8. Mai - am 11. Mai aktualisiert

8. Mai

Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus

"Die Nacht der faschistischen Diktatur versank - es dämmerte der Morgen." Willi Dickhut schrieb dies in "So war's damals ...". In vielen Ländern der Welt gedachten die Menschen am 8. und 9. Mai 2021 dieser Befreiung; die revolutionäre Weltorganisation ICOR begeht den 8. Mai als einen ihrer Kampftage gegen Faschismus und Krieg. "Rote Fahne News" dokumentiert in dieser Reportage Berichte und Korrespondenzen.

Von Rote Fahne
Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus
Ein würdiger Platz auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof Stukenbrock-Senne (rf-foto)

Auch in Deutschland fanden zahlreiche Gedenkfeiern, Aktionen und Kundgebungen statt. MLPD, Internationalistisches Bündnis und REBELL beteiligten sich aktiv und riefen selbst zu Gedenkaktionen auf.

Berlin: Tag der Befreiung am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park

Am 9. Mai kommen Tausende Menschen zum Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park, um der Befreiung vom Hitler-Faschismus durch die Rote Armee zu gedenken. Auf dem Platz des sowjetischen Ehrenmals führten MLPD und REBELL zusammen mit weiteren Akteuren gestern eine lebendige Kundgebung durch mit Live-Musik, Rote-Fahne-Verkauf und Sammeln von Unterschriften für die Bewegung "Gib Antikommunismus keine Chance!". Alle Beiträge der Montagsdemo, des Internationalistischen Bündnisses, von Solidarität International, des REBELL und der Kreisleitung der MLPD Berlin Süd-Ost verteidigten den Tag der Befreiung, bei uns in Berlin wie in Russland, als Tag des Sieges und der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Der REBELL nahm den Tag zum Anlass, daran zu erinnern, dass der Angriff des Hitlerfaschismus auf die damals noch sozialistische Sowjetunion eine Fortsetzung der Politik ist, die zur Ermordung von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmann führte. Solidarität International stellte den Zusammenhang zwischen dem 2. Weltkrieg und den imperialistischen Kriegen heute als eine wesentliche Fluchtursache her. Die MLPD forderte, in dieser Frage einig mit der Linkspartei, dass der 8. Mai als Tag des Befreiung und des Sieges des Sozialismus über den Kapitalismus Feiertag wird. Sie warb für die Bewegung "Gib Antikommunismus keine Chance!" und wie die Vertreterin von People to People für das neue Buch "von Stefan Engel "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus". Alle waren sich darin einig, dass man gegen das Hochkommen und die Förderung der Faschisten heute den Anfängen wehren muss. Historische und aktuelle Lieder der Nümmesband fanden viele Zuhörer und bei den traditionellen Liedern viele begeisterte Mitsänger. Am offenen Mikro schilderte eine Teilnehmerin eindrücklich, welche Rolle mit einer Million Rotarmistinnen und 300.000 Partisaninnen die Frauen in der Sowjetunion beim Kampf gegen den Hitlerfaschismus gespielt haben.

Stuttgart: 8. Mai im Zeichen des Aufschwungs des antifaschistischen Kampfs

Fast 500 Menschen haben an den Kundgebungen und der Demonstration des „Bündnis 8. Mai“ zum Mahnmal der Opfer des Faschismus teilgenommen. Die größere Beteiligung im Vergleich zum 75. Jahrestag ist ein Beleg für die wachsende Bewusstheit des notwendigen aktiven Eintretens gegen die Rechtsentwicklung. Die Initiative, den 8. Mai als Tag der Befreiung und Mahnung zum Feiertag zu machen, findet unter den Antifaschisten Zustimmung. Im Unterschied zum diesjährigen Ostermarsch war diese Demo viel stärker von jüngeren Menschen geprägt. Bei der Auftaktkundgebung am Landgericht sprach Heinz Hummler von der DKP. Als Zeitzeuge und Sohn eines hingerichteten KPD-Widerstandskämpfers beeindruckte sein Bericht. Der Faschismus als Politik des deutschen Imperialismus und gegen den Kommunismus und die Sowjetunion wurde deutlich gemacht. Das ist eine wichtige Seite der erstarkenden Anti-Antikommunismusbewegung. Er und seine Frau und 17 weitere unterschrieben dann auch bei uns den Aufruf „Gib Antikommunismus keine Chance!" Einige Exemplare des Buches „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ von Stefan Engel wurden verkauft.

