Kapitalismus

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Preise steigen unaufhörlich – was tun?

Große Sorgen machen sich zurzeit viele Menschen, gerade mit geringem Einkommen, dass sie im bevorstehenden Winter ihre Heizkosten nicht mehr aufbringen können. Der Rohstoffpreis für Erdgas hat sich innerhalb eines Jahres um fast 200 Prozent verteuert. Das führte für die Endverbraucher im letzten Jahr zu einer Gaspreissteigerung von 5,44 Cent/kWh auf 7,01 Cent/kWh - eine Steigerung um 29 Prozent. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt ist das eine Mehrbelastung von 314 Euro im Jahr. Zum Jahresende haben die Gaskonzerne weitere Preiserhöhungen von rund 13 Prozent angekündigt.¹

Von ba / dg / ab
Preise steigen unaufhörlich – was tun?
Die Preise - auch für Erdgas zum Heizen im Winter - steigen kontinuierlich (foto: Ulrichulrich (CC BY-SA 3.0))

Andere Energiepreise stiegen ebenfalls steil an, so Strom um fast 150 Prozent und Kohle um über 100 Prozent. Seit Jahresbeginn nehmen zudem nicht nur die Energiepreise deutlich zu, sondern auch die Preise vieler nichtenergetischer Rohstoffe, darunter z. B. Eisenerz um fast 100 Prozent. Die Inflation der Rohstoffpreise hat verschiedene Ursachen.Teils steigt die Nachfrage im Zuge der zunehmenden Digitalisierung. Es gibt auch einige zeitweise Aufholeffekte nach den besonders starken Einbrüchen im Verkauf 2020. Der Rohstoffmarkt ist stark monopolisiert und die Rohstoffmonopole setzen Monopolpreise durch, Raubpreise auf Kosten der gesamten Gesellschaft. Sie wälzen auch Investitionen in veränderte Energiegrundlagen auf die übrige Gesellschaft ab. Insbesondere steigen die preise als Ergebnis von Spekulation – sie folgte teils den spekulativen Börsenkursen von Industriemonopolen, die auf einen schnell steigenden Absatz rechneten.

 

Es ist damit zu rechnen, dass die steigenden Rohstoffpreise größtenteils in den kommenden Monaten weiter auf die Verbraucherpreise abgewälzt werden. Im Jahr 1981, als die Rohstoffpreise ähnlich stark stiegen, wuchs die Inflationsrate in kurzer Zeit von 2 Prozent auf 6,3 Prozent an.

 

Aber auch Lebensmittelpreise haben deutlich zugelegt. Kaffee kostet heute über 30 Prozent mehr, Brot und Gemüse mehr als 25 Prozent als vor einem Jahr. Auch hierbei spielt die Spekulation um Höchstprofite die Hauptrolle. Dazu kommen noch in nicht unerheblichem Ausmaß die ständig steigenden Mieten. Diese unaufhörlich steigende Teuerung bedeutet eine schleichende Enteignung von Niedrig-Verdienenden und kleinen Sparern.

 

Zuletzt betrug im August in Deutschland die Inflationsrate offiziell 4,1 Prozent. Die realen Preiserhöhungen liegen für niedrige Einkommen aber wesentlich höher, da die Wohnungs-, Nahrungsmittel- und Gesundheitskosten für Arbeiter und kleine Angestellte deutlich stärker zu Buche schlagen als sie im statistisch „durchschnittlichen Warenkorb“ angesetzt sind. Denn die Kosten dafür machen für die Reichen und Superreichen einen viel geringeren Teil ihrer Ausgaben aus, gehen aber mit diesem niedrigeren Prozentsatz in den Durchschnitt ein.

 

Die Tariferhöhungen des letzten Jahres gleichen diese Geldentwertung für die große Masse der Arbeiter und kleinen Angestellten bei weitem nicht aus. Im hessischen Handel wurden sogar noch am 29. September die Entgelte rückwirkend zum 1. August dieses Jahres nur um 3 Prozent und zum 1. April 2022 nur um magere 1,7 Prozent angehoben. Das liegt weit unter der Inflationsrate.

