Hamburg
Provokation des Airbus-Konzerns
In der vergangenen Woche gab die Konzernspitze Airbus ihre Pläne bekannt, wie sie ein sogenanntes „Industrielles Setup“ durchführen will. Im Kern geht es darum, dass große Bereiche des Konzerns innerhalb von Airbus in Deutschland und Frankreich zu neuen Firmen zusammengefasst werden.
So soll ein Bereich in Deutschland entstehen, in dem die ganze Strukturmontagen (hier wird der Rumpf der zivilen Flugzeuge gefertigt) zusammengefasst werden. In Hamburg betrifft das 1600 Kolleginnen und Kollegen zusammen mit dem Werk in Stade (ca. 2000 Beschäftigte) sowie Teilen der bisherigen PAG. Weltweit sind von den Umstrukturierungsmaßnahmen ca. 25.000 Beschäftigte unmittelbar betroffen. Dazu kommen tausende Beschäftigte in Zulieferfirmen, Leiharbeiter, Kolleginnen und Kollegen mit befristeten Verträgen und sogenannte Fremdarbeiter.
Massive Angriffe vorbereitet
Während die Airbus-Führung keine Zeit und nicht den Willen findet, um konsequente Coronaschutzmaßnahmen zu ergreifen (mit dem bekannten Ergebnis, dass zweimal Corona Hotspots entstanden) wird klar, woran wirklich gearbeitet wurde. Und, worin die Hintergründe bestanden, dass Airbus bis zum März 2021 weit über 5000 Arbeitsplätze allein in den deutschen Werken vernichtet hat. Jetzt stolz zu verkünden, man könne betriebsbedingte Kündigungen vermeiden, ist schon mehr als eine Provokation, nachdem tausenden Kolleginnen und Kollegen den Airbus-Konzern verlassen mussten.
Das eindeutige Ziel ist es, in der kapitalistischen Konkurrenz die führende Position im Flugzeugbau weltweit weiter auszubauen und zu festigen: »Um führend zu bleiben, wollen wir jetzt handeln …«. In einem Brief des Airbus-Chefs Guillaume Faury werden ausdrücklich in Konkurrenz zum US-Konzern Boeing, aber auch zu CONAC (chinesischer Konzern der Flugzeugproduktion), diese Pläne zur „Kostensenkung“ begründet.
Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution
620 Seiten
ab 11,99 €
In einer ersten Stellungnahme der IG Metall verurteilt der IG-Metall-Bezirksleiter Küste, Daniel Friedrich, das Vorhaben: »Die Pläne gefährden Tausende von Arbeitsplätzen«, und führt weiter aus, dass die IG Metall nicht bereit ist, die weitere Spaltung der Belegschaft, eine Zerschlagung der Tochter Premium Aerotec (PAG) und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen hinzunehmen. Die Auswirkungen der Konzernmaßnahmen reichen weit in die Zukunft und zielen v.a. auf dramatische Verschlechterung für die Arbeiterjugend ab. Die Einstellung neuer Beschäftigter soll mit Sicherheit mit Verschlechterungen bei der Bezahlung, den Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen einhergehen.
Proteste der Belegschaft beginnen
Vergangenen Freitag (23. April) kam es im Werk Stade zu kurzzeitigen Protesten mit Torblockade. Auch in fast allen Werken außer Hamburg wurden Aktionen durchgeführt. In der kommenden Woche planen Betriebsrat und Vertrauensleute im Hamburger Werk Proteste aller Beschäftigten in der Strukturmontage während der Arbeitszeit und auf dem Werksgelände. Weitere Aktionen werden beraten. Die geplante Schließung eines Werks in Spanien / Cádiz hat schon heftige Proteste ausgelöst.
Hintergrund der Entwicklung ist die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise, die insbesondere im Bereich der Luftfahrt und des Flugzeugbaus weitgehende Formen der Vernichtung von Betrieben, Airlines, Zulieferfirmen angenommen hat. Es besteht eine neue Herausforderung für die Arbeiterbewegung, ihre Offensive zu entfalten, über Ländergrenzen hinweg konzernweit die Kräfte zusammenzuschließen und sich auf einen harten Kampf einzulassen. Aus allem, was bisher bekannt ist, ist dieses erneute Ausbeutungsprogramm in Qualität und Quantität sehr ähnlich mit dem Programm „Power8“ im Jahr 2007. Oder wie Kollegen das in feinstem Unternehmerdeutsch formulierten: „Erhalten bleibt, wer Benchmark ist“ (Also nur wer in der Ausbeutungsoffensive besteht).
Damals war die Antwort ein sofortiger fünftägiger Streik insbesondere in den Werken Varel, Laupheim und Nordenham in Deutschland, Solidaritätsaktionen in Hamburg und Bremen sowie Kampfaktionen in den französischen Werken Toulouse, Saint-Nazaire und Meáute, in Deutschland in Augsburg und einem europaweiten Aktions- und Streiktag. Die Lehren daraus wurden insbesondere in dem Buch »Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ (S. 387 bis 390) entwickelt.