Bayer-Currenta-Explosion

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Giftmüll-Verbrennungsanlage in Leverkusen soll Ende Februar wieder in Betrieb gehen!

Profit über alles: Noch leiden zahlreiche Kollegen an den Folgen der Explosion eines Giftmülltanks Ende Juli 2021, noch sind keine Grabsteine auf den Gräbern der sieben Toten, noch hat die Staatsanwaltschaft nicht alles aufgeklärt – aber Currenta im Industriepark Leverkusen will ab Ende Februar wieder mit der Verbrennung beginnen.

Von gos
Giftmüll-Verbrennungsanlage in Leverkusen soll Ende Februar wieder in Betrieb gehen!
Bild vom Brand (foto: screenshot)

Um das der Bevölkerung und der Belegschaft schmackhaft zu machen, hat Currenta ein Gutachterteam engagiert und bezahlt. Es wird geleitet von dem ehemaligen „Sicherheits“-Chef des Pleite gegangenen Chemie-Riesen Hoechst. Der hat einen „Begleitkreis“ aus ausgesuchten Bürgern und Ratsmitgliedern eingerichtet, dessen Ziel „transparente Öffentlichkeitsbeteiligung“ sein soll.

 

Aber das Gegenteil ist der Fall: Der Kreis tagt geheim hinter verschlossenen Türen, seine Mitglieder haben keinerlei Rechte und die Gutachter haben sich nur verpflichtet, „Fragen und Bedenken aus dem Begleitkreis werden wir in unserer Untersuchung berücksichtigen“.¹ Ein reiner Beschwichtigungskreis. Das Ziel ihrer bezahlten Tätigkeit nennen die „Gut“-achter unverblümt: „Eine ordnungsgemäße Abfall- und Abwasserentsorgung ist eine wesentliche Voraussetzung für den sicheren Betrieb des Chemparks und einer Reihe langjähriger externer Vertragspartner. Dies hat daher auch für uns Priorität. … Wir streben an, diesen Schritt bis Ende Februar 2022 abzuschließen.“ Ab dann wird wieder Gift verbrannt! Ein Hohn auf die Opfer.

 

Aber da laufen doch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen? Richtig, aber die Gutachter „gehen davon aus, dass eine detaillierte Analyse der Unfallursachen erst nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bzw. von eventuellen Strafverfahren zugänglich sein wird.“ Aber die Giftmüllverbrennung muss vorher schon wieder anlaufen! Deshalb, heißt es etwas verschwurbelt, „bewerten wir allerdings nicht isoliert betrachtet die Ereignisse vom 27.07.2021 (Explosion, der Verf.) und Ende Dezember 2021 (unerlaubte Giftwassereinleitung in den Rhein), sondern die zugrundeliegenden und generischen Aspekte in Bezug auf die Gestaltung des Sicherheitsmanagementsystems und dessen Umsetzung (gelebte Praxis).“

 

Aber diese „gelebte Praxis“ hat doch gerade zu sieben Toten und zahlreichen Verletzten geführt! Die dem Sicherheitssystem „zugrunde liegenden Aspekte“ haben das nicht verhindert! Egal. Hauptsache, es brennt wieder. Und weiter: „Eine solche Bewertung ist auch vor Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen und eventueller Strafverfahren … möglich.“ Pfeif auf die Staatsanwaltschaft und die Gerichte!

 

By the way: Gibt es da nicht auch Überwachungsbehörden, z. B. eine Bezirksregierung, ein Umweltministerium und ähnliches? Kein Problem für die Söldlinge von Currenta: Sowohl Landes- wie auch Bezirksbehörden haben bereits angekündigt: Wenn das Gutachterteam grünes Licht gibt, - woran wohl keiner zweifelt,- dann ist für sie alles Paletti. Wieder ein Beispiel, wie sich Monopole den Staat untergeordnet haben!

 

Übrigens: „Auf eigene Initiative (wurden von) der Currenta eine Reihe von Gutachten beauftragt“ – hört, hört! Wie viele Gutachten und von wem und für was – das bleibt natürlich ungenannt. Aber das „erleichtert“ die Arbeit des Gutachterteams doch erheblich: Sie müssen nicht einmal selber viel begutachten, sondern Currenta liefert ihnen schon zahlreiche bezahlte andere Gutachten, die sie allenfalls zustimmend durchlesen und abhaken müssen – das ist alles andere als eine „unabhängige“ Prüfung. Man stelle sich vor: Ein Verbrecher kauft Gut- und Gutgutachten, die seine Straftaten als tragisch, aber harmlos bewerten, die „das Vertrauen in das Unternehmen“ wieder herstellen sollen und ihm erlauben, erneute Straftaten zu begehen… .

 

Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Currenta/ehem. Bayer hat zwar allen Kollegen, die in Bürrig arbeiten und, falls sie nicht selber verletzt wurden, sehr Schweres erlebt haben, gedroht: Wenn ihr euch öffentlich äußert, steht eine fristlose Kündigung ins Haus; der Betriebsrat hat sich aus denselben Gründen bisher sehr bedeckt gehalten. Aber dieses Redeverbot hält nicht ewig, und zahlreiche kritische Bürger, Umweltverbände und Parteien wie die Klimaliste, die MLPD und andere werden alles tun, damit es kein „weiter wie bisher“ gibt!