem Krieg
Knapp 20 Leute fanden sich am Sonntagvormittag des 27. März am Wasserturm "am Steeler Berg" ein. Seit 2010 findet dort jährlich eine Gedenkveranstaltung für die Kämpfer der Roten Ruhr Armee statt. In diesem Jahr von der MLPD Wasserturm organisiert, standen die Propagandalügen der Reaktionäre im Zentrum der Rede von Dirk Willing. An die "Dolchstoßlegende", die die Niederlage des deutschen Imperialismus im I. Weltkrieg den Arbeitern und Kommunisten anlastete, knüpfte die "Legende vom Wasserturm" an. Demnach wurde der historische Sieg der Roten Ruhr-Armee am 19. März 1920, das Ruhrgebiet praktisch von den bewaffneten Anhängern des reaktionären Kapp-Putsches befreit zu haben, in ein "brutales Gemetzel" "teils betrunkener" "roter Horden" umgewandelt, das "wehrlose Bürger" dahingeschlachtet hätte. Dabei war selbst ein bürgerliches Gericht 1920 zu einem Freispruch aller 15 angeklagten Arbeiter gekommen. Im Gegenteil hatten reaktionäre Freikorps bis zu 1.500 Kämpfer der Roten Ruhr-Armee regelrecht abgeschlachtet, wie zeitgenössische Dokumente beweisen. Bis heute sind diese und vergleichbare Lügen, "Erzählungen" oder "Narrative" sinn- und identitätsstiftend, um Menschen mit geringem Klassenbewusstsein oder kleinbürgerlicher Klassensituation für reaktionäre und faschistoide Ziele einzuspannen. Die Gedenkminute zu Beginn schloss die Opfer des gegenwärtigen imperialistischen Krieges in der Ukraine ein. Weitere Redebeiträge wandten sich gegen eine aktuelle Kampagne, Jugendoffiziere in Schulen, Hochschulen und Arbeitsämter zu schicken und erinnerten an die Tradition der Ruhrbergleute und den heutigen internationalen Zusammenschluss der Bergarbeiter - inklusive der Kumpel in Russland und der Ukraine. Der REBELL rief auf zum Konzert "Rebellion for peace" am Ostersamstag am See im Krupp-Park (Altendorf) und zum Internationalen Pfingstjugendtreffen. Mit einer Spendensammlung wurde das Blumengesteck finanziert, dessen Schleife den Schriftzug "102 Jahre Rote Ruhr Armee - Krieg dem Krieg" trägt. Im Anschluss besuchten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Südwestfriedhof und legten Blumen am Grabmal der Ruhrkämpfer, unseres ersten Nachkriegsbürgermeisters Heinz Renner und sowjetischer Soldaten und Zwangsarbeiter nieder.
Bochum: „Sei Rebell! Auf zur Tat!"
... so die letzten Worte auf dem Erinnerungsstein in Bochum-Werne. Beerdigt sind dort Arbeiter, die im Kampf gegen den Kapp-Putsch auf seiten der Roten Ruhr-Armee fielen, und beim Kampf im Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschisten Franco. Jährlich am letzten März-Sonntag findet eine Gedenkfeier auf dem Werner Friedhof statt. Organisiert von der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes). Kränze, Blumen, Fahnen von der VVN, MLPD, Die Linke. Auch einzelne Mitglieder von DKP und Grünen sind bei der Gedenkfeier. Hier ist das gemeinsame Auftreten und Tragen der jeweiligen Parteifahne selbstverständlich. Der Hauptredner, Wolfgang Dominik von der VVN beschwor angesichts der Gefahr eines III. Weltkrieges pazifistische Ideale. Auch wenn wir in dem Punkt andere Ansichten haben, sprach er uns in allen anderen Punkten aus dem Herzen: Wir müssen Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilen und zugleich die USA und NATO, die in den letzten Jahren viele andere Länder überfallen haben: Jugoslawien, Irak, Afghanistan. Die Aufrüstung der Bundeswehr dient nicht der Verteidigung, sondern der Kriegsvorbereitung. Wir dürfen uns nicht von der Kriegshetze vom Bundestag bis zu den Massenmedien beeirren lassen. Natürlich ist es ein Verbrechen, wenn Kinder vor ihren zerstörten Häusern stehen. Aber wo waren solche Bilder, als die NATO Jugoslawien bombardierte? Die „Stiftung Wissenschaft und Politik" hatte noch am 9. Februar 2022 vor Selenskyi gewarnt, er würde die Ukraine zum „populistischen Autoritarismus" führen – sprich als Alleinherrscher demokratische Rechte abbauen. (Anmerkung: Besagte Stiftung wird nach eigenen Angaben finanziert von „international tätigen Unternehmen" ... und der Bundesregierung.) Zu Recht warf Dominik die Frage auf, warum wohl die Bildzeitung ihn als „Helden" feiert.
Marl: Vorbilder im Kampf gegen Faschismus und Krieg
Beim traditionellen Gedenken am „Grab in der Haard" wurde heute der Freiheitskämpfer von der Roten Ruhrarmee gedacht. Vor jetzt 102 Jahren sind in ganz Deutschland Arbeiter über Parteigrenzen hinweg in den Generalstreik gegen eine faschistische Militärdiktatur getreten. Entscheidend für die erfolgreiche Niederschlagung der Kapp-Putschisten waren über 100.000 bewaffnete Arbeiter, in der Mehrzahl Bergleute, die sich hier im Revier zur Roten Ruhrarmee zusammengeschlossen hatten. An der Lippebrücke bei Hamm-Bossendorf haben sie die Bevölkerung des Reviers gegen vorrückende Freikorps-Truppen verteidigt. Als blutige Rache ermordeten die Reaktionäre allein hier 34 Freiheitskämpfer und ließen sie am 2. April 1920 in diesem Massengrab verscharren. Umrahmt von Liedern aus der Zeit wurden die hier Ruhenden von „Kumpel für AUF", den Bergarbeiterfrauen in „Courage" und der MLPD als Vorbild im Kampf gegen Faschismus und Krieg gewürdigt. Die Einheit der Arbeiterinnen und Arbeiter muss weltweit gegen alle Kriegstreiber geschmiedet werden. Auch heute setzen Bergleute mit der Internationalen Bergarbeiterkonferenz 2023 in Deutschland dafür ein Zeichen.