Berlin
Die Gedenktafel für Ottilie Pohl muss wieder angebracht werden!
Am vergangenen Sonntag machten sich 14 Frauen und zwei junge Männer auf Fahrrädern auf, um an sechs Stationen „starke Frauen“ , die etwas mit Moabit zu tun hatten, kennenzulernen. Motto: „Frauengeschichte (n) im Kiez“.
Initiiert und geleitet wurde die Aktion von Sigrid Werner, Direktkandidatin der Feministischen Partei DIE FRAUEN für die Abgeordnetenhauswahl im Bezirk Mitte, und Anne Höcker, Direktkandidatin für die Bundestagswahl im Bezirk Mitte der Internationalistischen Liste / MLPD. Diese Kooperation und gegenseitige Unterstützung im Stadtteil ist etwas Neues und bisher sehr positiv.
Eine von sechs interessanten Stationen war das ehemalige Wohnhaus von Ottilie Pohl, Beusselstraße 43. Bis vor ein paar Jahren erinnerte dort eine Berliner Gedenktafel an diese Frau. Sie ist verschwunden! Die beiden jungen Männer griffen zur Tat und klebten Plakate mit Ottilies Namen und Konterfei an das Haus. Es gibt auch Aufkleber und eine Unterschriftensammlung für die Gedenktafel.
Wer war Ottilie Pohl? Hier der Text der Unterschriftensammlung und Petition, die von der MLPD- Stadtteilgruppe Moabit ausging und inzwischen 120 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden hat: "Ottilie Pohl war Arbeiterin jüdischer Herkunft und wohnte jahrzehntelang in Moabit, davon einige Jahre in der Beusselstrasse 43. Als engagierte Revolutionärin und Kriegsgegnerin trat sie im ersten Weltkrieg aus der SPD aus, wurde Mitglied der USPD und später der KPD. Sie war 1920 Tiergartener Stadtverordnete für Soziales und Schulpolitik. Im Hitlerfaschismus führte sie gemeinsam mit anderen mutigen Frauen sogenannte "Kaffeekränzchen" durch, die der Organisation des Widerstandes galten. Außerdem versteckte sie vom Tode bedrohte Gegner des faschistischen Regimes. Durch einen Verrat wurde sie mit 75 Jahren selbst Opfer, wurde deportiert und 1943 im KZ Theresienstadt ermordet. Vermutlich nach einer 'Sanierung' wurde die Tafel zum Gedenken an diese mutige Bürgerin Moabits nicht wieder angebracht. Dieses eigenmächtige Vorgehen vermutlich des Hausbesitzers ist nicht zu akzeptieren. Wir fordern Sie daher auf, die Tafel erneut anbringen zu lassen. Wir schlagen vor, dass der Text auch den organisierten kommunistischen Widerstand würdigt, den Frau Pohl und mit ihr viele andere leisteten."
Diese Unterschriftensammlung ist auch ein Statement gegen das Übergehen oder Kleinreden des kommunistischen Widerstands gegen den Faschismus. Wir sammeln dabei Unterschriften für die Bewegung: „Gib Antikommunismus keine Chance!“