 

Dem Fass den Boden aus schlägt die kürzlich beschlossene Erhöhung des Hartz-IV-Satzes von knauserigen 3 Euro, was gerade mal 0,75 Prozent mehr entspricht. Diejenigen Waren, die Hartz-IV-Bezieher hauptsächlich benötigen, haben sich 2021 schon um etwa 10 Prozent verteuert. Die Kabinettsvorlage zur Hartz-IV-Erhöhung stammt aus dem SPD-geführten Bundessozialministerium. Das macht schon jetzt deutlich, was von den Versprechungen einer „sozialen Politik“ der neuen Bundesregierung zu erwarten ist. Auch die Rentnerinnen und Rentner können ein Lied davon singen. In diesem Jahr gab es nur in Ostdeutschland eine äußerst schmale Rentenerhöhung von 0,72 Prozent. Die Renten in Westdeutschland wurden sogar überhaupt nicht erhöht.

 

In so gut wie allen großen kapitalistisch-imperialistischen Ländern nimmt die Inflation so zu wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr², überall mit steigender Tendenz. Die OECD hat außerdem ihre Inflationsprognose für die G20-Länder angehoben. Zur G20 gehören sämtliche klassischen imperialistischen Großmächte und die wichtigsten neu-imperialistischen Länder der Welt. Demnach steigen die Verbraucherpreise im gesamten Jahr 2021 dort um 3,7 Prozent und 2022 um 3,9 Prozent. Und das ist eine sehr „optimistische“ Schätzung.

 

Der globale Preisauftrieb ist auch ein Resultat der massiven Ausweitung der Geldmenge aller internationalen Zentralbanken durch die ungehemmte Kreditvergabe zu Niedrigstzinsen in den vergangenen Jahren, besonders seit Anfang 2020. Das Geld wird dadurch im Verhältnis zu dem nicht entsprechend wachsenden Warenberg weniger wert. Die Inflation wird damit ganz bewusst in die Höhe getrieben, um die weltweiten Schuldenberge von Konzernen und Banken zu entwerten und die Staatsfinanzen zu sanieren.

 

Angesichts der weit hinter der Teuerung, insbesondere beim Energieverbrauch, bei den Mieten und bei den Lebensmitteln, zurück gebliebenen Tarifabschlüssen im letzten Jahr, ist es dringend notwendig, den Kampf  für einen sofortigen Lohnnachschlag aufzunehmen, der die Teuerung des letzten Jahres ausgleicht. Diese Mindestforderung muss auch bei den kommenden Tarifvereinbarungen und für alle Sozialleistungen erhoben werden.

Zugleich wies Willi Dickhut, Mitbegründer und Vordenker der MLPD darauf hin:

"Die Arbeiterklasse kann sich gegen die Raubpreise der Monopolkapitalisten nur durch den Kampf um höhere Löhne wehren. Sie muß sich aber klar sein, 'daß sie gegen Wirkungen kämpft, nicht aber gegen die Ursachen dieser Wirkungen'.

 

'Sie sollte begreifen, daß das gegenwärtige System bei all dem Elend, das es über sie verhängt, zugleich schwanger geht mit den materiellen Bedingungen und den gesellschaftlichen Formen, die für eine ökonomische Umgestaltung der Gesellschaft notwendig sind. Statt des konservativen Mottos: 'Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!', sollte sie auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: 'Nieder mit dem Lohnsystem!''(Marx: 'Lohn, Preis und Profit)".  Mehr dazu hier

 

Wer diesen Kampf aufnehmen will gehört auf die regionalen Herbstdemonstrationen der Bundesweiten Montagsdemobewegung, die am 23. Oktober stattfinden werden. Mehr dazu hier