Interview mit GDL-Chef Claus Weselsky

Interview mit GDL-Chef Claus Weselsky

„Wir sind kampferprobt, haben mehrere mediale Wellen erlebt und sind trotzdem erfolgreich“

Die Rote Fahne Redaktion führte heute das folgende Interview mit dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky:

Von wb
„Wir sind kampferprobt, haben mehrere mediale Wellen erlebt und sind trotzdem erfolgreich“
Claus Weselsky (foto: GDL)

Rote Fahne News: Gratulation zur großen Streikteilnahme, mit der ihr beweist: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“. Wie ist es gelungen, wo euch von der Bahn AG und manchen Medien vorgeworfen wird, dies sei eine „Attacke auf das Land“?


Claus Weselsky: Uns gelingt eine regelmäßige Solidarisierung unserer Kolleginnen und Kollegen, der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, weil wir kampferprobt sind und schon mehrere auch mediale Wellen erlebt und überstanden haben und trotzdem erfolgreich gewesen sind.


Rote Fahne News: Die Bahn AG rechtfertigt die von ihr geforderte und mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für dieses Jahr vereinbarte Nullrunde mit ihrem Schuldenberg und Milliarden-Verlusten durch Corona. Ist die GDL „maßlos und auf Krawall gebürstet“?


Claus Weselsky: Die GDL ist sehr wohl in der Lage, das zu beachten, allerdings hat die DB AG vom Eigentümer Bund, wie alle anderen Eisenbahn-Verkehrsunternehmen, in Milliardenhöhe Unterstützung für die ausgefallenen Fahrkartenerlöse und die Aufwendungen erhalten. Und von daher ist es ein hausgemachtes Problem. Der Schuldenberg der DB hat nichts mit Corona zu tun. Der ist schon eher sichtbar geworden, und das liegt am Missmanagement und am weltweiten Verzocken. Deswegen sagen wir zum Einsparungsbeitrag über Personalkosten: Kann erbracht werden, aber nicht von denen, die im direkten Bereich die Wertschöpfung machen … .


Rote Fahne News: Die Streikgegner werfen der GDL vor, aus „Machtinteressen“ heraus zu streiken, um so die Mehrheit in den verschiedenen DB-Gesellschaften zu erringen. Wie geht ihr mit dem Tarifeinheitsgesetz (TEG) um, mit dem das Streikrecht noch weiter eingeschränkt soll?


Claus Weselsky: Nun, wir haben ja dagegen geklagt, was nicht erfolgreich gewesen ist, und wir haben uns jetzt im Herbst 2020 entscheiden müssen, wie wir damit klarkommen. Wir haben uns entschieden, das TEG mit seiner jetzigen, vorhandenen Wirkung erst mal so zu nehmen und daraus unsere Schlussfolgerungen gezogen: Nämlich, dass wir für Mehrheiten in den Betrieben sorgen müssen. Und wir gewinnen Mitglieder mit der klaren Zielsetzung: Schützt eure Tarifverträge, die ihr gemeinsam mit uns erkämpft habt, um im Ergebnis auch bei richtiger TEG-Anwendung die Mehrheit in weit mehr Betrieben zu haben.

 

Die willkürliche Festlegung der DB AG, dass wir angeblich nur in 16 (von 170 - Anm. d. Red.) Betrieben Mehrheiten haben, ist eine glatte Lüge. Wir können heute schon belegen, dass wir in weit mehr Betrieben die Mehrheit haben, aber wir überlassen es deutschen Gerichten, die Mehrheiten festzustellen, denn dass BVG hat dazu klar den Weg über § 99 Arbeitsgerichtsgesetz vorgeschrieben. Deshalb klagt die GDL vor verschiedenen Gerichten, um eine Feststellung TEG-gemäß zu bekommen.


Rote Fahne News: Lieber Claus Weselsky, vielen Dank, dass du in dieser heißen Phase Zeit für ein Interview mit der Rote Fahne Redaktion gefunden hast. Wir wünschen euch viel Erfolg und werden weiter berichten und mithelfen, die Solidarität mit eurem Kampf zu organisieren.