Internationaler Frauentag
Vorbereitung des 8. März – und einen Brunch genießen
Endlich konnte wieder ein kleiner Brunch mit Frauen zur Vorbereitung des 8. März stattfinden. Gekommen waren drei syrische Freundinnen. Leider hatte eine deutsche Frau wegen einer akuten Erkrankung kurzfristig abgesagt - und mit ihr eine weitere, die nur mit ihr hätte fahren können. Wie immer war der Tisch reichhaltig gedeckt – und ebenso zahlreich waren die Themen.
Dalia¹ hatte vor vier Monaten über eine Leiharbeitsfirma bei Amazon angefangen. War sie vorher oft krank und traurig, ist sie seit dieser Zeit richtig aufgelebt. Sie freut sich auf die Kollegen, kommt mit vielen sehr gut aus und hat inzwischen viel besser Deutsch sprechen gelernt.
Doch auch über neue Sorgen erzählt sie: Sie bekommt 1200 Euro – für volle 40 Stunden – mit Samstagsarbeit und ohne Bezahlung von Überstunden. Jetzt sollen alle auch noch Schichtarbeit machen. Dagegen hat sie sofort protestiert. Das ist für Gulise ein Grund ihren Einwand zu bringen: „Wir protestieren ständi;, wir reden ständig – aber nichts ändert sich“. Ja – genau – nichts ändert sich. Warum ist das so und was sollen wir nur machen? Eine lebhafte Diskussion über kapitalistische Ausbeutung als Ursache dafür, dass Frauen doppelt ausgebeutet werden und darüber, dass wir für die Interessen der Monopole immer mehr arbeiten und immer weniger Geld bekommen sollen, kommt in Gang. Zustimmung fand auch, dass wir nur mit dem Sturz des Kapitalismus und gemeinsam mit den Männern für die Befreiung der Frau kämpfen können.
„Ja klar – wir müssen uns organisieren, uns gegenseitig helfen, uns ausbilden und gemeinsam kämpfen. Das ist gut – aber wie soll das gehen? Wir können doch nicht so gut Deutsch sprechen. Ich bin total kaputt am Abend und muss dann noch den Haushalt machen.“ Es gibt immer wieder eine Pause, in der für Rubia übersetzt wird. Wir beschlossen, eine Frau aus dem Frauenverband Courage zu fragen, die das schon mal gemacht hatte, ob sie Rubia beim Deutschlernen unterstützen kann.
Etwas später sind wir bei der Vorbereitung des 8. März angelangt. Dalia wendet ein: "Wir können am 8. März nicht nur reden . Wir in Syrien haben das immer so gemacht, dass wir dann auch tanzen. Ich bringe Musik mit, dann werden wir zusammen tanzen. Und zwar werden wir zu Liedern von Frauen tanzen, die vom Kampf singen." Das hatte sie schon mit Julia vom Frauenverband Courage ausgemacht. Ich erzähle, dass dieses Jahr am 8. März auch der Krieg in der Ukraine ein wichtiges Thema für die Frauen ist und dass wir eine neue Friedensbewegung brauchen.
Dalia sprudelt los, dass sie sich sehr große Sorgen macht. Sie hat ihren Keller aufgeräumt und Vorräte für sich angelegt. Skeptische Blicke, ein Lächeln und wir diskutieren, warum es richtig ist, sich Sorgen vor einem Dritten Weltkrieg zu machen. Es sind die Imperialisten, die sich Welt neu aufteilen wollen. "Ja genau – deshalb sind sie auch in Syrien alle beteiligt gewesen", fällt Gulise ein. Am Ende hat eine Broschüre zu den neuimperialistischen Ländern auf Arabisch eine neue Besitzerin. „Also, bis Dienstag – am 8. März – und vergiss nicht zu klären, wie die Musik von meinem Smartphone über den Lautsprecher übertragen werden kann!!“