Opel Bochum
„Wir verteidigen unseren Tarifvertrag und die 35-Stunden-Woche“
Sepp Herberger hätte gesagt: „Vor der Sondierung ist nach der Sondierung“. Tatsache ist: Seit weit mehr als zwei Jahren erzählt uns Opel, dass wir in Bochum viel zu teuer sind, um „im harten internationalen Wettbewerb“ zu bestehen.
Tatsache ist: Vor über einem Jahr wurde eine betriebliche Tarifkommission gewählt, um die „Verhandlungen“ zwischen Opel-Vorstand und IG Metall zu begleiten. Verhandlungen, die nichts anderes sind als kalte Erpressung: Wir alle sollen verzichten, nicht um irgendeine Gegenleistung zu bekommen. Sondern nur, damit wir so weiter arbeiten dürfen wie bisher.
Tatsache ist aber auch: Alle Drohungen vom Outsourcing ganzer Bereiche bis hin zur Werksschließung haben Opel nichts genutzt, um uns auf die Knie zu zwingen! Seitdem ist Neovia mit den PSA–Teilen zu uns aufs Werksgelände gezogen und kam dass Distrigo-Deutschland-Geschäft nach Bochum. Noch immer haben wir den M&E-Tarifvertrag, unser Urlaubs- und Weihnachtsgeld, unsere 35-Stunden-Woche!
Bislang hat sich der Vorstand an der klaren Haltung der Belegschaft die Zähne ausgebissen. Der kommt schon längst nicht mehr so auf die harte Tour, wie bislang. Monatelang war der Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld angeblich „alternativlos“. Jetzt ist Opel längst davon abgerückt. Inzwischen denken sie sogar darüber nach, uns das tarifliche Zusatzgeld zurückzugeben, wenn auch nur auf Basis des Kontrakt Logistik-Tarifvertrag.
Was für ein Akt der Barmherzigkeit: Das Geld bzw. die freien Tage stehen uns doch eh zu, weil sie Teil unseres Tarifvertrags sind! Wovon sie auf keinen Fall ablassen wollen, ist aber die Zerstörung unserer 35-Stunden-Woche. Das wäre ein fataler Durchbruch für Opel im ganzen Konzern, und für alle Konzerne gegenüber der IG Metall. Längst sollte es ja zu einer Abstimmung kommen, aber immer (öfter) heißt es von den Kollegen: „ICH LASS MICH NICHT MEHR ERPRESSEN“!
Um dieser Niederlage zu entgehen, setzt Opel auf die Spaltung der Belegschaft: Weil viele ältere Kollegen über Altersteilzeit raus wollen, sollen wir alle die Arbeitszeitverlängerung hinnehmen. Beides aber kostet Arbeitsplätze, wenn die ältere nicht ersetzt werden durch junge Kollegen. Dumm nur, dass PSA bislang nicht mitspielt und jede Neueinstellung selbst zum Billig-Tarif ablehnt.
Aber auch wenn sich das ändern sollte: Seit knapp zwei Jahren verteidigen wir unsere 35-Stunden-Woche, und davon werden wir nicht abrücken, nur um die Stellanis-Profite noch mehr in die Höhe zu treiben. Dass unsere französischen Kollegen für eine 32-Stunden-Woche kämpfen und wir die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich aufstellen, ist die richtige Antwort: DA GEHT NOCH MEHR!