Argument
Friedliche Zukunft ohne Kohle, Öl und Gas?
Im Aufruf von Campact zum Friday-for-Future Klimaaktionstag am 25.3. versteigt sich diese in die Behauptung: „Stellt jetzt um auf 100 Prozent Erneuerbare. Eine schnelle Energiewende hat die Kraft, uns vor Krieg und Klimakatastrophe zu bewahren.“
Richtig ist, die zügige Ersetzung fossiler Brennstoffe durch regenerative Energien ist ein wichtiger Beitrag, die Menschheit vor einer Klimakatastrophe zu retten. Zu Recht kritisiert die Umweltbewegung, dass am Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie gerüttelt wird.
Es ist aber blind auf einem Auge, wenn die Wechselwirkungen von Umwelt- und Klimakrise ausgeblendet werden. Allein die beschleunigte Zerstörung der Wälder kann zur Freisetzung von mehr Kohlenstoff führen als in der Erdatmosphäre vorhanden ist. Das allein schon beschleunigt den Übergang in die Klima- und Umweltkatastrophe. Ganz naiv ist es allerdings, zu glauben, fossile Brennstoffe allein verursachen den Krieg, und wenn sie nicht mehr genutzt werden, gibt es keinen Krieg mehr. Zweifelsohne wird auch der Krieg um die Ukraine auch um die Vorherrschaft bei fossilen Energieträgern geführt. Aber geht es nur um fossile Brennstoffe?
Die Ukraine verfügt auch über enorme Bodenschätze wie Eisenerz, Graphit, Titan, Nickel, Lithium bis hin zu Seltenen Erden. Das macht sie zu begehrter Beute aller Imperialisten. Mit 40 Prozent ist die EU größter Handelspartner. Von 30 kritischen Rohstoffen, die die EU identifiziert hat, besitzt die Ukraine allein 21. Die Ausweitung des Einflussbereiches der westlichen Imperialisten, die Verschiebung der Kräfteverhältnisse zu Ungusten des russischen Imperialismus hat die zwischenimperialistischen Widersprüche verschärft.
Die imperialistische Wirtschaft wird ständig weiter aufgebläht. Zusammen mit den verschiedenen Strukturkrisen, besonders im Zuge der Umstellung auf E-Mobilität und Digitalisierung, führt dies zu einem sprunghaften Anstieg des Verbrauchs und der Verschwendung von Rohstoffen, Energie und Nahrungsmitteln. Auch die Umstellung auf erneuerbare Energien dient dem Maximalprofit der Energiekonzerne und ist mit einem massiv steigenden Verbrauch an Rohstoffen wie Kupfer, seltenen Erden wie Neodym und giftigen Chemikalien verbunden.
Kommen die kapitalistischen Staaten nicht mit Erpressung etc. an diese Rohstoffe, scheuen sie nicht davor zurück, Kriege zu führen. Kriege sind eine gesetzmäßige Erscheinung und im Kapitalismus unvermeidlich. Wer imperialistische Kriege abschaffen will, der muss dazu beitragen, den Imperialismus revolutionär zu überwinden. Alles andere ist eine naive Illusion, die in die Sackgasse führt.
Einseitig im Aufruf nur die Aggression Putins zu verurteilen, die ukrainische herrschende Kapitalistenklasse und die Kriegspolitik der NATO auszublenden, ist ein Übergang zum Sozialchauvinismus und ein Gegenkonzept zum aktiven Widerstand. Notwendig ist eine weltweite, neue Friedensbewegung in Einheit mit der kämpferischen Umweltbewegung gegen jeglichen Imperialismus und jede imperialistische Aggression.