Berlin
Solidaritätsbesuch bei Fahrerinnen und Fahrern von "Gorillas"
Auch wenn gestern, 18. Oktober, kein Streik war - mit einer kleinen Delegation wollten wir den Fahrerinnen und Fahrern von „Gorillas“ unsere Solidarität überbringen. Seit acht Monaten streiken sie immer wieder um bessere Arbeitsbedingungen, höhere und pünktlich gezahlte Löhne und für ihre Sicherheit.
Und jetzt geht es natürlich auch um die Wiedereinstellung der Streikenden, die der Chef des Start-ups, Kagan Sümer, Anfang Oktober fristlos entlassen hat, weil sie gewagt haben, sich zu wehren.
Gestern ein üblicher Tag: Ständig wechseln sich vor dem Lager Fahrerinnen und Fahrer ab und warten auf einen Auftrag. Sie freuen sich über unseren Besuch, besonders über das extra aus diesem Anlass gedichtete Solidaritätslied vom Liedermacher Karl Nümmes.
Sie sind völlig vorbehaltlos bereit, ein Interview für die Rote Fahne zu geben. Von den Anwesenden war nur einer am Streik beteiligt und machte uns den Vorschlag, mit dem Lied vor die Geschäftszentrale zu ziehen. Alle finden den Streik richtig und sind empört, dass man dafür mit Entlassung bestraft wird. Gleichzeitig drückt einer ihre Verunsicherung über das Streikrecht aus: Was darf man in Deutschland und was ist verboten?
Wir diskutieren über das sehr einschränkte Streikrecht, das den Monopolen ermöglicht, einem ungestraft die Existenzgrundlage zu entziehen, während der Kampf dagegen illegal ist. Und dass man auch am Vorgehen des Deutsche-Bahn-Vorstands und der Geschäftsleitung der Charité sieht, dass selbst das eingeschränkte Streikrecht angegriffen wird. Von diesen Streiks hatten übrigens alle gehört und begrüßen sie.¹
Als wir uns gerade verabschieden wollen, werden wir auf Weisung der Geschäftsleitung aufgefordert zu gehen. Und eine Fahrerin, besorgt um uns, sagt mir, dass im Lager davon die Rede war, die Polizei zu holen. Hat Kagan Sümer jetzt auch noch das Sagen auf dem öffentlichen Bürgersteig? Keinesfalls werden wir uns davon das Recht auf Solidaritätsaktionen nehmen lassen.
Hier das Solidaritätslied von Karl Nümmes für die "Gorillas"-Fahrerinnen und -Fahrer