Gegen die Taliban-Herrschaft
Afghanistan: Couragierte Solidarität mit dem mutigen Widerstand der Frauen und Mädchen
Die Essener Gruppe des Frauenverbands Courage ruft unter dem Motto „Afghanistan statt Amazon“ in Zusammenarbeit mit der afghanischen Frauenorganisation RAWA dazu auf, Spenden für Frauen und Kinder in Afghanistan zu sammeln. „Junge Mädchen wandern umher, um ein Stück Brot zu finden. Sie sagen, dass die Hilfe von anderen Ländern sie nicht erreicht.
In den letzten 20 Jahren sind Milliarden Dollars in den Aufbau Afghanistans von unseren Steuern geflossen. Aber diese Gelder hat das afghanische Volk nicht bekommen. Das Volk hatte den Traum von Schulen, von Kliniken, von Befreiung der Frauen nur auf dem Papier. Heute sieht man keine Infrastruktur in diesem Land. Die Sigar (Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction) hat immer wieder in letzten Jahren über die Korruption dort berichtet. Aber ohne Konsequenzen. Die UN mit ihren Milliarden finanzieller Möglichkeiten schaut zu, wie das Volk vernichtet wird, das von den Milliarden Dollar nur Tröpfchen bekommen hat. Deswegen unterstützen wir Basisfrauen von Courage Essen e.V. die Basisfrauen und ihre Kinder im vergessenem Land Afghanistan." (Mehr auf der Webseite des Frauenverbands Courage)
RAWA sorgt für die sichere Ankunft der Spenden in Afghanistan und garantiert die Verwendung für eines ihrer Frauen- und Kinderprojekte. Das Spendenkonto steht am Ende des Artikels.
Nach neuester Bekanntgabe des „Ministerium für Gebet und Führung durch die Förderung von Tugend und Verhinderung von Lastern“ (früher Frauenministerium) dürfen Frauen in Afghanistan nicht mehr ohne Hijab in Autos transportiert werden, geschweige denn selbst fahren. Sie dürfen sich ohne die Begleitung eines engen männlichen Verwandten nicht weiter als 76 km von ihrem Wohnort entfernen.
Finsterster Feudalismus
Es gibt auch wieder Berichte über Steinigungen von Frauen in Afghanistan. Es ist ein Horrorkatalog seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021: Allgemeine Unterdrückung, besondere Entrechtung und Unterdrückung von Frauen. Wie der Wolf im Schafspelz versprach Taliban-Führer Abdul Ghani Baradar beim „Amtsantritt“ eine mildere Herrschaft als in den 1990-er Jahren. Dass sich die mittelalterliche Einstellung der Taliban zu Frauenrechten geändert habe, widerlegt die Wirklichkeit extrem.
„Lasterhaft“ sind in den Augen der Taliban autofahrende und auch berufstätige Frauen. So bekamen von einem Tag auf den anderen massenhaft Frauen keinen Zugang mehr zu ihren Arbeitsplätzen, außer zu Tätigkeiten wie Reinigungsaufgaben. Durch jahrzehntelangen Krieg in Afghanistan waren aber viele Frauen die Alleinverdienerinnen der Familien. Jetzt hungern die Familien und die Frauen kämpfen um das Überleben ihrer Kinder. Aufgrund der plötzlichen Abwesenheit von Ärztinnen und Krankenschwestern ist auch das Gesundheitswesen fast zusammengebrochen. Die Armut der gesamten Bevölkerung wächst dramatisch.
