Leserbrief
Gedanken zu "Fußball: EM 2020 - eine Zwischenbilanz"
Ich habe fast alle Spiele der EM gesehen. Etwas im Gegensatz zu den Beurteilungen in dem o. g. Artikel habe ich auch Spiele gesehen, bei denen überlegenes, vielseitiges fußballerisches Können, was auch taktisches Geschick einschließt, auf hohem Niveau "Kampfeswillen" ins Leere laufen lassen konnte. Ich denke dabei besonders an einige Spiele der italienischen und der spanischen Mannschaft.
Hier der Rote Fahne News-Artikel, auf den sich der Leserbrief bezieht.
Natürlich ist die Feststellung, dass "die Arroganz der mit Stars gespickten französischen Mannschaft eiskalt bestraft" wurde, richtig. Man kann darüber auch eine Art Schadenfreude empfinden. Fußball ist ein Spiel mit nicht exakt vorausberechenbarem Ergebnis, aber es ist mehr als ein Glücksspiel. Fußball setzt stets neben Willen auch Können voraus. Zum Können gehört auch bei einem Turnier der richtige Umgang mit den Kräften, das kann auch bedeuten, mit Spielintelligenz ein Spiel "ruhiger", also mit weniger Kraftaufwand, erfolgreich zu gestalten, um in die nächsten Entscheidungen zu kommen. Auch dazu gehört "Willen", ein Wille der Disziplin, aber eben nicht unbedingt ein Willen der "Brechstange". Den muss man aufbringen, wenn etwas dann dennoch "schief" gelaufen ist.
Wenn eine Mannschaft oder auch einzelne Mitglieder einer Mannschaft ihr Können offensichtlich durch mangelnden Willen nicht einsetzen, kann man sicher von Arroganz sprechen. Und ein solches Auftreten einer Mannschaft ruft keine Begeisterung hervor. Nicht vergessen darf man, dass hier ein objektiv kräftezehrendes Turnier gespielt wird, bei dem auch intelligente Einteilung der Kräfte ein Rolle spielt. Wenn ich die Methode der Einteilung der Kräfte nicht mag, dann muss ich auch so konsequent sein, ein Turnier mit vielen Beteiligten über einen längeren Zeitraum abzulehnen.
Ich will hier keine Lanze brechen für Überheblichkeit und Arroganz. Aber ich will darauf hinweisen, dass es eine Überlegung wert sein kann, darüber nachzudenken, ob durch die immer mehr ausufernde Anzahl der Meisterschaften, Pokale und Wettbewerbe, veranlasst durch die Profitgier u. a. der internationalen Verbände des Sports, die Tendenz geradezu erzwungen wird, die wir jetzt vorfinden.