Hanau
Leserbriefe zur FR-Kolumne vom 22. Februar 2021 von Anetta Kahane
Die Rote-Fahne-Redaktion dokumentiert weitere Leserbriefe, die an die Frankfurter Rundschau geschickt wurden.
Antikommunistische "Fake News" statt Aufklärung der Morde von Hanau
In einer Kolumne in der Frankfurter Rundschau vom 22. Februar fordert Anetta Kahane zu Recht, dass Hanau nicht vorbei ist und gegen Rassismus "mehr als Tränen von Krokodilen" nötig ist. Ja, Hanau war kein Einzelfall! Die Rechtsentwicklung der Regierung(en) und in der Gesellschaft erfordert den entschiedenen Widerstand, restlose Aufklärung der Verantwortlichkeiten und der gesellschaftlichen Ursachen und auch weitergehende gesellschaftliche Konsequenzen. In der Kolumne von Frau Kahane schlägt allerdings die notwendige Aufarbeitung in antikommunistisch motivierte Entgleisungen um. Man mag über die MLPD denken, was man will, aber die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) hier in einem Zug mit dem faschistischen sog. "Islamischen Staat" zu nennen und der MLPD zu unterstellen, sie benutze „die Morde (in Hanau) für ihr Zwecke“, hat nichts mit Aufarbeitung und Wahrheitsfindung zu tun, sondern ist böswillige hetzerische Stimmungsmache, ohne jeglichen Beweis. Dazu bedient sich Frau Kahane der antikommunistischen Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus, um die gesellschaftliche Verwirrung komplett zu machen und Vorbehalte gegen eine sozialistische Gesellschaftsperspektive zu schüren. Ganz nebenbei unterstellt sie der MLPD noch Antisemitismus, damit auf jeden Fall Dreck hängen bleibt. Sollen also antikommunistische „Fake News“ die Antwort auf die „Tränen von Krokodilen“ sein!? Seit vielen, vielen Jahren bin ich nun Abonnent der Frankfurter-Rundschau, aber das habe ich noch nicht erlebt. Frau Kahane hätte besser in ihrer Kolumne die nicht hinnehmbare rechte Meinungsbildung durch die menschenverachtende Flüchtlings- und Migrationspolitik von Bundesregierung und EU aufs Korn nehmen sollen. Denn das hat viel mit Hanau zu tun. Hier wird doch Ausgrenzung, Abschottung, der menschenverachtende Umgang mit Flüchtlingen und Migranten vorgemacht und praktiziert. Das Mittelmeer ist inzwischen zum größten Massengrab geworden. Vielleicht lehnt ja Frau Kahane auch diese Kritik als "linksextrem" ab.
Veit Müller
Frankfurt
Zum Kommentar von Anetta Kahane zu Gedenken in Hanau
Frau Kahane sieht schwarz. In ihrem Kommentar zum Jahrestag der rassistischen Morde von Hanau bejammert sie deprimiert und ermüdet blanke Enttäuschung. Rassisistische und faschistische Denkweisen – und Taten! – lassen sich tatsächlich nicht mit salbungsvollen Ansprachen und heuchlerischen Krokodilstränen von Leuten aus der Welt schaffen, die fördern oder zumindest zulassen, dass alte und neue Faschisten immer offener damit auftrumpfen können. Wer sehen will, der sieht, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zunimmt. Wer aber nur schwarz sieht, wird blind. Es hat in Deutschland und vielen anderen Ländern noch nie eine so breite, besonders von jungen Menschen getragene antirassistische Massenbewegung gegeben, wie in den vergangenen Monaten mit der „Black-lives-matter“ und jetzt eben mit kämpferischen Gedenkdemonstrationen zu Hanau. Und da machen sich viele Leute Gedanken, wo die Wurzeln für die sträfliche Untätigkeit (oder Mittäterschaft?) von Polizei, Geheimdiensten und Regierungen liegen.
Statt diese Bewegung zu stärken, malt Fraue Kahane ein Schreckgespenst namens MLPD, an die Wand, verleumdet sie ebenso unvermittelt wie unbeweisbar als linksradikal, gar antisemitisch. Da muss die alte „Links gleich Rechts“-Mär zur Spaltung mal wieder herhalten. In der Tat waren auf den Demonstrationen am vergangen Wochenende – aber auch bei zahlreichen Flüchtlingsinitiativen der letzten Monate Fahnen der MLPD und ihres Jugendverbands Rebell zu sehen. Kritisch gegenüber dem Staatsappparat, solidarisch mit Menschen egal welcher Herkunft – eben mittendrin in einer breiter werdenden Bewegung gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus – und nicht zuletzt Antikommunismus.
Mit freundlichem Gruß und der Bitte um Veröffentlichtung
Anna Bartholomé
Antikommismus ist genauso mörderisch wie Rassismus, Frau Kahane
Leserbrief zur Kolumne „Hanau symbolisiert den Klimawandel“ vom 21.2.21
Man muss sich beim Lesen der Kolumne von Anetta Kahane in der gestrigen Ausgabe der Berliner Zeitung bzw. Frankfurter Rundschau die Augen reiben. Frau Anetta Kahane behauptet da glatt, „Islamist:innen wie die Sympathisant:innen des „Islamischen Staats“ und Linksextremist:innen und Antisemit:innen wie die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) benutzen die Morde von Hanau für ihre Zwecke“ . Das ist doppelt dreist. Erstens ist es unverschämt, die menschenverachtende faschistisch-islamistische Terrorbande mit der revolutionären Arbeiterpartei MLPD in einem Atemzug zu nennen. Zweitens stellt es eine Diffamierung jener MLPD dar, deren Mitglieder unter Kolleginnen und Kollegen ob ihres selbstlosen Einsatzes für Freiheit und Rechte geschätzt wird. Jene MLPD, die den Aufbau eines Gesundheitszentrums in der von der Faschisten fast völlig zerstörten Stadt Kobane durch internationale Brigaden initiiert hatte. Mitglieder der MLPD haben sich in bewusster Kenntnis der Gefahr mutig daran beteiligt. Denn sie „benutzen“ ihre Freiheitsideologie, um praktische Solidarität gegen Faschismus und Rassismus zu üben. Und Sie, Frau Kahane benutzen ihr Privileg als Kolumnistin führender Tageszeitung zu schreiben, um mit antikommunstischen Dreck gegen solche Leute zu werfen. Frau Kahane, kehren sie doch vor der eigenen Tür! Sie haben jahrelang ihre ehemalige Rolle in der DDR als eine von der Stasi geführte Mitarbeiterin verschwiegen. Und als das doch rauskam, sich windelweich raus geredet, dass man Sie unter Druck gesetzt habe. Gegen eine solche Unterdrückung hätten Sie sogar die Solidarität der MLPD bekommen. Nicht aber für ihre Heuchelei, vor dem Druck eingeknickt zu sein und sich heute wie eine moderne Johanna von Orleans als eine Vorkämpferin gegen den Rassismus aufzuspielen. Antikommunismus spaltet und ist in letzter Konsequenz genauso mörderisch wie Rassismus. Und wie man sieht, er macht blind, ganz im Gegensatz zu Ihrem Anspruch, „mit offenen Augen“ zu registieren, „was in Deutschland vor sich geht.“
Wolf-Dieter Rochlitz
Duisburg