Das Buch "Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg"
Hervorragende Anleitung, sich in komplizierter Lage Durchblick zu verschaffen
Am 8. Mai 1987 erschien im Verlag Neuer Weg das Buch "Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg" von Willi Dickhut.
Am 8. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Faschisten vor der Anti-Hitler-Koalition. Der II. Weltkrieg war zu Ende, die finstere faschistische Diktatur in Deutschland auch. In diesen Tagen schrieb Willi Dickhut den Schlussteil seines "Informations- und Schulungsmaterials", das seit dem Überfall der deutschen Truppen auf die Sowjetunion 1941 unter schwierigsten Bedingungen zur politischen Ausrichtung der illegalen Arbeit der Solinger KPD-Gruppe verfasst wurde. Jetzt, am 8. Mai 1987, wurde dieses Material in zwei Bänden mit dem Titel "Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg" veröffentlicht. Es ist ein sehr bedeutsames Vermächtnis Willi Dickhut, des Arbeitertheoretikers und Mitbegründers der MLPD. Ein 8. Mai war auch sein Todestag, der 8. Mai 1992. Das ist 30 Jahre her und die MLPD wird diesen Jahrestag zusammen mit ihrem 40. Geburtstag heuer feierlich begehen.
Beeindruckende Allseitigkeit und einzigartige Konkretheit
Stefan Engel, damals Vorsitzender der MLPD, schrieb im Vorwort der Neuerscheinung 1987: "In seiner beeindruckenden Allseitigkeit und einzigartigen Konkretheit ist das Buch ein wertvolles zeitgeschichtliches Dokument. Durch die analytische Treffsicherheit ist es eine wichtige Hilfe für die revolutionäre Arbeiterbewegung, die Kompliziertheit der damaligen Situation vom Standpunkt des historischen Materialismus zu durchschauen. Es ist auch eine Waffe gegen jede Art von Geschichtsverdrehung."
In der Zeit, in der das Buch erschien, tobte in deutschen Medien ein sogenannter "Historiker"-Streit. "Namhafte" Leute wie Joachim Fest versuchten, den Hitler-Faschismus auf Kosten der damals sozialistischen Sowjetunion unter Führung Stalins zu entlasten. Sie machten aus dem imperialistischen Überfall auf die Sowjetunion zur Eroberung von Rohstoffquellen eine Reaktion Hitlers auf die "bolschewistische Vernichtungsbedrohung aus dem Osten". Mit solcher antikommunistischer Geschichtsverdrehung müssen wir uns angesichts des Kriegs in der Ukraine auch heute herumschlagen. Auch zur konkreten Geschichte der Ukraine ist das Buch hilfreich: Das Thema wird in den Kapiteln II.2 und II.3 behandelt.
Überlegenheit der materialistischen dialektischen und historischen Analyse
"Es ist auch ein hervorragendes Beispiel für die Überlegenheit der materialistischen dialektischen und historischen Analyse", so Stefan Engel weiter. "In Zeiten wirtschaftlicher und politischer Krisen wird die Fähigkeit, selbständig richtige Einschätzungen über die politische Entwicklung zu treffen, zu einer grundlegenden Bedingung für die marxistisch-leninistische Partei. Durch diese Fähigkeit kann die Partei die Arbeiterklasse und die anderen werktätigen Schichten in den Kampf für den Sozialismus führen."
Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg
Auch zur konkreten Geschichte der Ukraine ist das Buch hilfreich: Das Thema wird in den Kapiteln II.2 und II.3 behandelt.
2 Bücher zusammen 796 Seiten
25,50 €
Mündlich verbreitete Argumentation reichte nicht mehr aus
Willi Dickhut selbst beschreibt in seinem Buch "So war's damals" und in der Einleitung zum "Proletarischen Widerstand ...", was es mit dem Schulungs- und Informationsmaterial, das dem Buch zugrunde liegt, auf sich hat: "Um weitere Verfolgungen zu vermeiden, wurden beim Wiederaufbau der illegalen Organisation das Organisationsschema und die Agitationsmethode verbessert, was größere Sicherheit versprach. ... Diese Umstellung hat sich bewährt. Als dann der II.Weltkrieg – zunächst als europäischer Krieg – ausbrach, reichte die von der illegalen Leitung ausgearbeitete und mündlich verbreitete Argumentation nicht mehr aus. Die Ereignisse und Zusammenhänge wurden im Verlauf des Krieges immer komplizierter und veranlassten uns zu einer Änderung der Informations- und Schulungsmethode. Anstelle der mündlich vermittelten Argumente trat ein von mir ausgearbeitetes Informations- und Schulungsmaterial. Es wurde in fünf Durchschlägen im Umlauf an die Genossen ausgegeben, die im streng konspirativen Kern organisatorisch erfasst waren. Während des Umlaufs des ersten Teils wurde der zweite Teil ausgearbeitet und nach Fertigstellung der erste Teil wieder eingezogen. So ging es weiter mit jedem folgenden Teil; insgesamt gab es neun Teile bis Kriegsende. Das Verfahren war natürlich äußerst gefährlich, und wir waren uns alle darüber im klaren, dass jeder, der mit dem Material erwischt würde, die Todesstrafe zu erwarten hatte. Darum erforderte diese Methode von jedem Genossen eine wahrhaft eiserne Disziplin, ein intensives Lernen bei der Aneignung der Argumentation und ein taktisch geschicktes Vorgehen bei der Verbreitung des Inhalts.
Anregung von Lenin
Die Anregung für den inhaltlichen Aufbau des Informations- und Schulungsmaterials bekam ich aus Lenins Schrift "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus": "Denn der Beweis für den wahren sozialen oder, richtiger gesagt, den wahren Klassencharakter eines Krieges ist selbstverständlich nicht in der diplomatischen Geschichte des Krieges zu suchen, sondern in der Analyse der objektiven Lage der herrschenden Klassen in allen kriegführenden Staaten. Um diese objektive Lage darstellen zu können, darf man nicht Beispiele und einzelne Daten herausgreifen (bei der ungeheuren Kompliziertheit der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens kann man immer eine beliebige Zahl von Beispielen oder Einzeldaten ausfindig machen, um jede beliebige These zu erhärten), sondern man muß unbedingt die Gesamtheit der Daten über die Grundlagen des Wirtschaftslebens aller kriegführenden Mächte und der ganzen Welt nehmen.« (Lenin,
Werke, Bd. 22, S. 194)
Diesem Hinweis Lenins entsprechend wurde die geschichtliche, wirtschaftliche, politische und militärische Seite des Krieges analysiert, entwickelt und dokumentarisch belegt.