Lenin-Liebknecht-Luxemburg
Gedenken und Blick nach vorn: Beeindruckende Manifestation für den Sozialismus
Mit 7000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die diesjährige Demonstration in Berlin zu Ehren Lenins, Liebknechts und Luxemburgs doppelt so groß wie letztes Jahr.
Die Demonstration war geprägt von vielen Jugendlichen. Der Zug, ein Meer von roten Fahnen. Viele Migrantenorganisationen waren dabei, viele verschiedene zum Teil autonome Jugendgruppen und Organisationen mit revolutionärem Anspruch, einem großen Kampfgeist und Offenheit für Gespräche und Klärung. Ein relativ großer Block der SDAJ. Aus mehreren europäischen Ländern gab es Delegationen, wie Dänemark oder Griechenland - coronabedingten Reisebeschränkungen geschuldet allerdings weniger als in den Jahren vorher. An verschiedenen Stellen des Zuges erklang immer wieder die Internationale. Im kämpferischen Block des Internationalistischen Bündnisses, in dem auch MLPD und REBELL demonstrierten, sowie eine große Gruppe der ATIK, verwirklichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Musik, Redebeiträgen, offenem Mikrofon eine sehr lebendige kämpferische Demonstrationskultur.
Sollten sich die Herrschenden erträumt haben, dass die jährlichen LLL-Feierlichkeiten sich irgendwann von selbst erledigen oder aussterben, muss sie die diesjährige Demonstration erschreckt haben. Sie war vor allem von tausenden Jugendlichen geprägt. Das sogenannte Stille Gedenken nimmt insgesamt ab. Hier kommen traditionell viele ältere Menschen, die dies noch aus Zeiten der DDR so gewohnt sind. Aber selbst hier sieht man inzwischen zunehmend auch junge Leute, zum Teil zum ersten Mal. Der Gedanke, der proletarischen Revolutionäre zu gedenken, bekommt neuen Zuspruch. Die Linkspartei war mit einer kleinen Delegation vertreten.
Die MLPD und ihr Jugendverband Rebell stellten dieses Jahr den Kampf gegen den Opportunismus ins Zentrum der Auseinandersetzung. Das passt hervorragend*. Zum einen wurde heute zum ersten Mal das neue Buch von Stefan Engel "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus" öffentlich verkauft. Zum anderen war der offizielle Aufruf zur Demonstration dieses Jahr, noch deutlich mehr als in Jahren zuvor, von eben diesem Opportunismus, der Anpassung an die herrschenden Verhältnisse geprägt. Ausgerechnet der drei Revolutionäre Lenin, Liebknecht und Luxemburg zu gedenken, ohne die Worte Sozialismus oder Revolution zu verwenden, muss man als Musterbeispiel des Opportunismus kritisieren. Es war gerade der erfolgreiche Kampf gegen den Opportunismus in Russland, der maßgeblich zum Erfolg der Oktoberrevolution beitrug. Dass die Arbeiterklasse in Deutschland dagegen große Probleme mit dem Einfluss des Opportunismus hatte, ist eine** Ursache dafür, dass die Novemberrevolution eben nicht zum Sozialismus führte, sondern im kapitalistischen Deutschland endete.
Dutzende kleine Teams, meist gemischt aus Genossinnen und Genossen von MLPD und REBELL, sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Passanten auf das neue Buch der MLPD an. Sie machten diese Auseinandersetzung zu einem Hauptgesprächsthema bei den LLL- Feierlichkeiten 2022. Das war keine negative Diskussion, sondern es geht darum, den Weg zu einer befreiten Gesellschaft zu finden. Gleichzeitig wurde in allen Gesprächen die Hand gereicht zum gemeinsamen Kampf gegen die neue Regierung und für eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft. Ein erstes gemeinsames Projekt dabei kann das internationale Pfingstjugendtreffen in wenigen Monaten werden, zu dessen Mitgestaltung die Teams ebenfalls breit einluden.
Bereits am Abend vorher hatten sich der Jugendverband REBELL, die MLPD und Freunde auch von anderen Organisationen, wie der FDJ, auf die Feierlichkeiten vorbereitet, mit einer Jugendbildungsveranstaltung inklusive anschließendem Konzert. Rund 120 Besucherinnen und Besucher hatten den Weg zu der Corona-gerechten Veranstaltung in Berlin-Spandau gefunden. Sie lauschten den Redebeiträgen von Anna Vöhringer, der Vorsitzendendes REBELL, und von Lisa Gärtner, die für das Zentralkomitee der MLPD sprach. Ein Teilnehmer: "Es war eine tolle Stimmung, die Veranstaltung war sehr kulturvoll und ermutigend.“
Im Anschluss an die Demonstration legten Tausende Blumen und Kränze auf den Gedenkstein für die verstorbenen Revolutionäre. Anna Vöhringer (REBELL), Lisa Gärtner und Christa Wolfer (beide MLPD) sowie Ibrahim Ibrahim (vom Internationalistischen Bündnis) fügten ein Gesteck hinzu..
