Internationaler Frauentag und Weltfrauenkonferenz
In herausfordernder Tradition: Die Weltfrauenbewegung hat Verantwortung, für den Weltfrieden einzutreten!
Am letzten Februarwochenende fand in der Hauptstadt eine Veranstaltung des Frauenverbands Courage Berlin statt. Referentin war Monika Gärter-Engel, die Initiatorin der 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen und Hauptkoordinatorin der revolutionären Weltorganisation ICOR. Am Samstag des gleichen Wochenendes vereinheitlichten sich Vertreterinnen und Vertreter der ICOR mit verschiedenen namhaften Repräsentantinnen der Weltfrauenbewegung, Verantwortung in der Vorbereitung des Internationalen Frauentags am 8. März und der 3. Weltfrauenkonferenz vom 3. bis 10. September in Tunis/Tunesien zu übernehmen.
Das war eine hervorragende Diskussion – auch in Verbindung mit der Positionierung gegen die Weltkriegsgefahr – im Geiste Clara Zetkins. Monika Gärtner-Engel ging von den Wurzeln der kämpferischen Frauenbewegung im Kampf gegen imperialistische Kriege aus. Während in Europa der Krieg tobte, stellten sich kämpferische, fortschrittliche und revolutionäre Frauen von Anfang an gegen den I. Weltkrieg.
Am 26. März 1915 trafen sie sich zur 1. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz gegen den Krieg. Organisiert von Clara Zetkin. Frauen aus der ganzen Welt schlossen sich meist unter führender Rolle der Sozialistinnen wie der Russin Nadeshda Krupskaja an. Trotz des Krieges, der öffentlichen Diffamierung als Vaterlandsverräterinnen, der Verhaftungen und Abfang-Maßnahmen an den Grenzen, konnten sie ihre Konferenz in Bern eröffnen.
Auf heute anwenden
"Wir müssen das konkretisieren auf die Situation des Krieges, den wir gerade in der Ukraine erleben," so Monika Gärtner-Engel in ihren einleitenden Worten. "Es ist eine sehr zugespitzte Situation, es gibt nicht nur einen völkerrechtswidrigen Einmarsch von Russland, sondern es ist ein Einmarsch, der das Selbstbestimmungsrecht der Völker mit Füßen tritt. Deshalb bin ich gegen diesen imperialistischen Krieg, der von beiden Seiten – von Russland und der USA, der EU und der NATO - ungerecht ist, und protestiere dagegen!“
Das machte ab 1885 auch Bertha von Suttner. Sie war die erste weibliche Friedensnobelpreisträgerin. Sie setzte sich dafür ein, dass jede kriegerische Auseinandersetzung bekämpft wird. Mutig wandte sie sich gegen Sozialchauvinismus: „Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord“1. Sie war Pazifistin, wohlgemerkt, aber ihre letzten Worte vor dem I. Weltkrieg und ihrem Tod waren: „Die Waffen nieder! Sag’s vielen - vielen“2. Sie hat diesen Aufruf gegen den Krieg verbunden damit, dass sie die volle Gleichberechtigung der Geschlechter gefordert hat. Sie hat also die Verbindung zwischen Friedenskampf und Frauenbefreiung gezogen.
Sehr wichtige Lehre im Aufbau der neuen Friedensbewegung
Eine andere sehr bemerkenswerte Frau war Jane Adams. Sie schrieb nicht nur über soziale Missstände, sondern begründete auch den internationalen Frauenkongress in Den Haag mit, bei dem 1500 Frauen aus 28 Ländern anwesend waren. Nachdem sie 1915 in New York in einem Vortrag sagte, dass die Völker nicht aufeinander schießen sollen, wurde sie zur „gefährlichsten Frau Amerikas“ erklärt, zur "roten Gefahr" und sie wurde zehn Jahre aus der Öffentlichkeit verbannt.
