Metall-Tarifrunde

Metall-Tarifrunde

Kämpferische Tarifrunde vorbereiten - unter komplizierten Bedingungen

In diesen Tagen finden die zweiten Verhandlungen in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie sowie bei VW statt, bzw, fanden schon statt.

Von Korrespondenten aus Dresden / gp / nd
Kämpferische Tarifrunde vorbereiten - unter komplizierten Bedingungen
Aktionen wie diese hier bei Daimler in Sindelfingen wird es heuer nicht geben. Aber still und leise? Nein, das ist nicht die Art der Kolleginnen und Kollegen in der Metall- und Elektroindustrie (rf-foto)

Die IG Metall hat Forderungen nach Reduzierung der Arbeitszeit aufgestellt: „Vier-Tage-Woche“ mit Teillohnausgleich – aber nur in bestimmten Betrieben und nicht auf Dauer. Sie fordert 4 Prozent mehr Entgelt sowie den Abschluss sogenannter „Zukunftsverträge“, die „Beschäftigungssicherung“ garantieren sollen. In Berlin-Brandenburg-Sachsen wird zusätzlich ein "tarifliches Ausgleichsentgelt" gefordert, um die längere Wochenarbeitszeit im Osten – 38 statt 35 Stunden - teilweise finanziell auszugleichen bzw. in kürzere Arbeitszeit umwandeln zu können.

 

Die Metall-Kapitalisten hingegen wollen eine Nullrunde und mehr durchsetzen. So legt der Präsident des Unternehmerverbands Gesamtmetall, Dr. Stefan Wolf, offen dar, wie die Monopole sich die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiter in den kommenden Monaten und Jahren vorstellen: Statt Tariferhöhungen müssten „Arbeitskosten“ endlich weiter runter, heißt: Die Löhne sollen gesenkt, ja, es sollen sogar unentgeltlich Überstunden gemacht und Pausenzeiten reduziert werden.

 

Letztlich soll immer wieder der Eindruck vermittelt werden, die Arbeiter seien ein Kostenfaktor, und deshalb sei es in der Krise besonders "dreist", höhere Löhne zu fordern oder gar zu kämpfen. Am besten sei es deshalb, so Wolf, die Tarifverträge flexibel an "betriebliche Kennzahlen" zu koppeln und künftig gleich mit Betriebsräten statt der IG Metall zu verhandeln. Somit soll der Tarifteppich weiter gelöchert werden.1

 

Was sollen denn die "betrieblichen Kennzahlen" sein? Es gibt keinen Arbeiter in der Welt, der in einem auf Ausbeutung beruhenden Lohnsystem jemals einen "gerechten Lohn" z. B. aufgrund "hoher betrieblicher Kennzahlen" erhalten hätte. Im Gegenteil! Seit 1997 ist die Produktivität in der Autoindustrie um 160 Prozent gestiegen, in ca. acht Minuten hat ein Arbeiter bereits seinen Stundenlohn erarbeitet, den Rest streicht sich der Kapitalist ein. Und das übrigens in West - und Ostdeutschland.

 

Ein Kollege aus Sachsen-Anhalt schreibt: "Nach Tarif wird nur selten gezahlt.Trotzdem gab es in den letzten zehn Jahren in vielen Betrieben höhere Löhne. Aber nur mit Schichtzuschlägen und 40 Stunden Wochenarbeitszeit kommt man auf einen halbwegs passablen Lohn. Von einer 'niedrigeren Produktivität' kann man auf keinen Fall sprechen."

 

Manch eine Kollegin und manch ein Kollege unterschätzt die Angriffe von Gesamtmetall vielleicht noch als "tarifpolitisches Geplänkel, bei dem man sich am Ende in der Mitte trifft".  Ein Korrespondent von Audi berichtet: "Die Diskussion um die Tarifrunde beginnt sich zu beleben. Eine Minusrunde wie letztes Jahr darf es nicht geben. Die Forderung für 4 Prozent mehr Lohn ist schon wenig genug. Die Kolleginnen und Kollegen wollen weder was hergeben, noch mit einem Almosen abgespeist werden."  So fanden bisher kaum verhandlungsbegleitende Aktionen statt. Corona ist kein Argument, entsprechende Aktionen und Versammlungen einfach nicht mehr stattfinden zu lassen. Organisiertheit braucht Organisationsformen. Damit auch inhaltliche Fragen weiter geklärt werden, wie: „Können wir in der Krise überhaupt kämpfen und wofür?“ Die Kapitalisten versuchen, durch Schüren von Angst und Panik die Arbeiter zum Nachgeben zu bringen und haben bereits massiv Arbeitsplätze vernichten. Eigentlich ist es doch so, dass die Arbeiter in der Krise auch besondere Trümpfe in der Hand haben. Sie sind nicht der Profitlogik verpflichtet und in ihrer Zahl der kleinen Schicht von Monopolen überlegen, wenn sie sich einig sind und offensiv kämpfen.

 

In der Krise stehen die Kapitalisten unter verstärktem Konkurrenzdruck und sind erst Recht auf jedes produzierte Teil angewiesen. Mit einer Arbeitszeitverkürzung auf eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich könnten allein in der Automobilindustrie rechnerisch 140.000 Arbeitsplätze erhalten oder geschaffen werden. Das muss besonders mit der Arbeiterjugend durchgesetzt werden, die in der derzeitigen Weltwirtschafts-, Finanz- und Corona-Krise am stärksten angegriffen wird! Für eine Ausbildungsquote von 10 Prozent in der Großindustrie und für die unbefristete Übernahme aller Azubis entsprechend der Ausbildung!

 

Ein besonderer Schwerpunkt für die Jugend ist die Forderung nach einem Tarifvertrag, der verbindlich die Aufnahme von Tarifregelungen für Dual-Studierende fordert und die Qualität der Ausbildung nach den heutigen Anforderungen für eine umfassende und gründliche Berufsausbildung bindend vereinbart.

 

Die Betriebsgenossen der MLPD machen eine vorbildliche Gewerkschaftsarbeit und organisieren eine kämpferische Tarifrunde. Sie diskutieren aber auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen, warum solche Krisen im Kapitalismus gesetzmäßig sind. Erst durch die Abschaffung des Kapitalismus können Krisen, Ausbeutung und kapitalistische Unterdrückung überwunden und der von den Arbeitern in Austausch mit der Natur geschaffene gesellschaftliche Reichtum auch gesellschaftlich verteilt werden. In einer sozialistischen Gesellschaft wird auch Wirklichkeit, wofür schon Karl Marx und Friedrich Engels geworben haben: Nieder mit dem Lohnsystem!

 

In den IG Metall-Tarifrunden für die Millionen Kolleginnen und Kollegen geht es um mehr als "nur" um ein paar Prozentpunkte. Es geht darum, an der ganzen Bandbreite der gesellschaftlichen und politischen Fragen die eigene Rechnung aufzumachen und zu kämpfen - gegen die Abwälzung der Krisenlasten, das gescheiterte Krisenmanagement, für höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, für konsequenten Gesundheitsschutz – für den weiteren Weg zur Arbeiteroffensive!

 

In diesem Sinne ist auch Kritik an einer leisetreterischen Führung der Tarifrunde durch die IG Metall-Verantwortlichen nötig, die den Anschein hat, als wolle man das Ganze schnell hinter sich bringen, Konfrontation und Kämpfe möglichst vermeiden. Dazu ist jetzt angesagt: Selbst die volle Verantwortung in der Tarifrunde zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass die Gewerkschaften zu Kampforganisationen werden!

 

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