Tarifrunde
Mit Fahnenschmuck am Auto im Konvoi zu Outokumpu
Eine Stunde vor Feierabend verließen Kolleginnen und Kollegen verschiedener Krefelder Metallbetriebe den Arbeitsplatz, schmückten ihre Autos mit IG-Metall-Fahnen und fuhren in einem ansehnlichen Konvoi zum Parkplatz des Outokumpu-Edelstahlwerks.
Autokino-Protestversammlung gegen die Unternehmerprovokation in der Tarifrunde: Für die meisten eine neue Erfahrung. So gut es war, mit dem Konvoi den Protest auf der Straße zu zeigen, so hinterließ die Versammlung selbst ein zwiespältiges Gefühl: Wir sahen aktive Kollegen aus anderen Betrieben – Metallverarbeitung, Textil, Elektro, Stahl... . Wir erlebten ein kleines Stück IG Metall als Organisation, nachdem ein Jahr lang praktisch keine Versammlung mehr stattgefunden hat. Es kam eine Ahnung auf, wie stark wir sein können, wenn alle Beteiligten dieser Tarifrunden gemeinsam ihre Kampfkraft einsetzen.
Andererseits: Ein großer Parkplatz abseits jeder Wohnsiedlung. Wenig Gelegenheit, sich mit anderen auszutauschen, denn die Reden kamen übers Autoradio. Eine mediale Show statt Auseinandersetzung, wie die Kampfkraft tatsächlich entwickelt und eingesetzt werden kann. Wenig Tiefgang in den Reden, die hauptsächlich auf die nächste Verhandlung orientierten. Das empfand mancher als zu dürftig, zweieinhalb Wochen nach Ende der „Friedenspflicht“.
Einzelne Schilder wie „Arbeitszeit verkürzen! Aber bitte ohne Lohnverzicht!“ wiesen auf Auseinandersetzungen, wie sie in den Betrieben geführt werden (müssen) hin. Und die Kollegen von Outokumpu kündigten an, dass sie am heutigen Freitag einen Warnstreik machen: Während der Arbeitszeit; live vorm Tor, nicht virtuell. Trotzdem Corona-gerecht. Das geht.