Internationaler Frauentag in der Türkei
Gewachsenes Klassenbewusstsein der Frauen
Die Frauenbewegung in der Türkei hat sich sehr gestärkt. Vor allem mit dem Kampf der Arbeiterinnen, die als solche öffentlich am 8. März auf die Straße gegangen sind. Es sind Abertausende, die landesweit, in allen Städten, auf die Straße gingen.
Die Demonstration der Arbeiterinnen des Automobilzulieferers Farplas an ihrem 36. Streiktag stand an der Spitze dieser Entwicklung. Die Forderungen der Arbeiterinnen waren sehr breit gefächert. Vom Kampf gegen Armut; Inflation; Gewalt an Frauen bis hin zu Missbrauch und Frauenmorden ging die Palette. Die folgenden Losungen wurden von den Metallarbeiterinnen gerufen: „Die Rechnung der Krise werden nicht die Frauen zahlen“, „Die Bosse sollen die Krise zahlen“. Von Gewerkschafterinnen aus Dienstleistungsbetrieben wurde gefordert: „Ein gleichberechtigtes, freies, gewaltfreies Leben ist möglich“, „Es lebe die Frauensolidarität“, „Gegen den Krieg für den Frieden“.
Viele dieser wichtigen sozialen Forderungen, Forderungen gegen den Krieg und Forderungen nach freier gewerkschaftlicher Organisation und Betätigung sind Losungen, die das gewachsene Klassenbewusstsein der Arbeiterinnen zum Ausdruck bringen.
In kurdischen Gebieten war die Beteiligung wieder sehr hoch. Dass war der Grund dafür, dass Erdogan zum 8. März erklären musste: „Wir werden die Diskriminierung von Frauen verfassungsrechtlich regeln. Es ist unsere Pflicht, die Ungleichheit von Männern und Frauen zu beseitigen. Bei den Frauenrechten stehen wir auf der Seite der Frauen.“
In Wirklichkeit ging die Polizei in Istanbul gegen die nächtliche Frauendemonstration mit Tausenden Teilnehmerinnen in der Istiklalstraße, die zuvor verboten worden war, brutal vor. Aber die Frauen waren sehr mutig und haben die Polizei ziemlich stark und selbstbewusst angegangen. Ebenso auch in anderen Städten. Dass die Arbeiterinnen jetzt auf den Plan treten, ist eine neue Stufe in der Entwicklung der kämpferischen Frauenbewegung - im Kampf gegen die Regierungspolitik, aber auch im Kampf gegen den Einfluss des kleinbürgerlichen Feminismus.