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WAZ gibt Lesetipp: "Menschen an unserer Seite"

In der WAZ vom 5. Januar 2022 kam - in diesen Zeiten doch eher ungewöhnlich - ein Artikel über Eduard Claudius "Kommunist und Autor". Das wollen wir doch nur zu gerne aufgreifen.

Elvira Dürr
WAZ gibt Lesetipp: "Menschen an unserer Seite"
Cover: Verlag Neuer Weg

Ja, Eduard Claudius, geboren am 29.7.1911 in Gelsenkirchen-Buer, war und blieb ein echtes Kind des Ruhrpotts. Aber so manche Stationen seines Lebensweges sind in der WAZ zeitlich etwas verrutscht. Sei's drum.

 

Seit 1948 lebte Claudius in Potsdam, um den Aufbau des Sozialismus in der DDR zu unterstützen. Hier entstand 1951 sein Hauptwerk "Menschen an unserer Seite", in dem auch immer wieder autobiografische Hinweise aufblitzen. In diesem Roman, der wenige Monate nach der Staatsgründung der DDR spielt, sind wir mitten drin in den Chancen und Kämpfen, die es im Kampf um den Aufbau des Sozialismus gibt. Denn eine sozialistische Gesellschaft ist nach wie vor eine Klassengesellschaft!

 

In einem Betrieb am Rande Berlins steht die Entscheidung, den wichtigen Ringofen stillzulegen und die 400 Arbeiter zu entlassen. Hans Aehre, ein Arbeiter, wagt einen Vorschlag, den es noch nie gab. Und muss dabei mit sich, den aufkommenden Bürokraten, alten Mächten und Gewohnheiten und auch mit seinen Kollegen ringen. Eduard Claudius gelingt es wunderbar, das ganze Leben, das Ringen und die Auseinandersetzungen seiner Hauptpersonen um Klarheit und ihren Einsatz für den Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft lebendig zu machen. Dabei half ihm sicherlich, dass diese Geschichte einen realen Hintergrund hatte, denn auf dem Schriftstellerkongress 1950 trifft er den Arbeiter Hans Garbe, der ihm seine Geschichte erzählt.

 

Ja, „Menschen an unserer Seite“ polarisierte in der DDR! Und gerade deshalb wurde es das Hauptwerk von Eduard Claudius – er prangerte die aufkommende kleinbürgerliche Bürokratie an und deutet richtig, dass es auf die Massenmobilisierung zur Festigung des Sozialismus ankommt. Er hatte noch nicht die Erfahrung, dass der Sozialismus später von innen heraus zerstört und der Kapitalismus restauriert wurde.

 

In der Beilage des VERLAG NEUER WEG zur Herausgabe in Westdeutschland 1984 wird deshalb der notwendige weltanschauliche Kampf betont: „Die Partei (die damalige SED, der Autor) erzieht die Arbeiter nicht ausreichend dazu, sich mit dem Marxismus-Leninismus und der politischen Lage zu befassen, um ihre Herrschaft bewusst auszuüben und zu festigen. So wurde das sozialistische Bewusstsein ungenügend gefestigt, einer ausreichenden revolutionären Wachsamkeit und demokratischen Kontrolle durch die Arbeiter der Boden entzogen."

 

Dass der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit dem Kampf um ein proletarisches Bewusstsein nichts anfangen kann und die Hauptfigur einerseits als „Helden", andererseits als „primitiven Menschen“ darstellt, entspringt ja wohl seiner eher nach einfachen Mustern gestrickten kleinbürgerlichen Denkweise.

 

Was nicht in der WAZ steht: Eduard Claudius' Hauptwerk „Menschen an unserer Seite“ ist nach wie vor beim Essener Verlag NEUER WEG erhältlich. Eine wunderbare Lektüre zur Geschichte der DDR, um Lehren für heute und den Aufbau des Sozialismus zu ziehen und eine super Begleitlektüre zur Neuerscheinung von Stefan Engel, „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise" - dieser Tage erschien der zweite Band mit dem Titel "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und der Opportunismus“.

 

Eduard Claudius, Menschen an unserer Seite: Taschenbuch (343 Seiten | 10,50 € | 978-3-88021-130-8) oder als eBook (7,99 € | 978-3-88021-525-2)