Gelsenkirchen
Erlebnisse am 15. März - am Tag der sozialen Arbeit
Diesen Tag hat eine ver.di-Streikdelegation in Gelsenkirchen genutzt, um beim Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Gelsenkirchen auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Im Vorfeld hatte ver.di Rederecht beantragt. Das wurde abgelehnt - wegen Corona. Im Ausschuss beantragte Celina Jacobs vom überparteilichen Kommunalwahlbündnis AUF Gelsenkirchen als Ausschussmitglied Rederecht für die Delegation. Das wurde dann vom Ausschussvorsitzenden mit der Begründung abgelehnt, dass die Tarifverhandlungen ja noch laufen.
In der Abstimmung zum Rederecht wurde der Antrag mit einer klaren Mehrheit abgeschmettert, mit einer Enthaltung und einer Stimme dafür von Celina Jacobs. Als sie im Rahmen der Tagesordnung zu einem geplanten Neubau einer Kita den vorbereiteten Redebeitrag der ver.di-Streikdelegation halten wollte, wurde sie vom Ausschussvorsitzenden unterbrochen und zurecht gewiesen. Sie würde ihr Rederecht missbrauchen und nicht zur Tagesordnung sprechen. Der Hammer war dann noch seine Aussage "Es sind Banalitäten, die sie hier vortragen" - das ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Beschäftigten.
So wurde in der Rede gerade der Zusammenhang zu dem Neubau einer fünfgruppigen Kita hergestellt, wo berechtigt die Frage gestellt wurde, woher sollen denn die Fachkräfte kommen:
"Bereits jetzt sind 10 Prozent der Stellen bei Gekita nicht besetzt! Bundesweit fehlen 173.000 Fachkräfte in den Kitas!! Wir haben hohe Krankenstände, die sich mit der Corona-Pandemie noch verstärkt haben." - hier wurde Celina Jacobs dann vom Ausschussvorsitzenden unterbrochen.
Bereits vor der Sitzung verteilte die Streikdelegation an die Ausschussmitglieder eine Zusammenstellung der Zahlen und Fakten zur Situation in Gelsenkirchen.
Zu diesen Zahlen und Fakten gehört:
- Allein seit Januar 2022 haben sich in NRW 25.000 Fachkräfte von 144.000 Beschäftigten mit Corona infiziert. Kitas sind der einzige Beschäftigungsort, in dem kein Mindestabstand gewahrt werden kann und wo die Kinder keine Masken tragen!"
- Immer wieder werden Kitagruppen mit 20 Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren von nur einer Fachkraft betreut – Aufsichtspflicht und Bildungsauftrag sehen anders aus!
- Allein in der Bezirksarbeit im Jugendamt bestehen aktuell 20 Vakanzen. Es herrscht seit Jahrzehnten kein auskömmlicher Personalschlüssel!
- In der Ambulanten niederschwelligen Erziehungshilfe sind von zwölf Stellen insgesamt sechseinhalb Stellen nicht besetzt!!!
- In der Familienförderung lag das Netzwerk „Frühe Hilfen“ ein halbes Jahr brach, weil die Stellen unbesetzt waren. Das sind nur einige Bespiele.
- Die Beschäftigten sagen dazu: Gute Arbeitsbedingungen sehen anders aus!