Halle an der Saale
Warum keine Ehrung für Sigmund Jähn?
Halle an der Saale soll ein neues Planetarium erhalten. Es kam der naheliegende Vorschlag, es nach Sigmund Jähn zu benennen, dem ersten Deutschen im Weltraum.
1978 flog er mit dem sowjetischen Kosmonauten Bykowski ins All. Nach 125 Erdumrundungen und zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten begann der Rückflug zur Erde. Sigmund Jähn blieb zeitlebens sehr populär bei der Bevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern, während sein Name im Westen nur wenig bekannt ist.
Das soll auch so bleiben, geht es nach Frau Neumann-Becker, der Landesbeauftragten zur „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ in Sachsen-Anhalt. Sie erhebt öffentlich Widerspruch zur Benennung des Planetariums nach Sigmund Jähn – er sei zu „systemnah“. Sigmund Jähn war Mitglied der SED und lehnte es ab, sich von der DDR zu distanzieren.
Ähnlich geht es Täve Schur, Radsport-Legende und mehrfach ausgezeichnet als beliebtester Sportler der DDR. Dem ehemaligen Weltmeister der Amateure, Gewinner der Friedensfahrt und der Bronze- und der Silbermedaille im Mannschaftsfahren bei den Olympischen Spielen wurde 2011 die Aufnahme in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports verwehrt. Täve Schur war Mitglied der DDR-Volkskammer und später Bundestags-Abgeordneter für die PDS. Man konnte ihn immer wieder mal beim jährlichen Ostermarsch Sachsen-Anhalt treffen. Mit seinen heute fast 90 Jahren war er immer gut gelaunt und umgänglich.
Was bei Frau Neumann-Becker zum Vorschein kommt, ist schlichter Antikommunismus. Eine differenzierte Aufarbeitung der widersprüchlichen Geschichte der DDR ist mit dieser Denkweise nicht möglich. Viele Menschen empfinden es als tief ungerecht, das gesellschaftlichen Leistungen nicht anerkannt werden, die in der DDR erbracht wurden.