Erfolg der Umweltbewegung

Erfolg der Umweltbewegung

Die Emscher: Seit Jahresbeginn endlich frei von Abwasser!

Nach 30-jähriger Bauzeit eines unterirdischen Kanalsystems ist es wieder möglich, an der Emscher spazieren zu gehen, ohne dem Gestank der “Köttelbecke“, wie die Emscher hier genannt wird, ausgesetzt zu sein.

Korrespondenz
Die Emscher: Seit Jahresbeginn endlich frei von Abwasser!
Die Emschermündung bei Dinslaken. Das hier noch deutlich zu sehende Abwasser fließt jetzt unterirdisch (foto: NatiSythen (CC BY-SA 3.0))

Umweltorganisationen wie “Menschen an der Emscher“ kämpften seit 30 Jahren gegen die "starke Geruchsbelästigung und für eine lebenswerte Umwelt der Anlieger“. Sie wollten nicht länger „im Dreck sitzen“, brachten Wasserproben zum Umweltamt, rüttelten die Öffentlichkeit auf, auch gegen die Emschergenossenschaft.

 

Die Emscher galt als der dreckigste Fluss Deutschlands und war jahrzehntelang ein Symbol für die Naturzerstörung einer kapitalistischen Produktionsweise. Der Flusslauf der Emscher erstreckt sich über 85 km von Holzwickede bis nach Dinslaken am Rhein und war vom Ursprung her eine beschauliche Auenlandschaft. In seinem Einzugsgebiet leben 2,4 Millionen Menschen, geprägt von der Stahl- und der Bergbauindustrie.

 

Wegen durch den Bergbau verursachter Bodensenkungen wurde in dieser Region damals auf eine unterirdische Abwasserkanalisation verzichtet. Die gesamte Emscher mit ihren Zuflüssen wurde zu einem giftigen oberirdischen Abwasserkanal umgebaut. Die Organisierung und Verwaltung dieser Art der Abwasserentsorgung wurde von der eigens dazu gegründeten Emschergenossenschaft übernommen. Für die Stahl- und Bergbauindustrie war die Degradierung der Emscher vom natürlichen Flüsschen hin zur "Köttelbecke" die profitabelste Lösung, um zu Lasten der Natur und der Bewohner ihre Abwässer zu entsorgen. Mit rücksichtsloser Naturzerstörung den Profit erhöhen, die Lasten und Folgen der Zerstörung der Allgemeinheit aufbürden – dafür ist die Emscher ein abschreckendes Beispiel.

 

Nach der Stilllegung der meisten Stahl- und Bergbaubetriebe wurde vor 30 Jahren für das Ruhrgebiet im Rahmen eines “Strukturprogrammes“ unter anderem die Renaturierung der Emscher beschlossen. Das hat bisher ca. 5,5 Milliarden Euro Steuergelder, vor allem EU-Gelder, verschlungen. Die begonnene Renaturierung der Emscher ist ein Erfolg des gewachsenen Umweltbewusstseins in der Bevölkerung, aber gleichzeitig dient sie dem Kapital auch als grünes Vorzeigeprojekt, um dem Image einer verbrannten Erde in der Industrieregion an Rhein und Ruhr etwas entgegenzusetzen und von ihrer Umweltzerstörung abzulenken.

 

Außerdem ist sie noch lange nicht abgeschlossen. Die Emscher verläuft nach wie vor in ihrem betonierten Bett. Im Beton selber und an ihren nach wie vor nicht zugänglichen Ufern sitzt schmierige Ablagerung von Jahrzehnten. Bis aus der Emscher, in dem Zustand, wie sie jetzt ist, ein renaturierter Fluss mit normalem Lauf und begehbaren Ufern geworden ist, vergeht mit Sicherheit noch mindestens ein Jahrzehnt.  Oben hui, unten pfui! Damit geben wir uns nicht zufrieden. Für die Durchsetzung einer umweltgerechten Schadstoff- und Giftmüllentsorgung durch deren Verursacher, wie dem RWE Konzern, muss weiter der Widerstand organisiert werden!