Weltklimabericht veröffentlicht
AKW, Kohlekraftwerke, Fracking: Was der grüne Minister Habeck alles nicht „ideologisch abwehren“ will…
Seit Mitte Februar berieten die Vertreter von 195 Mitgliedsstaaten des Weltklimarates (IPPC) den sechsten IPPC-Sachstandsbericht über die „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ der Klimakrise.
Er wurde heute Mittag veröffentlicht. Schon im ersten veröffentlichten Teil im August 2021 prognostizierte der IPPC eine Erderwärmung von 1,5 Grad gegen 2030 im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter - und damit zehn Jahre früher als noch 2018 vorausgesagt. Im aktuellen Bericht heißt es: „Falls die globale Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten oder später vorübergehend 1,5°C überschreitet(...), werden viele menschliche und natürliche Systeme … zusätzlichen schwerwiegenden Risiken ausgesetzt sein."1
Der Bericht schildert drastisch: „Je nach Ausmaß und Dauer der Überschreitung werden einige Folgen die Freisetzung zusätzlicher Treibhausgase verursachen (...), und manche Folgen werden unumkehrbar sein, selbst wenn die globale Erwärmung verringert wird.“ Nun warnte die Chefin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inge Andersen, die Auswirkung der Klimaveränderungen seien schon jetzt weit größer, als die regierungsamtlichen „Bemühungen“. Schon jetzt gäbe es eine Temperaturerwärmung um 1 Grad Celsius. Der Bericht weist auf „machbare und wirksame“ Optionen hin und schreibt dann: „Die Machbarkeit hängt von geophysikalischen, umweltökologischen, technologischen, wirtschaftlichen, soziokulturellen und institutionellen Faktoren ab, die die Umsetzung einer Option ermöglichen oder einschränken."2
Ganz neutral und gleichwertig wird auf die verschiedensten Machbarkeit hingewiesen. „Umweltökologisch“ und „technologisch“ wäre aber sehr viel machbar – längst hätte die Solarenergie auf breiter Front dezentral ausgebaut werden können. Die entscheidende „Machbarkeitsgrenze“ liegt aber im Streben der Monopole nach Maximalprofit und im Kampf um die Neuaufteilung der Macht-und Einflusssphären. So hatte die neue AMPEL-Regierung nicht weniger als den „sozial-ökologischen Umbau“ der Gesellschaft versprochen (Koalitionsvertrag).
Heraus kam ein Umverteilungsprogramm zu Gunsten der Konzerne, verbunden mit rudimentären umweltpolitischen Zugeständnissen. Aber selbst diese werden jetzt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) krass infrage gestellt. Habeck erklärte doch gestern glatt, man dürfe jetzt nichts „ideologisch abwehren“: vom geplanten Ende der Kohleverstromung über die Abschaltung der Atomanlagen steht alles zur Disposition.
Es wäre ja der der Gipfel der Ideologie, wenn man aus Überzeugung für wirksamen Umweltschutz wäre. "Völlig ideologiefrei" ist es dagegen, wenn man wie Habeck grundsätzlich bereit ist, sämtliche ökologischen Errungenschaften der offen aggressiven und imperialistischen Macht- und Militärpolitik unterzuordnen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat gestern den schnellen Bau von zwei Terminals für Flüssiggas (LNG) in Brunsbüttel und in Wilhelmshaven angekündigt. Schon in mehreren EU-Staaten gibt es 26 LNG-Terminals für Flüssiggas aus Katar und den USA, das ein echter Klimakiller ist. LNG besteht größtenteils aus Methan, das in den USA besonders durch das extrem umweltschädliche Fracking gewonnen wird. Es beeinflusst die Erderhitzung um den Faktor 80 stärker als CO2, besonders durch Lecks, die bei Fracking in den USA große Mengen Methan abgeben.3
Schon lange forderten die USA von Deutschland den Kauf von mehr Fracking-Gas. Deshalb tropedierten die USA Nordstream 2. Jetzt ist Nordstream 2 nach der Invasion Russlands in die Ukraine erst einmal gecancelt, ganz so wie es die USA schon die ganze Zeit wollten. Gewinner im Konkurrenzkampf mit dem russischen Imperialismus sind der US-Produzent Cheniere Energie, Quatargas und der norwegische Gaslieferant Equinor. Negativ betroffen wegen der Absage an Nordstream 2 könnten Uniper, Winterhall DEA, Shell, Engie (Frankreich) und OMV (Österreich) sein. Diese gehen allen ernstes von einer Entschädigung aus.
Die Herrschenden riskieren nicht nur einen atomaren III. Weltkrieg. Für ihre Profit- und Machtinteressen darf sich gerne auch der Übergang in die globale Umweltkatastrophe weiter beschleunigen. Auch die Umweltbewegung ist herausgefordert: Aktiver Widerstand zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft! Gegen das Unterpflügen der sozialen, politischen und ökologischen Errungenschaften unter die offen aggressive imperialistische Machtpolitik!
Für Arbeit, Umweltschutzschutz, Frieden – echten Sozialismus!