China

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Der Kampf gegen Seuchen und die Hilfe der Sowjetunion in China

Der revolutionäre Journalist und Publizist W. G. Burchett berichtet in seinem Buch "China verändert sich" (Verlag Volk und Welt, Berlin 1952) über die hervorragenden Ergebnisse von medizinischer Hilfeleistung der sozialistischen Sowjetunion an das neudemokratische China Ende der 1940er Jahre.

Die Japaner betrieben in der Nähe von Harbin in China ein Institut für die Vorbereitung des Bakterienkrieges. Sie sprengten es vor ihrem Abzug. Vorher setzten sie eine große Zahl von Ratten aus, die Träger pestinfizierter Flöhe waren. 1947 gab es in der Mandschurei 30.000 Pestopfer, von denen 22.000 starben. Maßnahmen dagegen waren in Folge des Bürgerkrieges langwierig. Nachdem es weitgehend gelungen war, sie aus dem Nordosten zu vertreiben, tauchten sie im Spätherbst 1949 in der Inneren Mongolei auf. Angesichts der Gefahr, dass die Seuche dort ausbrechen würde, sandte man einen Hilferuf an die Sowjetunion. Am 3. November traf eine Gruppe von Spezialisten unter Leitung des Professor Rogosin ein.

 

Vier Stunden nach seiner Ankunft im Pekinger Hotel hatte er bereits die nötigen Anordnungen getroffen, um das gefährdete Gebiet zu isolieren, und ein Zweiwochenprogramm für die Eindämmung der Seuche aufgestellt. Für das alle Ärzte und die Sanitätseinheiten der Volksarmee dieses Gebietes mobilisiert werden sollten. … Am nächsten Morgen reisten sie in aller Frühe nach Kaigan, der Hauptstadt der Inneren Mongolei ab. Und nun begann der dreifache Kampf: Heilung der bereits von der Seuche Befallenen, Impfung aller Bewohner des Gebietes und Vernichtung der Ratten.

 

Rogosin und seine Gruppe arbeiteten 15 Tage lang täglich zwanzig Stunden. Niemand hatte so etwas vordem gesehen. Die ausländischen Ärzte gingen wirklich in die Dörfer, in die Hütten und Zelte der Bevölkerung, und setzten sich auf die ärmlichen Betten der Patienten. Sie behandelten die ganze Bevölkerung, heilten die schon Erkrankten und impften die übrigen. Sie kümmerten sich nicht nur um die Kommunisten, wie die ausländischen Missionare sich früher nur um die Angehörigen ihres Glaubens gekümmert hatten. Es gelang ihnen, innerhalb von fünfzehn Tagen die Seuche in der Inneren Mongolei und in Nordtschachan niederzukämpfen.

 

Unter der Leitung der sowjetischen Spezialisten wurden im Jahre 1949 von Seuchenbekämpfungsgruppen im ganzen Nordosten des Landes sechseinhalb Millionen Menschen gegen Cholera, Typhus und Pest geimpft und weitere anderthalb Millionen gegen Pocken. Zur gleichen Zeit wurden fünfzehn Millionen Ratten vernichtet- das bedeutete außerdem die Rettung von sechsundzwanzigtausend Tonnen Getreide, das nach Schätzungen sonst in diesem Jahr von den Ratten gefressen worden wäre. Im selben Jahr wurde die Zahl der Opfer der Pest auf vierhundertsiebzehn heruntergedrückt, von denen nur achtzig starben. Dieser geringe Prozentsatz von Todesfällen bei dieser Epidemie war in der Geschichte der Medizin noch nicht vorgekommen. Viele Gerettete hatten schwere Lungenentzündungen, deren Heilung bis dahin für unmöglich gehalten wurde.

 

Dadurch daß die sowjetischen Mediziner in die Dörfer gingen, sich überall sehen ließen, ihre Beratungs- und Behandlungsstellen auf den Dorfplätzen einrichteten, die Häuser der Bauern und die Zelte der Mongolen aufsuchten, daß sie die Rattenlöcher zuschütteten und ganze Dörfer desinfizierten, gelang es ihnen, in wenigen Wochen einen seit Jahrhunderten bestehenden Aberglauben auszurotten und die Menschen davon zu überzeugen, daß ein erfolgreicher Kampf gegen die Seuche geführt werden kann. Als sie die Aufgabe erfüllt hatten, fuhren sie wieder in ihre Heimat. Sie ließen aber ausgebildete Kader und alle medizinischen Ausrüstungen und Medikamente, die sie mitgebracht hatten, zurück, außerdem auch die Formeln für die Herstellung der verschiedenen Seren. Und all das geschah ohne einen Gedanken an Bezahlung, ohne daß Geschenke für eine Mission oder der Übertritt zu einem Glauben gefordert wurden. Für die sowjetischen Spezialisten war es eine Selbstverständlichkeit, daß sie kamen, arbeiteten und so bald wie möglich wieder abreisten, um sich ihrer Tätigkeit und ihrer Forschungsarbeit in ihrer Heimat zu widmen.


W. G. Burchett, China verändert sich, Verlag Volk und Welt, Berlin 1952