Rostock
Schwarzer Tag für die Arbeiter von MV-Werften und Nordex
Am 1. März gab es gleich zwei Paukenschläge der Weltwirtschafts- und Finanzkrise in Mecklenburg-Vorpommern:
Erstens: Das endgültige Aus für die insolventen MV-Werften. Entlassung von 1834 Schiffbauern und Schiffbauerinnen in Stralsund, Wismar und Warnemünde und Wechsel in eine sog. Transfergesellschaft. Vier Monate sollen sie dort bei 80 bis 85 Prozent ihrer bisherigen Löhne für den Arbeitsmarkt „qualifiziert“, sprich „geparkt“ werden, um dann in die Arbeitslosigkeit entlassen zu werden. Doch der Insolvenzverwalter wird nicht müde, den Kollegen immer noch die trügerische Hoffnung aufzutischen, dass das zu 75 Prozent fertige Kreuzfahrtschiff „Global 1“ doch noch fertig gebaut werden könnte (wenn sich ein Käufer findet) oder dass neue Investoren für die Werften gefunden werden könnten. Aber das kann dauern. Fakt ist erst einmal, dass die Arbeitsplätze vernichtet sind und vor allem der Jugend fehlen! Ob die 40 Azubis ihre Ausbildung überhaupt noch zu Ende machen können steht auch völlig in den Sternen.
Zweitens: Schließt der große Windrad-Bauer Nordex Ende Juni das Rotorblatt-Werk in Rostock und will die Produktion nach Asien verlagern. Auch hier 800 Arbeitsplätze vernichtet! Der Börsenkurs stieg gleich um 20 Prozent! Der Belegschaft wird diese Hiobsbotschaft zu Schichtbeginn mitgeteilt. Für die betroffenen Kollegen bricht eine Welt zusammen, viele sind hier Zuhause, haben Familie und Kinder, Kredite für Haus und Auto – wie soll es weitergehen? Doch die Zukunft der Arbeiterfamilien interessiert Nordex und die Aktionäre nicht – es geht nur um die Steigerung des Profits und wer auf dem Weltmarkt die Nase vorn hat und die Konkurrenz unterbietet. In Indien sei die Produktion eines Flügel-Satzes 300.000 Euro günstiger als in Deutschland, heißt es. Abzüglich des Transports nach Europa bleiben 100.000 Euro Ersparnis pro Windrad. Für diesen zusätzlichen Profit verlieren 800 Menschen ihren Arbeitsplatz und wird Umwelt und Klima noch mehr belastet!
Hier zeigt das kapitalistische Profitsystem sein menschenverachtendes Gesicht, das nicht mit noch so schön klingenden Phrasen von „Sozialplänen“ und „Auffanggesellschaften“ und dem Märchen einer „sozialen und ökologischen Transformation“ verdeckt werden kann. Krisenfrei ist nur der Sozialismus, wo die Produktion nicht mehr den Gesetzen der Profitmaximierung folgt, sondern der planmäßigen Entwicklung der Bedürfnisse der Arbeiterklasse und der Gesellschaft. Welcher Widersinn heute, wenn die Bundesregierung bis 2027 plant, die installierte Leistung von Windkraftanlagen zu verfünffachen und gleichzeitig Nordex aufgrund der Konkurrenz auf dem Weltmarkt diese Produktion in Deutschland einstellt!
Um Tausende Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen muss der konzernübergreifende Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich entwickelt werden – gemeinsam ob Werftarbeiter oder Windrad-Bauer.