Südostasien

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Aktuell: Der Volks-Befreiungskrieg in Myanmar

Wenn das Fernsehen über Myanmar berichtet, sieht man seit Monaten die mit großem Mut demonstrierenden Menschen auf der einen und Militärs auf der anderen Seite.

Von gos
Aktuell: Der Volks-Befreiungskrieg in Myanmar
Massenprotest im Februar diesen Jahres in Yangon (foto: gemeinfrei)

Vor einigen Tagen schilderte Oliver Esser, ein deutscher Koch, der seit 25 Jahren in Myanmar lebt und arbeitet, dem Deutschlandfunk in einem Telefoninterview die Entwicklung aus seiner Sicht; Rote Fahne News dokumentiert:

 

Es gibt seit mehreren Monaten eine gewählte Untergrund-Regierung. Sie organisiert und leitet den Kampf gegen das Militär. Hier haben sich alle Ethnien Myanmars zusammengeschlossen - was es bisher nie gab. Im Norden des Landes haben drei bis vier Ethnien Armeen gebildet, ihr Land vom Militär befreit und rücken – zum ersten Mal in der Geschichte gemeinsam – nach Süden vor. Die Untergrundregierung hat in den Städten im Süden Freezones eingerichtet, in denen nicht demonstriert oder gestreikt wird, und so die Armee draußen gehalten wird. Bei den bisherigen Protesten wurden von der Armee 800 Menschen ermordet und 4800 verhaftet. Die Armeeführung wird - außer von den Reichen – von keiner Gruppe oder Organisation im Land unterstützt.

 

Selbst in der Armee wächst der Widerstand: In den letzten vier Wochen liefen 500 bis 600 Soldaten zu den Befreiungskräften über. Diese sind bewaffnet und führen einen Guerilla-Krieg, in dem sie gegenwärtig vor allem Einrichtungen der Regierung angreifen; ebenso Bürgermeister, die sich vom Militär haben einsetzen lassen. Täglich gibt es 20 bis 40 Bombenanschläge. Die Wirtschaft des Landes liegt völlig brach, die meisten Leute haben nur noch Geld im Wert von einem Dollar täglich, um sich etwas zum Essen zu kaufen. Die großen Banken stehen vor dem Zusammenbruch.

 

Tausende von Jugendlichen haben sich in die Wälder zurückgezogen, um sich dort in Trainingslagern auf die nächsten Kämpfe vorzubereiten; für sie kochen Esser und seine Freunde. Sie haben übrigens gleichzeitig auch schon eine Hotelfachschule in Gang gebracht, auf der sich Jugendliche für kommende Zeiten als Köche vorbereiten können. Trotz der Angst, die alle Leute nachts haben, wenn das Militär kommt: Sie sind optimistisch, ihr Widerstand ist ungebrochen. Die Militärs haben zwar russische (!) Kampfjets, mit denen sie die Dörfer im Norden bombardieren, aber in den Städten haben sie große Probleme – denn gegen 50 Millionen, die sie an 10.000 Fronten angreifen, kommen sie nicht an!