Wälder

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Naturnahe Waldwirtschaft und Prozessschutz statt „Waldacker“-Politik

Orkan „Lothar“ vernichtete 1999 in den deutschen Wäldern in einer Stunde das Dreifache eines Jahreseinschlags. Alle, die möglichst schnell möglichst viel Holz zu „Barem“ machen wollten, bekamen Panik. Den Kräften, die die „Waldacker“-Politik schon lange kritisierten, gab das Auftrieb.

Korrespondenz aus dem Schwarzwald
Naturnahe Waldwirtschaft und Prozessschutz statt „Waldacker“-Politik
Kein Bild aus alter Zeit, sondern von heute: Rückepferde im Einsatz in der Forstwirtschaft im Siebengebirge (foto: Stephan Mense (FEXX) (CC BY-SA 3.0))

Überall dort, wo der Mensch mit Aufräumarbeiten nicht nachkam, machte der Wald eh das, was er schon machte bevor Menschen existierten – er reparierte sich selbst. Sichtbar ist das noch im Nordschwarzwald: „Lotharpfad“ bei Freudenstadt und „Wildnispfad“ bei Baden-Baden.

Die Hauptfunktionen des Waldes

  1. Wirtschaftlich: Die Produktion von nachwachsendem Rohstoff.
  2. Seine Schutzfunktionen: Bodenschutz = Humusschutz; Lawinenschutz; Wasser- und Klimaschutz; Immissionsschutz;; Sauerstoffproduktion.
  3. Unersetzlicher Erholungsfaktor für den Menschen.

 

Hinzu kommen Sonderfunktionen in Natur– und Nationalparks, wo konsequenter Landschafts- und Naturschutz ein prägendes Element sind.

 

Der Gegensatz zur „Waldacker“-Politik ist die „Naturnahe Waldwirtschaft“. Sie akzeptiert den Wald als eigenes Öko-System und studiert dessen innere Prozesse - mit dem Ziel, vom Wald zu lernen. Die Wissenschaft nennt das Prozessschutz. Notwendig wäre hierfür, dass es in jedem Wald 10 Prozent nicht bearbeiteter Fläche gibt. Das sind die so genannten Referenzflächen. Für die Einheit von Mensch und Natur wäre das ein Gewinn. Waldbesitzer definieren Gewinn aber anders: Für sie muss der Wald schnelles Geld bringen. Deshalb gibt es bundesweit im Schnitt nur 2 Prozent Referenzflächen in den Wäldern - „empfohlen“ sind 5 Prozent. Ein Teil davon liegt nicht selten in Geländen, bei denen der Kostenaufwand für die Holzernte eh schwieriger ist – als da wären Bergwälder etc.

Verboten gehören:

  • Kahlschläge und Monokulturen.
  • Ansiedlungen von nichtheimischen Baumarten. Stattdessen sollte anhand von Referenzflächen beobachtet werden, wie das Ökosystem Wald die von den Monopolen zu verantwortende Erwärmung des Klimas löst.
  • Gifte, Mineraldünger, Gülle und Klärschlamm.
  • Das Bearbeiten oder Verdichten des Mineralbodens durch Vollerntereinsatz Stattdessen sollte geprüft werden, wo Rückepferde eingesetzt werden können.
  • Flächiges Abräumen oder Verbrennen von Biomasse. Stattdessen gehört eine Pflicht eingeführt, einen Totholzanteil im Wald zu belassen.
  • Entwässern von Feuchtgebieten.
  • Störende Arbeiten während ökologisch sensiblerZeiten.
  • Fütterungen von Wildtieren.

 

Satellitenaufnahmen zwischen 2016 und 2018 belegen, dass in Europa, getrieben vom hohen Holzpreis, Waldrodungen um fast 50 Prozent zugenommen haben. Das betrifft vor allem die nordischen Länder und Wälder in Osteuropa. Deutschland hat zwar mit ca. 2 Prozent einen marginalen Baum-Zugewinn. Insgesamt ist die CO2-Aufnahmefähigkeit der Wälder stark reduziert. Schäden machen bekanntlich an den Landesgrenzen nicht halt, womit alle gleich betroffen sind. „Schnelles Geld“ ist im Kapitalismus eben wichtiger als die Zukunft der Jugend.

 

Ursache für den Zustand ist das Profitsystem, das mit seiner kurzfristig-wirtschaftlichen Logik langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört. Geht es um ihre „Rentabilität“, dann jonglieren die Umweltfrevler gerne mit Zahlen von zu hohen Lohn- und Investitionskosten. Gezielt verschweigen sie aber, dass  Ökosystemleistungen der Natur nahezu kostenlos sind.

 

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