Auch das ist eine wichtige Lehre im Aufbau der neuen Friedensbewegung: Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wir haben es weder in der Ukraine, noch in Deutschland oder der USA mit einem friedliebenden Land zu tun. Und so wie damals gegenüber Jane Adams zeigt das den roten Faden der antikommunistischen Hetze und Repression, wenn entschieden gegen die imperialistischen Kriegstreiber aufgerufen und vorgegangen wird. Unbeirrt und im Vertrauen auf die Masse der Frauen überbrachte Adams nach Ende des I. Weltkriegs dem damaligen Präsidenten im Namen von Millionen Frauen einen Friedensappell, in dem es heißt: „Die Menschheit wird mit der Zeit die Willenskraft aufbringen, Kriege unmöglich zu machen. Und der alte Traum vom Weltfrieden wird sich erfüllen, weil Kriege nicht mehr toleriert werden.“3
Überparteiliche Frauenbewegung wichtigstes Bindeglied
Der Friedenswille ist heute tief in unter den Massen verankert. Hunderttausende gingen in den letzten Tagen auf die Straße. Viele Kolleginnen und Freundinnen sammeln Spenden, Hygieneartikel und organisieren Hilfslieferungen an die Menschen in der Ukraine. Aber sie fragen sich auch heute, was wirksam gegen den Krieg getan werden kann?
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Als Fortsetzung auf dem heutigen Stand der nötigen internationalen Frauen- bzw. Antikriegsbewegung heißt es in der Resolution der Teilnehmerinnen aus 13 Ländern und vier Kontinenten beim ICOR-Webinar: „Wir sind entschlossen, den 8. März und die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen vom 3. bis 10. September 2022 in Tunis/Tunesien zu einer Plattform der internationalen Frauenkoordinierung und -kooperation gegen alle imperialistischen Kriege, für den Weltfrieden und das Ende dieser Kriege in befreiten Gesellschaften wie im Sozialismus zu erreichen.“ In Erinnerung unserer Geschichte muss die überparteiliche Frauenbewegung wichtigstes Bindeglied für die notwendige länderübergreifende Arbeitereinheit und die Einheit der Völker und der breiten Massen sein.
Damals wie heute: Es darf keinen Burgfrieden mit den Herrschenden geben
1914 verriet die deutsche Sozialdemokratie die in Stuttgart und Kopenhagen übernommenen Verpflichtungen und stellte sich vorbehaltlos auf den Boden der bürgerlichen Vaterlandsverteidigung und bewilligte die Kriegskredite. Mit der Sozialdemokratie wurden auch die Gewerkschaften in die Front der imperialistischen Interessen eingespannt. Der Opportunismus und Sozialchauvinismus, der zum Zusammenbruch der II. Internationale führte, schwächte die Arbeitereinheit. Damals wie heute: Es darf keinen Burgfrieden mit den Herrschenden geben.
Die schärfsten Gegnerinnen und Gegner des I. imperialitischen Weltkrieges waren die russischen Revolutionäre, die Bolschewiki unter Lenin in Russland und in Deutschland Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Sie zeigten, dass der Geist des Internationalismus, die internationale Solidarität und der internationale Klassenkampf des Proletariats nicht erloschen waren. Sie organisierten die internationale Einheit der Revolutionäre, der breiten Massen und vor allem der Arbeiter. 1917 fegte die russische Revolution den Zarismus hinweg und es entstand nach der Oktoberrevolution der erste sozialistische Staat der Welt. Er beendete umgehend das Völkergemetzel des I. Weltkriegs und brach später dem Hitler-Faschismus das Genick. Auch hier standen Frauen mit in der ersten Reihe und organisierten den antifaschistischen Widerstand. Dazu lesenswert der Artikel im Rote Fahne Magazin "Sowjetische Frauen im Kampf gegen die faschistische Wehrmacht" (Teil 1 | Teil 2). In der Nachkriegsgeschichte war es die Frauenfriedensbewegung, die gegen die Remilitarisierung in Deutschland gekämpft hat.
Die große Verantwortung der Weltfrauenbewegung
All das zeigt: Die Weltfrauenbewegung hat eine Verantwortung, gegen solche imperialistischen Kriege, für den Weltfrieden, für ein solidarisches Zusammenleben und für internationale Solidarität einzutreten. Das ist ein wichtiges Ziel für die Weltfrauenkonferenz und auch für diesen 8. März, den internationalen Frauentag. Denn: „Wir halten es mit Clara Zetkin. 'Erst wenn die große Masse der Frauen aus tiefster Überzeugung hinter der Losung steht 'Krieg dem Krieg', dann kann den Völkern der Friede gesichert werden.'“ (Resolution ICOR-Webinar 26.2.22)
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