Solingen
Willi Dickhut und andere Kommunisten öffentlich gewürdigt
„Tag der offenen Tür“ am 27. Juni im Solinger „Zentrum für verfolgte Künste“: Eine der drei Sonderausstellungen dort galt dem antifaschistischen Widerstand in Solingen.
In einem einleitenden Vortrag würdigte der verantwortliche Historiker, Dr. Stephan Stracke, die deutschlandweit herausragende Rolle der Kommunisten in Solingen in den 1920er-Jahren und zum Beginn des Hitler-Faschismus. Selbst unter den Bedingungen des begonnenen faschistischen Terrors mit der Inhaftierung führender Kommunisten bekam die KPD bei den Märzwahlen 1933 noch 34.000 Stimmen – nur knapp unter ihren bisher höchsten Wahlergebnissen bei früheren Wahlen. Das war Ausdruck einer ausgeprägten Polarisierung zwischen Kommunisten einerseits und Faschisten andererseits. Die NSDAP bekam 37.000 Stimmen, die bürgerlichen Parteien wurden bedeutungslos, die SPD hatte lediglich 8.000 Stimmen.
Diese Stärke der Kommunisten zwang die Faschisten in Solingen zu einer besonderen Taktik: Im Unterschied zu anderen Städten setzten sie laut Dr. Stracke noch nicht in erster Linie auf Terror, sondern auf soziale Demagogie und soziale Programme, um die Arbeiterklasse zu beschwichtigen - so insbesondere mit öffentlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie Straßenbau angesichts von 60.000 Menschen, die durch die Weltwirtschaftskrise lediglich von Sozialleistungen lebten. Diese Taktik zeigte in Verbindung mit dem wachsenden Terror schließlich Wirkung.
Angesichts dessen war es nur folgerichtig, dass in der Sonderausstellung zum antifaschistischen Widerstand in Solingen auch Kommunisten angemessen gewürdigt worden - so auch der Solinger Kommunist, Antifaschist und spätere Vordenker der MLPD Willi Dickhut. Ihm galt auf Augenhöhe mit anderen eine eigene Ausstellungstafel. Jahrzehntelang wurde die Rolle der Kommunisten in der Solinger Öffentlichkeit weitgehend unter den Teppich gekehrt - und insbesondere Willi Dickhut massiv verleugnet und bekämpft. Die jetzige öffentliche Würdigung ist daher ein wichtiger Teilerfolg im Kampf gegen den Antikommunismus.
Das Willi Dickhut Museum nutzte gemeinsam mit der Internationalistischen Liste / MLPD Bergisch Land die Gelegenheit zu einer gemeinsamen Führung im Museum. Mit den Museumsverantwortlichen wurden weitere Absprachen zur Zusammenarbeit getroffen. Unsere Delegation beteiligte sich auch an einem Besuch bei den nahegelegenen Gedenksteinen für russische und polnische Zwangsarbeiter und legte dort einen Kranz nieder.
Ein erfolgreicher Tag im weltanschaulichen und kulturellen Kampf gegen den Antikommunismus. Die Ausstellungen sind noch länger zu besichtigen.