Senegal
Massenproteste gegen Korruption und Neokolonialismus
Seit dem 3. März finden Massenproteste in mehreren Städten im Senegal statt.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten kämpfen gegen die Verhaftung des Oppositionellen Ousman Sonko. Der Korruptionskritiker und Umweltaktivist schrieb 2019 ein Buch über die Petro–Tim-Affäre. Der Präsident Macky Sall hatte die Erkundungs- und Schürfungsrechte für regionale Gas- und Ölvorkommen Senegals für 250.000 Dollar an die Firma Petro–Tim verscherbelt. Das Geld ging auf das Konto der Firma seines Bruders als Schmiergeld ein. Petro-Tim wiederum verkaufte die Rechte an die Ölfirma Kosmos Energy Ltd. (USA) und an das französische Übermonopol BP weiter.
Ermittlungen dagegen wurden Ende 2020 eingestellt, da angeblich keine Straftatbestände nachzuweisen wären. Als dann im März 2021 auch noch Ousman Sonko unter fadenscheinigen Gründen verhaftet wurde, entzündeten sich daran weitere Massenproteste. Die Massen kritisierten die schlechte Regierung und die Liquidierung politischer Gegenspieler unter Missbrauch der Gesetze. Die Proteste weiteten sich von Dakar auf andere Städte aus, und waren verbunden mit politisch motivierten Plünderungen französischer Geschäfte wie „Auchan“ oder Total–Tankstellen unter der politische Parole des „Kampfes gegen die neokoloniale Wirtschaft“.
Die Massen erreichten die Freilassung Sonkos am 8. März nach nur fünf Tagen - allerdings unter polizeilicher Aufsicht. Diese neue Protestwelle hat antiimperialistischen Charakter. Doch Plünderungen französischer Geschäfte sind Ausdruck einer spontanen und blinden Rebellion. Auch im Senegal fehlt schmerzlich eine revolutionäre Partei, die in der Lage ist, die Massen zu führen und zu organisieren und ihren Kampf mit den anderen Volkskämpfen in Guinea, der Elfenbeinküste, dem Togo zu vereinen. Der Aufbau einer revolutionären Partei und die Stärkung der ICOR in Westafrika ist die entscheidende Schlussfolgerung.