Verhütung / Gesundheit
Die Pille war für uns Frauen eine Revolution
„Die Pille befreite uns von der monatlichen Angst, ungewollt schwanger zu sein“. Tatsächlich bedeutete die Einführung des ersten oralen Empfängnisverhütungsmittels, „Anovla“ von Schering 1961 in Deutschland, die Möglichkeit, Fortpflanzung und Sexualität voneinander zu trennen.
„Die Antibabypille (machte) für die Masse der Arbeiterfamilien eine wirksame Familienplanung möglich¹.“ Wen wunderts, dass dagegen der damalige Papst Paul VI. Sturm lief. Er propagierte die „Untrennbarkeit von Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung“. Reaktionäre Politiker warnten heuchlerisch vor „Zügellosigkeit“ und „Freizügigkeit“ der Frauen. Sie sahen die bürgerliche Familienordnung in Gefahr. Dabei wurde die Pille anfangs nur an verheiratete Frauen mit Kindern abgegeben. In der DDR kam sie 1965 als „Wunschkindpille“ in die Gesellschaft.
Von Anfang an war und ist die Pille unter kapitalistischer Forschung, Vermarktung zur Profitmaximierung Segen und Fluch zugleich. Als die Krankenschwester Margaret Sanger und die Biologin Katharine McCormick den Endokrinologen Gregory Pincus engagierten und finanzierten, wollten sie, dass er ein Präparat findet, das präventiv wirkt und illegale, oft tödliche Abtreibungen verhindert. Ihm gelang auf der Grundlage früherer Forschungsergebnisse, den natürlichen Wirkstoff Norethisteron für „die Pille“ zu synthetisieren. Die Wirkung seiner Forschung testeten die USA in den Armenvierteln Puerto Ricos, ohne Wissen der Frauen. Einmal auf dem Markt, zeigte sich, dass die zu hohe Dosierung der Östrogene Frauen Risiken wie Thrombosen und Lungenembolien aussetzte. Doch wer glaubt, die Pillen der dritten und vierten Generation wären gesundheitlich unbedenklich, der täuscht sich. Zahlreiche Studien belegen deren hohes Thromboserisiko durch den Wirkstoff Drospirenon.
Pharmakonzerne verdienen sich mit der mutwilligen Gefährdung der Gesundheit junger Frauen und Mädchen eine goldene Nase. Am Internationalen Frauentag ist Gelegenheit dazu, das Verbot verharmlosender Werbung für Antibabypillen als „Lifestyle“-Produkte ebenso zu fordern wie eine umfassende Aufklärung über Risiken und Wirkstoffe sowie über verschiedene Verhütungsformen. Die Pharmakonzerne müssen zur Rechenschaft gezogen werden – weltweit.