Argument
Sind die Jugendlichen selbst schuld am Facharbeitermangel?
Sind die Jugendlichen selbst schuld am Facharbeitermangel? Oder vielleicht „die Erwachsenen“? Das Handwerk hat angesichts des realen Facharbeitermangels eine große Plakatkampagne gestartet. Dort ist z. B. zu lesen: „Kinder wollen was mit Handwerk machen – Bis sich die Erwachsenen einmischen.“
Im vergangenen Herbst sind zum Start ins neue Lehrjahr bundesweit 63.200 der angebotenen Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben. („Erziehung & Wissenschaft“ der GEW 2-2022). „Die Bewerbersituation ist sowohl bei der Qualität als auch bei der Quantität deutlich schlechter geworden - im Vergleich zu den Vorjahren.“ (Meinerzhagener Zeitung 11.2.22) So erklärt Stefan Laartz, Personalleiter beim Großbetrieb Otto Fuchs mit rund 2500 Beschäftigten am Standort Meinerzhagen, dass dort Ausbildungsstellen nicht besetzt werden konnten. Unsere Schüler an der Meinerzhagener Hauptschule haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass Otto Fuchs kaum einen von ihnen auf eine Ausbildungsstelle übernehmen wollte.
Unter diesen Hauptschülern waren zwei Brüder, die völlig schulmüde wochenlang den Unterricht schwänzten, und nur mittwochs in der fünften und sechsten Stunde in meinen Technik-Unterricht kamen. Dort waren sie die Leistungsstärksten, handwerklich in vielem besser als ich. Aber ohne Aussicht auf einen Schulabschluss und damit mit düsterer Aussicht auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz.
Sie gehören zu den 2,837 Millionen jungen Menschen, die 2018 ohne Schulabschluss in Deutschland lebten. Im Bundesdurchschnitt verlassen 7,5 Prozent eines Altersjahrgangs die Schule ohne Abschluss, so in 2020 weitere 45.072 Jugendliche. (t-online 13.2.20) . "Der zunehmende Anteil von Personen ohne allgemeinbildenden Bildungsabschluss in der Bevölkerung verschlechtert für sie und ihre Kinder langfristig die Lebensperspektiven", heißt es im Bericht „Bildung in Deutschland 2020“ (in: Spiegel Panorama 23.6.20)
Mit der Erklärung, es gebe eben ein „Passungsproblem“ zwischen den Anforderungen der Betriebe und der Qualifikation vieler Ausbildungsplatz, ist schnell den Jugendlichen die Verantwortung in die Schuhe geschoben, dass 67.800 zuletzt bei der Suche nach einer Lehrstelle leer ausgingen. Dazu kommt: Es sind vor allem Großkonzerne, die Ausbildungsplätze vernichtet haben. Alleine in NRW ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Zeitraum von 2010 bis 2020 um 17 Prozent zurück – der Zeitraum, in dem ganze Werke in der Großindustrie dicht gemacht wurden: Opel, Steinkohlebergbau! Das Sprinter-Werk von Mercedes-Benz in Düsseldorf, unlängst von der IHK für seine „ausgezeichnete Ausbildung“ gelobt, hat gerade mal eine Ausbildungsquote von 2,2 Prozent. Sie sind die Hauptverursacher! Deswegen ist Rebellion gerechtfertigt für mindestens 10 Prozent Lehrstellen in der Großindustrie und eine gründliche Berufsausbildung!
Und: Kommt zum Sommercamp von REBELL und ROTFÜCHSEN!