Bei der Abschlusskundgebung rechnete ein Stahlarbeiter mit dem Freiheitsbegriff der Querdenker ab: „Wir leben weder in einer Corona- Diktatur noch in einer Merkel- Diktatur: wir leben in der Diktatur der Monopole. Wer nur die individuelle Freiheit in den Vordergrund stellt, wird nie Teil einer gesellschaftsverändernden Kraft.“ Christa Wolfer und Jörg Weidemann von der MLPD Ost sprachen. Die Jugend braucht revolutionäre Vorbilder wie LLL. "1000 Krisen, eine Ursache Kapitalismus - kein Grund, sich anzupassen (wie im diesjährigen Bündnisaufruf), sondern richtige Schlussfolgerungen zu ziehen". Grup Yorum, die Pueblos und die Nümmes-Band sorgten für den musikalischen Rahmen.
Es sprach noch Jussuf von den Rotfüchsen. Ein Rebell aus Kasachstan solidarisierte sich mit dem Volksaufstand dort. Er berichtete: "Am 1. Januar streikten die Gasarbeiter, am 2.1. die Ölarbeiter und am 3.1. die Kohlearbeiter - 250.000 Arbeiter im Streik - das zeigt auch, welche Bedeutung die Arbeiterklasse hat, die Probleme der Menschheit zu lösen." Anna Vöhringer wies darauf hin, dass es gut ist, dass die Jugend rebelliert. Aber ohne durchzublicken, können wir die Welt nicht verändern. Deshalb mehr bewusstseinsbildend arbeiten! Sie kritisierte autonome Jugendgruppen, die martialisch bei LLL auftreten und vom bewaffneten Kampf reden, aber vor der geduldigen Überzeugungsarbeit für den Sozialismus unter der Masse der Jugend zurückweichen.
Für Aufsehen und Gesprächsstoff sorgte ein Transparent des Jugendverbands REBELL gegen den Cannabiskonsum. Noch ist die Ablehnung der Legalisierung des Kiffens durch die Bundesregierung hier eine Minderheitsmeinung. Aber eine jugendliche Teilnehmerin ließ sich schon mal extra mit dem Transparent fotografieren, weil sie den Standpunkt des REBELL ausdrücklich teilt: Künftig mit der grünen Jugend und den Jungliberalen einen kiffen, das stelle ich mir nicht gerade unter Jugendrebellion vor.
Insgesamt auch ein erfolgreicher Verkaufsstart für das neue Buch der MLPD gegen den Opportunismus. Bei den LLL-Feierlichkeiten wurden mindestens 42 Exemplare des neuen Buches verkauft, sowie vier Stück seines Vorgängers "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus".
Einige berichteten, dass es gar nicht so einfach war, mit Leuten von der DKP ins Gespräch zu kommen. Mehrmals versuchten ältere Mitglieder der DKP, jüngere davon abzuhalten, mit uns zu sprechen, berichtete eine Rebellin aus den Verkaufsteams. Offenbar spüren sie selber die Krise ihres Opportunismus, so der trockne Kommentar der jungen Genossin des REBELL. Andere machten die Erfahrung, dass durchaus Gesprächsbedarf bestand: "Ich weiß auch, dass in meiner Organisation der Opportunismus ein Problem ist, aber ich konnte mich bisher noch nicht davon lösen, viele meiner Freunde sind in der DKP."
Überhaupt bestand in vielen Gesprächen Einheit, dass der Opportunismus ein großes Problem ist. Warum man sich deshalb mit Stefan Engels Buch beschäftigen muss, wurde diskutiert. Eine Stärke ist die systematische Auseinandersetzung mit allen relevanten Strömung des Opportunismus und dass er hier nicht bejammert wird, sondern überzeugend mittels wissenschaftlicher Polemik widerlegt.
Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen waren sich sicher: ein gelungener Auftakt für ein kämpferisches 2022. Dass die neue Regierung die Probleme im Sinne der Masse der Bevölkerung lösen werde, glaubte heute hier kaum jemand.
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