Nachruf
Christel Besmer – eine Persönlichkeit der Aufbau-Generation der DDR
Wir waren sehr betroffen und traurig, als wir von ihrem Mann erfuhren, dass unsere langjährige Mitstreiterin im Umweltkampf, Christel Besmer, Erfurt, uns für immer verlassen hat. Sie starb im April nach langer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren.
„Bring mir keine Blumen mit: Ich bin doch eure Kampfgefährtin!“, hatte sie immer gesagt. Immer voller Tatendrang und Wissensdrang und der Jugend zugewandt, auch noch im hohen Alter und trotz ihrer zunehmenden Erblindung.
Sie war Lehrerin mit Leib und Seele, jedoch keine bequeme Persönlichkeit. Mit ihrem scharfen kritischen Geist und ihrem unerschrockenen Auftreten war sie schon in DDR-Zeiten ihren Vorgesetzten ein Dorn im Auge und legte sich unter dem neuen, dem privatkapitalistischen Regime im Kampf gegen die geplante Müllverbrennungsanlage in Erfurt mit dem Energiekonzern, dem Stadtrat und deren Rechtsanwälten an.
Hervorragend war, wie intensiv sich Christel auch mit der positiven Alternative zur Müllverbrennung, dem Kryo-Recycling-Verfahren beschäftigte und dass sie viele Jahre im Vorstand der Bürgerbewegung aktiv war. Christel und Günter fehlten in dieser Zeit bei keinem Umweltratschlag, hatten bei jedem Waldfest in Truckenthal ihren Umweltstand und unterstützten in Erfurt Aktivitäten zum Weltklimatag.
Ihre große Liebe waren die Tiere. So machte sie auch voller Engagement bei den Protesten gegen die Massentierhaltung mit – die übrigens trotz „Rot-Rot-Grün“ an der Regierung in Thüringen immer noch zum Himmel stinkt, genauso wie die Müllverbrennungsanlage in Erfurt!
Christel gehörte zur Aufbau-Generation in der DDR und hat uns ein positives Bild von der Roten Armee und der damaligen sowjetischen Administration vermittelt, wie die in der Nachkriegszeit die Sache der Menschen in die Hand nahm und wie konsequent die Faschisten ausfindig gemacht und umerzogen wurden. Einer der führenden Nazis aus ihrem Ort wurde in Internierungslager Buchenwald umerzogen und konnte sich danach als Russisch-Lehrer für die neue Gesellschaft nützlich machen.
Durch diese harte Zeit mit dem damals noch angestrebten Ideal einer besseren, einer sozialistischen, Welt wurde Christel geprägt. Sie hat gekämpft – „bis zum Umfallen“, wie ihr Mann Günter sagte. Wir verdanken ihr viel und werden sie nicht vergessen.