Corona
Ein Jahr Frauen in Homeoffice – wie ist es heute?
Eine gute Gelegenheit: Ich treffe eine junge alleinerziehende Mutter, die ich schon im April 2020 zu ihren Erfahrungen befragt hatte, wieder.
Damals hatte sie erzählt, dass sie die neue Situation als gar nicht so sehr belastend empfindet. Sie hatte noch nie so viel Zeit, mit ihren zwei Kindern gemeinsam den Tag zu verbringen. Obwohl es eine doppelte Anstrengung mit Homeoffice und gleichzeitigem Homeschooling für die Kinder war, kamen sie gut zurecht. Die Jungs haben gelernt, im Haushalt Verantwortung zu übernehmen. Sie schränkte sich ein, dass sie auch eine gute Ausstattung für ihre zwei Kinder beschaffen konnte.
Anfang März 2021 schien es auf den ersten Blick, als ob sich daran nichts geändert hätte. Sie hatte schon immer einen geplanten und strukturierten Ablauf. Klar – das kann man nicht verallgemeinern. Besonders ärmere Haushalte haben nicht die technische Ausstattung. Für Familien mit mehreren Kindern ist die Situation viel komplizierter. B. ist weiter im Homeoffice und die Kinder verfolgen am Bildschirm den Unterricht und machen ihre Aufgaben.
Erst auf Nachfragen kommen weitere Seiten ans Licht: „Es ist widersprüchlich. Wir haben mehr Zeit zusammen und kommen gut klar. Unser Internet hat nicht genug Leistung – das gibt dann schon mal Murren und Stress. Es ging jetzt auch nicht immer glatt mit ihren Aufgaben im Haushalt, man musste das schon auch noch mal ansprechen. Insgesamt bewegen sie sich viel zu wenig und haben viel zu viel Medienkonsum. Das macht die Kinder unausgeglichen und rappelig. Ich schick sie schon manchmal einfach zum Mülleimer oder Einkaufen, damit sie sich bewegen. … Gegen diese Unausgeglichenheit der Kinder brauchen sie unbedingt organierte Freizeitaktivitäten mit viel Bewegung draußen. Ein Freizeitprogramm und Freizeitaktivitäten unter Corona-Schutzbedingungen brauchen wir dringend. Das kann eine Mutter nicht immer organisieren, weil wir ja sowieso sehr viel Zeit miteinander verbringen.“