Buchtipp: „Menschen an unserer Seite“ von Eduard Claudius

Buchtipp: „Menschen an unserer Seite“ von Eduard Claudius

"Ein Arbeiter wie wir, er hat diese Veränderung bewirkt"

Am 9. Januar berichtete „Rote Fahne News“ von einem Artikel in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) über den kommunistischen Schriftsteller Erhard Claudius und sein Buch „Menschen an unserer Seite“. Darin wird zu Recht der schwierige weltanschauliche Kampf um den Aufbau des Sozialismus sowie die Auseinandersetzung in und um die SED dargestellt.

Von Willi Dickhut Museum
"Ein Arbeiter wie wir, er hat diese Veränderung bewirkt"
Der Teil der Horster Mitte, in dem das Willi Dickhut Museum untergebracht ist. Es befindet sich im ersten Stock (rf-foto)

Die wesentliche Botschaft des Buches ist aber, wie unter den äußerst schwierigen Bedingungen in den ersten Jahren der DDR die Arbeiterklasse als führende Kraft im sozialistischen Aufbau entwickelt und dargestellt wird.¹ Jedoch nicht statisch und dogmatisch, sondern als ein komplizierter und vielschichtiger Prozess der Selbstveränderung im Denken, Fühlen, Wissen und Handeln.

 

Das Wechselverhältnis dieser Entwicklung der Arbeiterklasse mit der führenden Rolle der revolutionären Partei wird anschaulich, selbstkritisch und durchaus widersprüchlich vor Augen geführt. Beispielhaft für diesem Prozess steht der Maurer Hans Aehre. Von ihm stammte die vollkommen neue technische Idee und die praktische Umsetzung, einen defekten Ringofen im laufenden Betrieb zu reparieren. Dem Staat wurde so ein großer Produktionsausfall erspart. Die Entlassung von 400 Arbeitskräften wurde verhindert. Nach dem erfolgreichen Abschluss des wagemutigen Projekts sagt der Parteisekretär Wende: „Dieser Aehre, ein Arbeiter wie wir, er hat diese Veränderung bewirkt, er war die entscheidende Kraft, weil die lebendige Partei in ihm lebendig war. Das ist es. Seht ihn euch an! Ist er nicht einer von uns, einer von uns Arbeitern? Ein einfacher Mensch, und er hat diese Kraft in sich. Wir alle haben diese Kraft in uns, wir müssen es nur wissen" (S. 342.)

 

„Menschen an unserer Seite" ist der erste umfassende Roman des sozialistischen Realismus in der DDR, der die epochemachenden realen Veränderungen und Konflikte beim Aufbau des ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden literarisch verarbeitet hat.

 

Der 1951 erschienene Roman ist keine Fiktion. Er ist die literarische Verallgemeinerung der tatsächlichen Leistung 1949/1950 des Ofenmaurers und Aktivisten Hans Garbe bei dem Großbetrieb Siemens Plania in Berlin-Lichtenberg, dem späteren VEB Elektrokohle - dem einzige Hersteller für Graphitprodukte in der DDR. Der von Garbe erkämpfte Durchbruch zu einer höheren Arbeitsproduktivität bewirkte eine heftige Auseinandersetzung im Betrieb bis in die SED-Führung und die literarische Darstellung. Im Betrieb wurde er von manchen als Lohndrücker und Arbeiterverräter beschimpft. Von der Partei- und Staatsführung der DDR wurde er mehrfach geehrt. Heiner Müller schrieb darüber das Theaterstück „Der Lohndrücker“, Bert Brecht das Fragment „Das Büsching-Projekt“.

 

Es lohnt sich unbedingt, diesen authentischen Roman zu lesen. Er ist ein hervorragendes Dokument der Kraft und der führenden Rolle der organisierten Arbeiterklasse. Beim Verlag Neuer Weg kann er neu gekauft und in der Bibliothek des Willi Dickhut Museum ausgeliehen oder antiquarisch preiswert erworben werden. Unsere Bibliothek hat eine große Sammlung von Romanen aus den Anfangsjahren der DDR – auch antiquarisch. Für den Kampf um die Denkweise beim Aufbau des Sozialismus, gegen Bürokratismus, Revisionismus und Opportunismus, aber auch gegen den Antikommunismus sind diese Romane auch heute und für einen zukünftigen neuen sozialistischen Aufbau äußerst wertvoll.

 

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