Leserbrief
Es ist notwendig, über Alternativen nachzudenken
Der folgende Leserbrief von Klaus-Jürgen Hampejs, Pressesprecher der Sindelfinger Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung ist im „Gäuboten“ erschienen.
Es mag einem nicht verwunderlich sein, wenn ein Weltkonzern wie Daimler auf das Schamloseste Schlagzeilen macht. Die dramatische Corona-Pandemie musste herhalten, um Kurzarbeit, Stellenabbau, Entlassung von Leiharbeitern durchzuführen und mit der Schließung von Werken zu drohen. Jede Lüge war recht, um massive Angriffe gegen die Beschäftigten zu rechtfertigen. Rambo Porth (Personalvorstand Daimler, Südwest-Metallchef) bläst zum Angriff auf alle Tariferrungenschaften der Beschäftigten mit ihrer IG Metall.
Auf der einen Seite: Abbau und Entlassungen, auf der anderen Seite: Samstagsarbeit und Extrastunden. Wie passt das mit der Existenzkrise von vielen Menschen, Einzelhändlern und Vereinen zusammen? Und das alles finanziert mit fast 800 Millionen Euro Beitragsgeldern der Arbeitsagentur. ...
Klar, Daimler (Vorstand) feiert sich mit dem Maybach. Aber, nicht zu vergessen, dass es seit Generationen Hunderttausende Menschen sind, die dort arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie, die Beschäftigten, entscheiden und verantworten nicht, was produziert wird. Wir leben im Kapitalismus, dem angeblich besten System auf Erden.
Unter dem Stichwort „Systemrelevant“ stelle ich mir schon die Frage, dass dieses Gesellschaftssystem nicht in Stein gemeißelt ist. Und dass es notwendig ist, über Alternativen nachzudenken und für ein System anzupacken, in dem der Mensch nicht ausgebeutet wird, die Natur nicht dem Profit geopfert wird. Ein System, in dem nicht Konzernchefs den Staat ausplündern und sich feiern lassen.
Es gibt ein Lied der Arbeiter– und Gewerkschaftsbewegung, in dem es heißt: „Es rettet uns kein höheres Wesen, das können wir nur selber tun.“