Die afghanische Bevölkerung hat ihre Erfahrungen mit blutiger Unterdrückung durch die Taliban nicht vergessen. Die Masse der Frauen hat ein anderes Selbstbewusstsein als damals. So berichtet eine Vertreterin von RAWA, der ältesten Frauenorganisation Afghanistans: „Wo Unterdrückung herrscht, gibt es auch Widerstand! Die Frauen Afghanistans sind nicht leise, sie sind vom ersten Tag an auf der Straße. Sie protestieren und erheben ihre Stimme für ihre Rechte. Dieser Widerstand entsteht an der Basis.“
Todesmutiger Widerstand
Gegen die aktuelle Verschärfungen protestieren in verschiedenen Landesteilen hunderte Frauen und Mädchen (todes-) mutig, obwohl die Demos gewalttätig angegriffen und bereits Aktivistinnen ermordet wurden. Die 20-jährige Besatzung Afghanistans durch USA und NATO endete mit Abzug der US-Truppen im Desaster. Das Ende dieses Kriegseinsatzes ist genauso wenig Ausdruck einer Friedenspolitik wie der als „Friedensmission“ verbrämte Einsatz selbst. Die Mehrheit der Menschen in Afghanistan waren mit der imperialistischen Besatzung nie einverstanden. Die Taliban gaben sich einen antiimperialistischen Nimbus und konnten so zunächst einen gewissen Einfluss bekommen. Zwischen dem US-Imperialismus und den Taliban gab es jedoch auch nachweislich Absprachen
Es ist reine Heuchelei, wenn sich die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock jetzt sorgenvoll gibt: Das Land steuere „vor unseren Augen in die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit!“ Es dürfe nicht zugelassen werden, dass hunderttausende Kinder hungern. Ihr „Aktionsplan“ sieht vor, noch 15.000 Menschen nach Deutschland zu holen.
Das ist nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sondern Vortäuschung humanitärer Hilfe. In Deutschland werden ja in erster Linie sogenannte Ortskräfte und nicht Frauen und Kinder - geschweige denn Revolutionäre und Revolutionärinnen aufgenommen. Nach Angaben der UNO sind 24 Millionen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der jüngste Beschluss des UN-Sicherheitsrats zur "Erleichterung humanitärer Hilfe", den Baerbock ausdrücklich unterstützt, dient der Vorbeugung einer großen Fluchtbewegung. Das ist ein teuflischer Plan. Unter allen Umständen fliehende Menschen von Europa fernhalten, sie auf Dauer in Regionen nahe ihrer Heimat kasernieren - und damit "üben" für noch größere Fluchtkatastrophen aufgrund von Kriegen, Hunger und Umweltkatastrophe.
Gleichzeitig kündigt die Außenministerin Baerbock an, bald wieder Personal nach Afghanistan zu schicken, um eine „direkte Lageeinschätzung vornehmen zu können.“ Ziel sei es, im nächsten Jahr „wieder vor Ort arbeitsfähig“ zu sein. Was das bedeutet, hat die Vergangenheit gezeigt: Nutzung der geostrategischen Lage Afghanistans für den Ausbau der Machtposition des deutschen Imperialismus, Ausbeutung der Bodenschätze, Unterstützung korrupter Regierungen usw.
Das afghanische Volk kann sich nur selber befreien
Das afghanische Volk kann sich nur selbst befreien. In einer Resolution positioniert sich die ICOR gegen jede imperialistische und expansionistische Einmischung: „Es gilt das Prinzip der ICOR: Kein Befreiungskampf der Welt darf allein stehen!“
Echte humanitäre Arbeit leistet die Frauenorganisation RAWA: "Wir sind entschlossen, weiterzumachen. Unser Kampf und unsere Opfer könnten die ersten Samen für eine Massenbewegung gegen Tyrannei, Kolonialismus und radikale Fanatiker von morgen sein."
Der Kampf um Frauenrechte bekommt volle Solidarität aus Deutschland. Najia Afshari und Anke Nierstenhöfer, Sprecherinnen im Bundesvorstand des überparteilichen Frauenverbands Courage, betonen: „Wir freuen uns, dass sich viele mutige Frauen und Mädchen von der Unterdrückung durch die Taliban nicht einschüchtern lassen und solidarisieren uns von ganzem Herzen mit dem Kampf um Frauen- und Menschenrechte. Dieser Kampf kann weder gemeinsam mit imperialistischen Regierungen noch mit islamistisch-fundamentalistischen Kräften (wie Ahmad Massoud, Amrullah Saleh und Bismillah Khan Mohammadi ) geführt werden.“
SPENDENKONTO Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen:
IBAN DE68 4246 1435 5608 7184 01/ BIC GENODEM1KIH
Volksbank Kirchhellen eG; Stichwort: AfghanWomen
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