Börsengang
Daimler Trucks: „Wir rocken die Börse“ – und steigern die Ausbeutung
Am vergangenen Freitag hat Daimler seine Truck-Sparte (LKW und Busse) an die Börse gebracht, begleitet von überschwänglichen Berichten in der bürgerlichen Presse. Am 1. Oktober 2021 hatte die Aktionärsversammlung die Aufspaltung (Spinn off) von Daimler in Daimler Trucks und Mercedes Benz beschlossen, nun folgte der Börsengang.
Den Grund nannte Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Daimler und Mercedes-Benz: „Momentan werden die beiden Branchen Pkw und Lkw in einem Konzern vereint. Mercedes-Benz Cars & Vans und Daimler Trucks & Buses arbeiten in verschiedenen Branchen mit spezifischen Kundengruppen, Technologiepfaden und Kapitalanforderungen. […] Beide Unternehmen sind in Industrien tätig, die sich technologisch und strukturell umfassend verändern. Diesen Wandel können sie deutlich effektiver gestalten, wenn sie dabei als unabhängige Einheiten agieren […].” (1)
Und Martin Daum (Vorstandsvorsitzender von Daimler Trucks: „Wir rocken die Börse … Heute ist ein historischer Tag für Daimler Truck: 125 Jahre lang war unser Lkw- und Busgeschäft Teil des Daimler-Konzerns […] jetzt geht es für Daimler Trucks erst richtig los. Jetzt blicken wir mutig und zuversichtlich nach vorne. Jetzt freuen wir uns darauf, mit unserem großartigen globalen Team die Gestaltungsmöglichkeiten als eigenständiges Unternehmen zu nutzen ... Davon sollen alle profitieren – unsere Belegschaft, unsere Kunden und natürlich unsere Aktionäre“. (2)
Eine Vernebelung des Hintergrunds und der Ziele: In Wirklichkeit findet der Börsengang auf dem Hintergrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise im Wechselverhältnis zu kapitalistischen Strukturkrisen statt. Der Konkurrenzkampf verschärft sich enorm: Daimler plant bis 2025 einen Marktanteil von 50% der weltweit verkauften PKW mit Elektro- und Hybrid-Antrieben. Ähnliche Ziele haben Renault (65%), Volvo (50%), Toyota (50%), BMW (33%) und VW (20%).
Der Börsengang ist erstens eine Methode der Kapitalbeschaffung zusätzlich zu den gigantischen staatlichen Investitionen etwa für die Infrastruktur für e-Mobilität und Wasserstoffantriebe, wie sie die Ampel-Koalition plant. Zweitens ist es eine Methode der Profitsteigerung auf Kosten der Belegschaft. „Eine Vielzahl an empirischen Studien zeigt, dass sich die Renditen von Spin-off Unternehmen und dem Mutterkonzern im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich besser entwickeln. Und das nicht nur kurzfristig, sondern bis zu einem Zeitraum von drei Jahren. Die Überrendite lag gemäß einigen Studien bei 20 Prozent.“ (1) Der Börsengang ist drittens Bestandteil der Aufblähung der Spekulation und damit deren parasitären Charakters. Unmittelbar profitiert nicht „das großartige globale Team“, sondern es profitieren die Daimler-Aktionäre selbst. Sie erhalten für zwei Daimler-Aktien eine Aktie von Daimler Trucks. Viertens verfolgte die Aufspaltung des Daimler-Konzerns von vornherein die Spaltung der Belegschaft, der Versuch, ihre Kampfkraft zu schwächen. Das macht es notwendig, das Klassenbewusstsein gegen jedes spalterische Manöver der Konzernphilosophien zu stärken.
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