Sowjetischer Ehrenfriedhof Stukenbrock-Senne

Ein frischer Wind weht über das ausgedehnte Gräberfeld. Von einem Akkordeon erklingt eine russische Weise, erhebt sich in die Luft und spannt den Bogen in die Heimat der hier Ruhenden. Es ist ruhig, fast idyllisch an diesem denkwürdigen Ort in der Senner Heidelandschaft. Nicht weit von hier entspringt die Ems. Wir sind nicht die Einzigen, die am 8. Mai den Ehrenfriedhof aufsuchen, um derer zu gedenken, die hier als sowjetische Kriegsgefangene interniert waren und als Soldaten der Roten Armee gegen den Hitlerfaschismus gekämpft haben. Mitglieder der umliegenden russischen Gemeinden legen ihre Kränze nieder, ebenso Vertreter der russischen Botschaft. Der gemeinsame Kranz der MLPD Ostwestfalen und des Internationalistischen Bündnisses mit seinen roten Schleifen „8. Mai – Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus“ findet einen würdigen Platz auf den Stufen des beeindruckenden Obelisken. 65.000 Menschen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, fanden hier den Tod, oftmals gequält und ausgebeutet in den Fabriken des Ruhrgebietes. Die Geschichte des sogenannten Stammlagers StaLag 326 VI ist Teil einer deutschen Vergangenheit, Geschichte zu vergessen und zu entsorgen. Nach der Errichtung des Lagers durch polnische Zwangsarbeiter wurde zunächst die einheimische Bevölkerung scharfgemacht: So schrieb das Paderborner ‚Westfälische Volksblatt‘ einen langen Artikel über „Bolschewistisches Untermenschentum in deutscher Gefangenschaft“. Davon angetrieben „besichtigen“ Bürger der Umgebung und selbst Ausflügler aus Bielefeld die Gefangenen wie in einem Zoo. Angesichts der ausgezehrten Gefangenen, die mit 200g Ersatzbrot (Brot mit Sägemehlzusatz), und einer Schöpfkelle Balanda, (Wassersuppe, die aus ungeschälten weissen Rüben, Kartoffelabfällen, Kräutern und Baumrinde gekocht wurde) auskommen mussten, verging sicherlich so manchem Spaziergänger die Lust am Ausflug. Es ist das Verdienst der sich bildenden kommunistischen Widerstandsgruppe, zahlreiche Mitgefangene vor dem sicheren Tod zu retten, gefährdete Kameraden vor SS und Gestapo durch Fälschungen von Papieren zu verstecken und Kranke von schwerster Arbeit zu befreien. Es ist diese kommunistische Denkweise, nicht an sich selbst zu denken, die Schwachen zu schützen und den Widerstand zu organisieren, der schließlich dazu geführt hat, dass sich – entgegen der offiziellen Version der Befreiung durch die Amerikaner – mit der Entwaffnung des Wachpersonals das Lager selbst befreit hat. Das wurde in den Reden der Vertreter von MLPD und Internationalistischem Bündnis deutlich, die auch die Rolle der Roten Armee als entscheidender Kraft beim Sieg über den Faschismus betonten. Dazu passten gut die Liedbeiträge der Musikgruppe „Roter Faden“ . Das eindrucksvolle als Sologesang vorgetragene „Mein Vater wird gesucht“ ging allen Zuhörern unter die Haut. Der Autor, Hans Drach, selbst im russischen Exil lebend, schrieb das Lied 1934 als Anklage gegen die Praktiken des SS, Leute verschwinden zu lassen. Den Abschluss bildete neben dem auf einer wahren Begebenheit beruhenden Lied „Drei Rote Pfiffe“ über den Partisanen-Widerstand in Österreich das von Brecht und Eisler 1934 zur Stärkung des internationalen antifaschistischen Widerstands entwicklelte „Einheitsfrontlied“, welches manch einen Zuhörer trotz Maske zum Mitsingen brachte.

