Ahrtal
Umweltgewerkschaft: Deutsche und syrische Helfer Seite an Seite
Seit fünf Tagen sind wir mit einem Team der Umweltgewerkschaft im Ahrtal, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.
Kurz vor unserer Abreise kommen wir durch Bad Neuenahr. Die Kurstadt hat es besonders hart getroffen. Die ganze Innenstadt stand meterhoch unter Wasser. Die Ahrbrücken wurden komplett weggerissen, viele Geschäfte sind zerstört, hunderte Wohnungen sind unbewohnbar geworden. Die Beseitigung der gröbsten Flutschäden wird noch viele Monate, teils auch Jahre dauern.
Zwei Dinge fallen uns auf: Es sind nicht wirklich viele Menschen unterwegs in der Stadt. Sicher, das THW ist mit schwerem Gerät im Einsatz, die Feuerwehr, das Rote Kreuz, eine Pfadfindergruppe, private Helferteams – aber angesichts der Dimension der Aufräum- und Reparaturarbeiten wären eigentlich zehntausende helfende Hände gefragt! Stattdessen wurden am Anfang viele Hilfswillige von den Behörden sogar wieder weggeschickt, sie würden die „professionellen“ Kräfte stören. Was für eine Bankrotterklärung der staatlichen Krisenhilfe! Warum werden nicht ganze Universitäten, Schulen, Betriebsbelegschaften mobilisiert, um in gut organisierten Masseneinsätzen die Schäden rasch zu beseitigen? In einer sozialistischen Gesellschaft wäre das selbstverständlich!
Aber trotzdem: die Menschen lassen sich nicht abhalten, selbstlos und solidarisch zu helfen, das sieht man an vielen Stellen. Besonders hervorstechend die kleinen Teams syrischer Flüchtlinge, die in voller Arbeitsmontur an jeder Ecke am Malochen sind. „Mindestens 150“ sind seit Wochen im Kreis Ahrweiler in der Fluthilfe aktiv, lesen wir in der Regionalzeitung. Sie haben sich über eine Facebook-Gruppe namens „Syrische Freiwillige in Deutschland“ kurz nach der Flutkatastrophe selbst organisiert. Bundesweit sind viertausend(!) dabei und unterstützen abwechselnd die Hilfseinsätze vor Ort.
Einer berichtet im Zeitungsinterview: „Natürlich erinnern diese Bilder an Syrien. Es sieht hier sehr ähnlich aus. Nur die Raketen fehlen. Aber den Menschen zu helfen, tut uns von Herzen gut.“ (Generalanzeiger, 13.8.21, S.16).
Ein Hoch auf die internationale Solidarität!