Lesetipp
Luise Dickhut: „Die Horbachs - Erinnerungen für die Zukunft“
Eine leider viel zu wenig beachtete Autobiografie und ein wertvolles Zeitdokument.
Luise Dickhut erzählt die Geschichte ihrer Familie, der Familie Horbach – einer Arbeiterfamilie aus Hattingen. Beginnend mit dem Ersten Weltkrieg und seinem Ende durch die Novemberrevolution. Man bekommt einen tiefen, bewegenden Einblick in die Lebens- und Kampfsituation der Familienmitglieder. Wir dürfen miterleben, wie sie sich für den Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung entscheiden. Das bedeutet einen harten, erfüllten Lebensweg.
Luise erzählt uns viel über ihre Mutter – Emma Horbach. Sie war eine der ersten Frauen in der Kommunalpolitik. 1919 für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) erst ins Stadtparlament, später dann auch in den Kreistag gewählt. Von ihrer Arbeit, v. a. in sozialen Fragen können wir auch heute noch allerhand lernen.
Der Untertitel „Erinnerungen für die Zukunft“ trifft zu hundert Prozent zu und wird sehr lebendig: Ein halbes Jahrhundert Geschichte der Arbeiterbewegung, Geschichte der proletarischen Frauenbewegung, antifaschistischer Widerstand.
Mich hat die Geschichte der Frauenbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg besonders bewegt, denn darüber habe ich viel zu wenig gewusst. Luise war selber eine sehr aktive Frau und berichtet hier auch wirklich Erstaunliches. Sie war von der KPD beauftragt, eine überparteiliche Frauenarbeit mit aufzubauen. Das kam nicht zustande – der Antikommunismus sollte es verhindern. Luise berichte sehr genau und aufschlussreich.
Luise Dickhut hat sich selber nicht als Schreiberin gesehen, aber ihr gelingt ein wunderbares, lehrreiches und spannendes Zeitdokument. Es entstand unter wesentlicher Beratung und in Vereinheitlichung mit ihrem Mann Willi Dickhut.
Luise Dickhut: "Die Horbachs" ist für 13 Euro bei People to People zu haben