Darmstadt: Der 8. Mai muss gesetzlicher Feiertag werden!

Am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes und der Befreiung vom Hitler-Faschismus, kamen in Darmstadt etwa 100 Menschen zusammen und waren sich einig in der Forderung der VVN-Vertreterin, dieser Tag müsse gesetzlicher Gedenk- und Feiertag werden. Beifall gab es auch zur Nachricht vom Erhalt der Gemeinnützigkeit sowie zur Forderung, die geheimdienstlichen Aktivitäten gegen den VVN einzustellen. Wir von der MLPD diskutierten, dass es falsch ist, wie ein Redebeitrag Polizisten als einzelne Personen („Bullen“) aufs Korn nahm, aber das Herrschaftssystem völlig außen vor ließ. Wir diskutierten, dass Faschismus insbesondere dann von den Herrschenden verwirklicht wird, wenn sie ihre Herrschaft durch Arbeiter- und Volkskämpfe bedroht sehen. Im Gegensatz zu einem Schild mit der Aussage, dass Antifaschismus spontan „aus Bewegungen entsteht“, betonte ein Redebeitrag, dass nur durch die vielfältigen Kämpfe der gesellschaftlichen Gruppen der Antifaschismus erfolgreich ist. Dieser Beitrag schlug auch den Bogen zum Befreiungskampf der Kurden gegen das faschistische Erdogan-Regime.

Mannheim: Zwei ganz unterschiedliche Kundgebungen

In Mannheim gab es zwei ganz unterschiedliche Kundgebungen zum „Tag der Befreiung“. Mittags führte der VVN-BdA ein kulturelle Kundgebung auf dem Schillerplatz, mit ca. 250 Teilnehmern durch. Im Mittelpunkt stand hier die Forderung, dass der Tag der Befreiung ein Feiertag in Deutschland wird. Vom Liedermacher Bernd Köhler und dem Verein „Bunte Vielfalt“ gab es Darbietungen rund um den antifaschistischen Kampf. Redebeiträge gab es vom „Offenen Antifa-Treffen“ (OAT), dem VVN-BdA und weiteren antifaschistischen Vereinen, allerdings nicht von Parteien und Migrantenorganisationen. So war die Bandbreite der Kundgebung leider stark begrenzt. Die zweite Kundgebung wurde mit einer Demo durch die Innenstadt vom Kurdischen Kulturverein angemeldet und von einem Polizeigroßaufgebot begleitet. Hier waren es 200 Teilnehmer. Verschiedene Redner sprachen die Überfälle des faschistischen türkischen Erdogan-Regiems auf den Nordirak und Nordsyrien an und dass der Kampf gegen den Imperialismus heute gemeinsam über Grenzen hinweg geführt werden muss. Es gab viele Kurdistan-Fahnen, Fahnen vom Internationalistischen Bündnis, MLPD,
REBELL, ATIF, YDG und SKB. Die Stimmung war sehr kämpferisch und einige Passanten zeigen dabei begeistert ihre Solidarität. Die MLPD sammelte noch Unterschriften für die Wahzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD zur Bundestagswahl, und verkaufte einige Exemplare von "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus."

 

 

Kundgebung in Berlin im Treptower Park (rf-foto)
Kundgebung in Berlin im Treptower Park (rf-foto)

In Kürze

  • Viele Menschen unterstützen die Forderung, dass der 8. Mai in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag werden muss
  • ICOR-Organisationen in vielen Ländern begehen den 8. Mai als Kampftag gegen Faschismus und Krieg
  • MLPD, REBELL und Internationalistischem Bündnis war das zukunftsgerichtete Gedenken wichtig

Ausstellung in Solingen: "Und laut zu sagen: Nein!"

Unter dem Motto von Kurt Tucholsky "Und laut zu sagen: Nein.“ wurde am 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, von der Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum Solingen e. V. eine Ausstellung über den antifaschistischen Widerstand in Solingen eröffnet. Artikel auf Rote Fahne News hier.

 

Albstädter Bürgerinnen und Bürger gedenken 164 sowjetischer und polnischer Zwangsarbeiter